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Dubai: Vertical Farming

Dubai: Vertical Farming | Bild: BR

Aussaat von Blattsalat in sterilem Schaumstoff. Ohne Erde, ohne Sonne. Bushara Parambia setzt einen Samen in jedes Loch. Hunderte Male. Ein quälend langsamer Prozess. Die Biochemikerin aus Indien darf die klinisch reine Halle nur mit Kittel, Handschuhen und Mundschutz betreten. Über fünf Stockwerke sprießen in nur zwei Wochen Tausende Pflanzen. Keime, Pilze, Insekten müssen draußen bleiben. Nichts wird dem Zufall überlassen. Exakt dosiertes LED-Licht, das phasenweise abgeschaltet wird. Die Temperatur: konstant bei 23 Grad. Das Wasser wird mit einem speziellen Nährstoffmix versehen. Sensoren überwachen den Prozess. Eine High-Tech-Fabrik für die Massenproduktion von Gemüse am Golf. Und doch betrachtet die 23-Jährige die Retortenpflanzen als ihre Babys: "Wir kümmern uns um sie und päppeln sie wie unsere Babys hoch. Nach einer gewissen Zeit kommen sie in eine andere Halle zu den Größeren, wie bei menschlichen Babys auch. Wir kümmern uns um sie wie um unsere Kinder."

Sind sie groß, werden sie in Dubai abgesetzt. Der Bedarf an frischem Gemüse ist enorm in der Glitzerstadt am Golf. 80 Prozent wird bislang importiert – zu hohen Kosten für die Umwelt. Ein Anbau in der Wüste am Rand der Millionenmetropole ist kaum möglich: Staubtrockene Böden, Temperaturen bis zu 55 Grad, Süßwasser ist rar und teuer.

Gemüse aus der Fabrik ist deshalb ein Ansatz in den Emiraten, der Sinn zu machen scheint. In nur sechs Monaten wurde die weltgrößte vertikale Farm aus dem Wüstensand gestampft. Seit Juni ist sie in Betrieb. Ein Symbol der Effizienz, der Unabhängigkeit.

Schneller Wuchs mit weniger Ressourcen, aber mehr Energiebedarf

Blattgemüse, Grünkohl, Petersilie, Spinat und Rucola: diese Gemüsesorten wachsen in der Halle sehr viel schneller als im Freien, wie Bushara Parambia beobachtet hat. Und das mit sehr viel weniger Wasser: Es läuft im Kreislauf, wird gefiltert. Das spart 95 Prozent verglichen mit der Landwirtschaft im Freien. Auch der Platzbedarf ist viel geringer. Klimaanlagen, Licht und Windmaschinen allerdings kosten reichlich Energie und Geld. Die Schattenseite von Fabrikprodukten.
Geerntet wird schon nach vier Wochen, von Hand statt mit Maschine. Zu groß ist die Gefahr, die Stängel zu beschädigen, die Pflanze zu zerstören. Schließlich kann sie bis zu zehn Mal abgeerntet werden. Bushara schaut den Mitarbeitern deshalb auf die Finger. Sie führt das Team der Erntehelfer – die einzige Chefin unter 71 Mitarbeitern aus aller Welt. Gut 2000 Pflanzen muss jeder pro Tag schaffen. Knochenarbeit im Akkord.
Kälteschock in der Verpackungshalle. 1200 Kilo Pflanzen werden hier Tag für Tag verpackt bei knapp vier Grad. Die Mitarbeiter wiegen jede Tüte einzeln ab. Bushara passt auf, dass die Endprodukte schön und sauber aussehen, bevor sie in den Handel kommen.

Zu den Supermärkten in Dubai sind es kurze Wege, auch das ein Vorteil gegenüber importierten Waren. In den Supermärkten Dubais wird das Gemüse aus vertikaler Landwirtschaft mit reichlich Werbung angepriesen. Die Preise sind gesalzen. Die High-Tech-Produkte kosten gut doppelt so viel wie importiertes Billiggemüse. Viele Verbraucher halten sich deshalb zurück, auch wenn ihnen die Idee gefällt.

Autor: Daniel Hechler, ARD Kairo

Stand: 19.03.2023 19:41 Uhr

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