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Brasilien: Angriff auf den Amazonas in Corona-Zeiten

Brasilien: Angriff auf den Amazonas in Corona-Zeiten | Bild: picture alliance / NurPhoto

Unterwegs mit Brasiliens Umweltpolizei auf der Suche nach Goldgräbern. Die Beamten filmen ihren Einsatz, auch, als sie – mitten im Dschungel – einen Bagger entdecken und kurz darauf anzünden.
Offenbar sind die Goldgräber kurz zuvor geflohen. Sie hatten den Regenwald erst abgeholzt und dann den Boden nach Edelmetall durchpflügt.
Auch die Generatoren werden unbrauchbar gemacht Und Der Treibstoff, der neben einer illegalen Landebahn der Goldgräbermafia lagert - das alles inmitten eines indigenen Schutzgebiets. Aus der Luft wird das Ausmaß der Zerstörung sichtbar.

Sieben Polizisten für ein Gebiet von Deutschlands Größe

Gerade mal sieben Umweltpolizisten kämpfen hier auf einer Fläche so groß wie Deutschland gegen die Urwaldmafia.

Kurz darauf sind die Goldgräber bereits zurück. "Schau Dir das an, Bolsonaro", beschweren sie sich per Handyvideo bei Brasiliens Präsident über die Razzia der Umweltpolizei.
Seit seinem Amtsantritt fordert Brasiliens rechtsextremer Präsident Bolsonaro die Öffnung von indigenen Schutzgebieten für Goldgräber, Holzfäller und Viehzüchter. Gleichzeitig schwächt er – ganz gezielt – die Umweltschutzbehörden. Widerstand leistet bislang nur das Parlament, dann, wenn sich Bolsonaro immer wieder offen auf die Seite der Kriminellen stellt.

In den letzten zusammenhängenden Amazonasgebieten Brasiliens leben Ureinwohner bis heute ohne Kontakt zur Außenwelt.
Goldgräber zerstören nicht nur ihren Lebensraum. Sie bringen auch das Virus hierher. Dabei sollen diese Völker laut Experten ein Immunsystem besitzen, dass anfälliger für das Virus ist. Auch deshalb bedanken sich Brasiliens Ureinwohner bei der Umweltpolizei für ihren Einsatz.

Polizisten als Ziel der Mafia

Gleichzeitig geraten die Beamten ins Visier der Urwaldmafia. Dies hatten die Beamten bereits im vergangenen Jahr zu spüren bekommen. Nach einer Razzia feuerten Kriminelle Schüsse in Richtung der Umweltpolizisten ab.
Dazu kommt der politische Druck auf die Behörde und ihre Mitarbeiter. Unter Bolsonaro wurden die Mittel für die Überwachung und den Schutz des Amazonas drastisch gekürzt. Und: Seit Monaten bleiben die Strafen, die die Beamten gegen Kriminelle verhängen, wirkungslos, weil Bolsonaro die Eintreibung per Dekret gestoppt hat.

Die Folgen sind schon jetzt sichtbar: In den ersten vier Monaten des Jahres wurde so viel Urwald zerstört wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Allein im April eine Fläche in etwa so groß wie der Bodensee. Auch die Kontrollen der Umweltpolizei konnten daran nichts ändern, denn es sind zu wenige Razzien und zu wenige Beamte.

Schlechtes 2020

2020 dürfte wieder mal ein Jahr werden mit einer Rekordabholzung. Bei ihrer vorerst letzten Razzia fanden die Beamten auch ein Lager von Holzfällern, das diese zuvor eilig verlassen hatten. Auch das liegt in einem Indigenen-Schutzgebiet. Vermutlich werden die Holzfäller bald zurückkehren. Die beiden leitenden Umweltpolizisten wurden kurz nach dieser Razzia strafversetzt – von Bolsonaros Umweltminister. Dabei haben sie nur ihren Job gemacht, wie es Brasiliens Verfassung vorschreibt: Den Schutz des Regenwaldes.

Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro

Stand: 24.05.2020 22:09 Uhr

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