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Frankreich: Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt

Frankreich: Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt | Bild: BR

Auf der Prachtstraße Champs-Élysées greift die Polizei massiv durch, hunderte Beamte sind im Einsatz. Das ganz große Chaos in Paris können sie diesmal verhindern.
Aber auch in dieser Nacht brennt es, bricht sich die Wut der Randalierer in roher Gewalt Bahn. Es ist ein tiefer Graben entstanden zwischen der Polizei und den jungen Menschen aus den Vorstädten.

Tagsüber auf den Champs-Élysées, Noch schnell was klären, noch schnell eine Nachricht – Assa Traoré ist seit vergangenen Dienstag rund um die Uhr unterwegs, seit der 17-jährige Nahel von einem Polizisten getötet worden war. Der Vorfall bringt ihr Anliegen wieder in die Schlagzeilen: "Wir sind Bürger. Wir müssen uns so frei wie möglich bewegen können und das muss gewährleistet sein. Natürlich gibt es Rassismus, das kann man so sagen. Es gibt systematischen Rassismus, den der französische Staat anerkennen muss."

Tod in Polizeigewahrsam

Assa Traoré ist eine der bekanntesten Aktivistinnen Frankreichs, seit ihr Bruder Adama 2016 in Polizeigewahrsam unter noch immer ungeklärten Umständen starb. Sie organisiert immer wieder Demonstrationen, um auf sein Schicksal aufmerksam zu machen und auf das von so vielen anderen, die aufgrund ihrer Hautfarbe und Herkunft diskriminiert werden, so wie möglicherweise auch Nahel.

Direkt nach Nahels Tod ist sie an der Seite seiner Mutter Mounia – gemeinsam rufen sie auf Instagram zu einem Trauermarsch auf. "Gerechtigkeit für Nahel" rufen sie. Tausende kommen, um gegen Polizeigewalt und Rassismus zu protestieren und um dem jungen Mann zu gedenken.

Im Zentrum des Trauermarschs: Mounia, die Mutter von Nahel. Bilder von ihrem Sohn sind keine zu sehen, sie wollte es so, aus Respekt vor ihm.
Assa Traoré ist auch hier an der Seite der Familie von Nahel. Struktureller Rassismus in der französischen Polizei ist ein Problem, das schon lange gärt. Das hat auch das Genfer UN-Menschenrechtsbüro gerade wieder betont.
Assa Traoré fordert seit Jahren Gerechtigkeit für ihren Bruder Adama. Mit der "Black Lives Matter"-Bewegung in den USA nach dem Tod von George Floyd hat sie neuen Rückenwind bekommen. Allein: geändert hat sich in Frankreich - nichts. Junge Menschen aus den Vorstädten haben schlechtere Chancen in fast allen Bereichen.

Tote bei Polizeikontrollen

Im vergangenen Jahr starben 13 Menschen bei Polizeikontrollen. In diesen Fällen setzt Assa Traoré sich für Betroffene ein. Ein Mann, der sie auf der Straße erkennt, bittet sie in einem familiären Fall um Hilfe. Der Polizei vertraut er nicht. Versprechen kann sie nichts. Aber sie will es versuchen.

Derweil bereitet Frankreich sich auf eine weitere Nacht der Gewalt vor. Zurzeit ist völlig unklar, wie das tiefe Misstrauen zwischen Polizei und den wütenden Menschen aus den Vorstädten beseitigt werden kann.

Autorin: Sabine Bohland, ARD Paris

Stand: 02.07.2023 19:46 Uhr

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