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Bangladesch: "Gefällt mir" – Klicks auf Bestellung

Wie facebook-Bewertungen manipuliert werden

Bangladesch: Gefällt mir - Klicks auf Bestellung | Bild: BR
Bangladesch: Gefällt mir - Klicks auf Bestellung
Verkehr in Dhaka
Verkehr in Dhaka | Bild: Foto: BR

Dhaka, Hauptstadt von Bangladesch: Welthauptstadt der Klick-Unternehmen. Das Land gehört zu den ärmsten der Welt. Trotzdem: Eine junge, aufstrebende Mittelschicht. Digitale Medien. Smartphones. Computer. Fans auf Bestellung. Ein Riesen-Geschäft.

Wir haben 18 Firmen ausfindig gemacht. Nur eine Zusage für Filmaufnahmen.

Wir machen uns auf den Weg. Kaum Straßennamen. Nicht einfach. Schließlich, am Ende einer kleinen Gasse, Randbezirk. Günstige Mieten. Billige Arbeitskräfte. Ein schmales Hochhaus. Sechs Stockwerke. Die Firma "Zaman IT“.

Masud Rana
Masud Rana | Bild: Foto: BR

Wir treffen den Inhaber: Masud Rana, 29. Abschluss in Informatik. 20 Mitarbeiter. Klick für Klick arbeiten sie sich durch die Aufträge.

Der Chef zeigt uns, wie unkompliziert das ist:

»"Hier, sehen sie, ganz einfach. Nur draufdrücken und dann geht der Zähler weiter." Masud Rana«

Die Firma nutzt tausende reale Facebook-Konten von Freunden, Bekannten, Studenten. Die bekommen dafür einen kleinen Obolus.

»"Ich habe mein Geschäft 2008 gegründet. Mittlerweile habe ich mehr als 2500 Kunden. 500 kommen jedes Jahr hinzu. Im Durchschnitt schaffen wir 1000 Klicks pro Tag. Wenn der Kunde mehr möchte, zum Beispiel 100.000, ist das auch kein Problem." Masud Rana, Inhaber Zaman IT«

Die Kunden: meist Unternehmen aus Europa und Nordamerika. Warenanbieter im Netz. Immer mehr Firmen wollen so ihr Image aufbessern. Mehr Klicks. Mehr Aufmerksamkeit. Davon versprechen sie sich höhere Verkaufszahlen. 1000 Klicks kosten nur zwei Euro. Dafür müssen die Mitarbeiter hart schuften.

»"Kein Problem für mich. Nach Studienabschluss ein guter Anfang. Die Arbeit ist okay.“ Waheeda Hussein, Mitarbeiterin Zaman IT«

Mitarbeiter an ihren Computern
Mitarbeiter an ihren Computern | Bild: Foto: BR

60 Euro im Monat Gehalt. Für Klicks im Zwei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr. Sechs Tage die Woche.

»"Klicken ist ein ganz normaler Job. Ich habe keine Bedenken dagegen.“ Mahmud Ul Hasan, Mitarbeiter Zaman IT«

Masud Rana, der Firmeninhaber auch nicht. Und die Auftraggeber schon gar nicht. Der 29-Jährige zeigt uns ein besonders krasses Beispiel von einem Geschäftsmann aus Bangladesch, der in die Politik einsteigen will.

»"Wir haben ihm über 50.000 likes verschafft.“ Masud Rana«

Kein Gesetz in Bangladesch verbietet das Klick-Business. Das schnelle Geld lockt. Immer mehr Firmen werden gegründet.

»"Jedes Jahr machen 5000 Studenten in unserem Land einen Abschluss in Computerwissenschaften. Es gibt keinen Job für sie. Das Klick-Geschäft ist die einzige Chance, Geld zu verdienen.“ Mohammad Zahidur Rahman, Professor Computerwissenschaften Jahangirpur Universität Dhaka«

Auch diese jungen Informatikstudenten, alle Anfang 20, haben das Klick-Geschäft als Einkommensquelle entdeckt, um ihr Studium zu finanzieren. Wir treffen sie in einer Privatwohnung. Früher arbeiteten sie mit einem automatisierten Computer-Programm.

»"1000 likes in wenigen Minuten. Kein Problem.“ Imranul Haq, Informatik-Student«

Ein Student und Jürgen Osterhage
Ein Student und Jürgen Osterhage | Bild: Foto: BR

Am Beispiel der Weltspiegel-Facebook-Seite zeigen sie uns, wie es funktioniert. Ein paar Eingaben in den Computer. Schon steigen die Zahlen. Doch dieser Klickbetrug ist inzwischen einfach aufzudecken. Facebook löschte die Zahlen am nächsten Tag.

Die Studenten arbeiten jetzt mit realen Facebook-Konten von Freunden.

»"Viel von dem Geld, das ich verdiene, spare ich, denn ich möchte nach Studienabschluss eine eigene Firma gründen.“ Miskat Mahmud Simanto, Informatik-Student«

Hoffnung auf ein besseres Leben. Das ist auch der größte Antrieb von Masud Rana. Noch lebt er zuhause mit Eltern und Geschwistern in einem kleinen Apartment. Acht Personen auf 50 Quadratmetern.

»"Zuerst möchte ich eine Eigentumswohnung kaufen, denn wir wohnen noch zur Miete. Das habe ich mir schon immer gewünscht. Und dann habe ich noch einen großen Auto-Traum: Einen BMW.“ Masud Rana«

Doch noch fährt der 29-Jährige Motorrad. Wohl nicht mehr lange bei der Nachfrage nach Klicks im Internet.

Autor: Jürgen Osterhage / ARD Neu Delhi

Stand: 15.04.2014 11:05 Uhr

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