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Südafrika: Energiekrise im Sonnenland

Südafrika: Energiekrise im Sonnenland | Bild: ARD

Das Schauspiel ist spektakulär wenn der Strom in ganzen Stadtteilen für vier Stunden abgeschaltet wird. Abendessen bei Kerzenlicht – die romantische Seite der Energiekrise in Südafrika.

Essen bei Kerzenlicht
Essen bei Kerzenlicht | Bild: Bild: BR

Aber nicht jeder Restaurantgast ist begeistert: "Das ist die Rückkehr in dunkle Zeiten, ins Mittelalter, als wir alles mit Stift und Papier machten, vor den Computern." Witze machen die Südafrikaner darüber. Aber wirtschaftlich ist der Beinahezusammenbruch der Energieversorgung ein Desaster.

Stromsperren gefährden die Wirtschaft

Darryl Dale
Darryl Dale | Bild: Bild: BR

Darryl betreibt eine Spritzgussfertigung: Hohe Investitionskosten und extrem hoher Energiebedarf. Als 2008 der südafrikanische Energieversorger zum ersten Mal die Stromrationierung einführte, war sein Unternehmen noch jung. Die Stromkrise brachte ihn kurz vor den Bankrott:

»Wenn der Strom ausfällt, dann passiert Folgendes: Das Material im Kolben wird hart, du bekommst es nicht mehr raus. Manchmal müssen wir die ganze Maschine auseinanderbauen – das braucht einen Tag. Das hat mich fast ruiniert. Was sollen wir denn machen? Ohne Strom können die Jungs hier den Boden fegen oder heimgehen.«

Dabei schien Südafrika immer Strom im Überfluss zu haben. Reiche Kohlevorkommen machten den Strom sogar extrem billig. Doch in die Infrastruktur investierte keiner. Jetzt hält das Netz dem steigenden Bedarf nicht mehr Stand. Wirtschaftsexperte Azar Jammine warnt vor afrikanischen Verhältnissen: "Das passiert ja erst seit ein paar Jahren, dass wir hier extreme Engpässe beim Strom haben. Der Rest von Afrika ist seit langem an solche Verhältnisse gewöhnt, es ist nichts dramatisch Neues für uns."

Tatsächlich stieg der Bedarf an Strom erheblich, wie übrigens in ganz Afrika. Ein Zeichen für Wachstum und ein bisschen Wohlstand auch unter den Armen der Gesellschaft.

Zurück in die Vergangenheit

Thandi Malinga
Thandi Malinga | Bild: Bild: BR

Thandi und ihre Familie können sich noch an die Zeiten erinnern, als sie kein elektrisches Licht hatten. Immer öfter ist es jetzt so wie damals, sagt Thandi Malinga:

»Wir fangen mit dem Kochen jetzt wieder früher an, wenn es noch hell ist, damit wir in jedem Fall die Kinder fertig gefüttert haben, wenn der Strom ausfällt. Aber manchmal wird er auch über Nacht nicht wieder angeschaltet. Dann ist es morgens sehr schwer: kein warmes Wasser, um die Kinder zu waschen.«

Wer es sich leisten kann, investiert in Generatoren. Weil keiner dem staatseigenen Energieversorger mehr traut, sind die, die die Generatoren aufstellen, die Gewinner der Energiekrise. Ihre Auftragsbücher sind voll, sagt Barney Pretorius: "Die meisten unserer Teile kommen von Übersee, wie die Maschine da zum Beispiel. Das heißt, wir müssen schon lange im Voraus bestellen. Also ja, wir sind unter Druck, nicht nur wir, sondern die ganze Generatorenbranche."

Die Regierung setzt auf Atomkraft

Eine Frau an einem Solarkocher
Eine Frau an einem Solarkocher | Bild: Bild: BR

Ein Gutes hat die Krise: Jetzt haben erneuerbare Energien eine Chance. Das Wetter ist bestens geeignet, aber die Regierung setzt vor allem auf Atomkraftwerke aus Russland und aus China. Frühestens in zehn Jahren sind die am Netz.

Wirtschaftsexperte Azar Jammine weist auf die Gefahren für die Wirtschaft hin: "Die Verlässlichkeit in Sachen Energie sinkt Stück für Stück. Viele haben deshalb ihre Investitionen zurückgezogen. Das ist der verheerendste Effekt: Das langfristige Wachstum der ganzen Volkswirtsaft kommt unter Druck."

Optimismus klingt anders. Der afrikanische Aufschwung jedenfalls kommt langsamer, als von vielen vorhergesagt.

Autor: Ulli Neuhoff, ARD Johannesburg

Stand: 08.06.2015 19:35 Uhr

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