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Brasilien: Amazonas – Bilanz der Brände

Die Spuren der Brände sind immer noch sichtbar. Sie erinnern João Romano bis heute an die Tage im September. Als hier – in Sichtweite seines Hauses – alles lichterloh brannte. Fünf Tage und fünf Nächte kämpfte er gegen die Flammen.

"Mit anderen freiwilligen Helfern haben wir einen Großteil der Arbeit gemacht. Bis mitten in die Nacht hinein – und am nächsten Tag wieder ab fünf Uhr früh. Denn wir lieben diesen Ort, diesen Urwald neben unserem Dorf. Der ist Teil unseres Herzens", so João Romano, Freiwilligenbrigade.

Holzfäller-Mafia im Urwald

Brasilien: Feuchtgebiet Pantanal – dort brennt es jetzt vermehrt
Brasilien: Feuchtgebiet Pantanal – dort brennt es jetzt vermehrt

Sie konnten das Schlimmste verhindern, einen Großteil des Reservats von Alter do Chão im Amazonasgebiet retten, weil João Freiwillige um sich scharte, die die Feuerwehr unterstützten. Nebenan liegt ein Gebiet der Holzfäller. Diese könnten die Brände verursacht haben, glaubt João. Erst als die Regierung – nach langem Zögern – die Brände zur Chefsache erklärte, entspannte sich die Lage am idyllischen Amazonasstrand von Alter do Chão. Dass selbst an touristischen Orten, wie diesem, zahlreiche Feuer ausgebrochen waren, hatte international für Schlagzeilen gesorgt. Zwar gebe es jedes Jahr nach der Regenzeit Brände, erzählt João. Doch in diesem Jahr sei deren Zahl um ein Vielfaches höher.

"Noch ist Trockenzeit, deshalb bleiben wir bis Januar in Alarmbereitschaft. Jeden Moment kann ein neues Feuer ausbrechen. Es ist so trocken, dass schon eine Unachtsamkeit ausreicht", sagt João Romano, Freiwilligenbrigade.

Der Urwald rund um Alter do Chão ist in den Fokus der Holzfäller-Mafia geraten. Die hat es auf wertvolle Edelhölzer abgesehen, die über Sägewerke heimlich auf den Markt gebracht werden. Offen reden will keiner über die kriminellen Praktiken. Doch einer, der sich auskennt, aber nicht erkannt werden will, erzählt uns, dass hier seit dem Antritt der Bolsonaro-Regierung jede Nacht bis zu einhundert Holz-LKW heimlich den Wald verlassen.

"Präsident Bolsonaro verkörpert jetzt die Hoffnung, die diese illegalen Unternehmer immer hatten. Jetzt können sie ihre kriminellen, korrupten Aktivitäten problemlos ausführen und diejenigen unterdrücken, die sich ihnen in den Weg stellen", so eine anonyme Stimme.

Natur-Idyll – bedroht wie nie zuvor

Brasilien: Amazonas – vier Monate nach den verheerenden Bränden – eine Billanz
Brasilien: Amazonas – vier Monate nach den verheerenden Bränden – eine Billanz

Den Holzfällern in den Weg gestellt haben sich die "Wächter des Waldes". Eine Gruppe indigener Aktivisten, die dutzende illegale Holztransporte in ihrem Reservat erst gestoppt haben. Und schließlich angezündet. Einer von ihnen war: Paulino Guajajara. Anfang November wurde er erschossen. Von der Holzmafia, heißt es. Denn die spürt den Rückenwind durch Präsident Jair Bolsonaro. Der hat zugegeben, die Brände mit seiner Rhetorik mitverursacht zu haben, bleibt aber bei seiner umweltfeindlichen Haltung. "Wir werden unser artenreiches Amazonasgebiet ausbeuten. Denn die Indigenen, die dort leben, wollen nicht mehr wie prähistorische Wesen behandelt werden."

Ausbeutung mit dem Segen des Präsidenten. Bittere Realität nicht nur im Amazonasgebiet von Alter do Chão, sondern auch weiter südlich: Im Pantanal, einem der größten Feuchtgebiete der Erde. Farmer versuchen hier seit Jahren, Land zu gewinnen. Wohl auch deshalb wüten gerade die schlimmsten Brände seit dem Jahr 2002.

Allein im Oktober wurde in dem Schutzgebiet der UNESCO eine Fläche, so groß wie Berlin zerstört. Dabei ist das Naturparadies von Weltrang Heimat für seltene Arten. Einer der letzten Flecken unberührter Natur. Bootsmänner registrieren seit Wochen immer mehr Buschfeuer – manche lodern ganz nah am Ufer.

"Diese Brände gibt es oft. Dann, wenn jemand eine brennende Zigarette wegschmeißt. Oder wenn Fischer am Ufer ihr Essen über dem Feuer warm machen. Die vergessen dann ab und an es zu löschen. Wenn dann ein Windstoß kommt, greifen die Flammen auf die Wälder über", sagt Wilson Malheiros, Bootsmann.

20 Mal mehr Brände als noch im Vorjahr – das ist die traurige Bilanz der Behörden im Pantanal. Rauchschwaden werden bereits mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages sichtbar. In einem Natur-Idyll, das so sehr bedroht ist wie nie zuvor.

Autor: Matthias Ebert / ARD-Studio Rio

Stand: 02.12.2019 19:36 Uhr

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