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China: Die Liebesjäger

Er ist auf der Suche – nach Frauen. Aber nicht für sich. Yin Zhizhong und seine Kollegin sind Liebesjäger. Ihr Revier: Die noblen Einkaufsstraßen von Shanghai. Die Zielpersonen sollen auffallend schön sein. Modisch und elegant. Mindestens 1 Meter 63 groß.

Liebesjäger für sechs Millionen registrierte Kunden

China: Die Datingindustrie boomt – mehr als 200 Singles suchen die Liebe fürs Leben
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"Ich sage "Hallo" zu ihnen und stelle mich mit meinem Job vor. Dann lobe ich ihre Schönheit und frage sie, ob sie einen Freund haben oder Single sind", erzählt Yin Zhizhong. Der 33-Jährige sucht Heirats-Kandidatinnen für reiche Männer. Doch die ersten Frauen lassen ihn heute abblitzen. Die Liebesjäger arbeiten für eine besondere Partneragentur. Sechs Millionen registrierte Kunden, eher klein in China, aber dafür auch mit maßgeschneiderten Angeboten ab 10.000 Euro pro Jahr. James Wang möchte heiraten. Er arbeitet bei einem Autoimporteur, ist beruflich sehr eingespannt, deshalb findet die Agentur Kandidatinnen für ihn, organisiert Treffen. "Sie hier sieht süß aus, sagt seine Beraterin. Sie ist aus Shanghai, beide Eltern sind Beamte", sagt Yin Zhizhong.

Der Manager besitzt ein Apartment und ein Luxusauto. Das macht in China Eindruck. "Wenn du ein besseres Auto hast, hast du vielleicht eine bessere Chance, tolle Frauen zu finden, aber in die Richtung will ich nicht. Ich möchte die richtige Frau finden, eine Frau, die mich nicht nur für diese Dinge schätzt, die ich habe, sondern mehr meine Person", so James Wang, Kunde bei Diamond Love.

Liebe allein ist in China nicht genug

Bei 200 Millionen Singles im Land ist die Auswahl zwar groß, doch auch die Ansprüche sind hoch, weiß der Agenturchef, zum Beispiel beim Geld. Liebe allein ist in China nicht genug. "Ohne finanzielle Sicherheit wäre die Liebe ein Luftschloss. Illusorisch. Das wirtschaftliche Fundament ist eine Voraussetzung. Natürlich geht es nicht nur darum, aber es ist ein Faktor", so Xu Tianli. Für die betuchten Kunden werden solange Kandidatinnen gesucht, bis es irgendwann funkt. An den Agenturwänden vermittelte Paare: Trophäen im hart umkämpften chinesischen Heiratsmarkt.

In diesem Park in Shanghai wird noch traditionell verkuppelt. Eltern suchen für ihre Kinder und preisen sie auf den Regenschirmen nüchtern an: Studium in Deutschland, Job in ausländischer Firma, Gehalt rund 1300 Euro im Monat. Häufig gesucht: Mann mit Apartment. Die Eltern der Ein-Kind-Generation fürchten, dass ihre Söhne und Töchter einsam und ohne Nachwuchs enden. Viele liegen ihren Kindern schon ab Mitte 20 in den Ohren mit der Frage nach den Heiratsplänen. Ab 30 gelten Frauen in China als sogenannte Übriggebliebene.

China: Heiratsmarkt in Shanghai – Eltern wollen ihre erwachsenen Kinder verkuppeln und preisen sie auf Regenschirmen an
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Männerüberhang wegen Ein-Kind-Politik Chinas

Auch hier soll der Liebe auf die Sprünge geholfen werden: Jeden Abend Speed-Dating. Die Ein-Kind-Politik Chinas hat zu einem großen Männerüberhang geführt. Dennoch haben Frauen es nicht leichter bei der Partnersuche, sie sind wählerischer, Chinesinnen orientieren sich nach oben, sagen die Experten. Männer hingegen suchen in ihren sozialen Schichten oder etwas darunter.

Nicht weit entfernt, in einer der Top-Adressen Shanghais, trainiert eine Agentur Männer für die anspruchsvolle Frauenwelt. Pei hat eine kleine Firma, aber keine Eigentumswohnung – jetzt macht er Atemübungen. Der 31-Jährige steht unter Druck, die Eltern drängeln, und schüchtern ist er auch. Beraterin Sunny Ouyang gibt Datingkurse und zeigt Männern, worauf es in Beziehungen neben Auto und Wohnung noch ankommt. Viele ihrer Kunden offenbaren Defizite bei den Grundlagen.

"Die Ein-Kind-Generation ist etwas egoistisch und überheblich aufgewachsen. Sie sind es gewohnt, dass sich alles um sie dreht. Wenn sie nun einen Partner suchen, können sie auch zu eigensüchtig sein. Sie haben Schwierigkeiten, sich in die andere Person hinein zu fühlen", erzählt Sunny Ouyang, Banpei Love Academy.

Flirtcoaching mitsamt Styleberatung

China: Partneragenturen boomen – vor allem junge Chinesen geben tausende Euro aus
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Ein Blick in Peis Kleiderschrank. 12000 Euro kostet das Einzelcoaching, das erst endet, wenn er eine Frau gefunden hat. So wird das jedoch nichts. Beraterin Sunny hat schon viel gesehen, aber damit könne er nicht ernsthaft zu einem Date wollen. Sie rät zu besserer Qualität, seriöser, mehr Business-style, nicht zu lässig. Das meiste solle er gleich entsorgen. Das sagt sie, ginge so eben noch durch. Dann die Körperhaltung, Brust raus, gerade stehen, Bauch einziehen, so fühle er sich selbstsicherer. Die ersten Sitzungen haben schon Fortschritte gebracht.

"Ich übernehme jetzt die Initiative und spreche Frauen an. Ich bin aktiver, das ist sehr wichtig", so Pei Yangyang, Flirt-Schüler. Bis zur nächsten Sitzung will er ein Date vorweisen können, verspricht er seiner Trainerin. Auf eine Frau hat er schon ein Auge geworfen. Zurück bei den Liebesjägern. Eine Frau hat Interesse, ihre Daten werden aufgenommen. Welchen Typ Mann sie sucht, möchte sie uns nicht sagen. Ein Foto für die Karteiverwalter in der Agentur. Der Liebesjäger ist zufrieden.

"Wir haben eine elegante klassische Schönheit gefunden mit viel Ausstrahlung. Sie ist 1 Meter 70 groß und Privattrainerin in einem Fitnessstudio", erzählt Yin Zhizhong.

Und noch ein Erfolg. Die nächste Kandidatin fühlt sich zunächst etwas überrumpelt. Doch dann willigt sie ein. Und eh' sie sich versieht – ist sie plötzlich Heiratskandidatin.

Autor: Mario Schmidt / ARD Studio Peking

Stand: 28.08.2019 11:08 Uhr

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