So., 25.08.13 | 19:20 Uhr
Das Erste
Bangladesch: "Gefällt mir" – Klicks auf Bestellung
Wie facebook-Bewertungen manipuliert werden
Dhaka, Hauptstadt von Bangladesch: Welthauptstadt der Klick-Unternehmen. Das Land gehört zu den ärmsten der Welt. Trotzdem: Eine junge, aufstrebende Mittelschicht. Digitale Medien. Smartphones. Computer. Fans auf Bestellung. Ein Riesen-Geschäft.
Wir haben 18 Firmen ausfindig gemacht. Nur eine Zusage für Filmaufnahmen.
Wir machen uns auf den Weg. Kaum Straßennamen. Nicht einfach. Schließlich, am Ende einer kleinen Gasse, Randbezirk. Günstige Mieten. Billige Arbeitskräfte. Ein schmales Hochhaus. Sechs Stockwerke. Die Firma "Zaman IT“.
Wir treffen den Inhaber: Masud Rana, 29. Abschluss in Informatik. 20 Mitarbeiter. Klick für Klick arbeiten sie sich durch die Aufträge.
Der Chef zeigt uns, wie unkompliziert das ist:
Die Firma nutzt tausende reale Facebook-Konten von Freunden, Bekannten, Studenten. Die bekommen dafür einen kleinen Obolus.
Die Kunden: meist Unternehmen aus Europa und Nordamerika. Warenanbieter im Netz. Immer mehr Firmen wollen so ihr Image aufbessern. Mehr Klicks. Mehr Aufmerksamkeit. Davon versprechen sie sich höhere Verkaufszahlen. 1000 Klicks kosten nur zwei Euro. Dafür müssen die Mitarbeiter hart schuften.
60 Euro im Monat Gehalt. Für Klicks im Zwei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr. Sechs Tage die Woche.
Masud Rana, der Firmeninhaber auch nicht. Und die Auftraggeber schon gar nicht. Der 29-Jährige zeigt uns ein besonders krasses Beispiel von einem Geschäftsmann aus Bangladesch, der in die Politik einsteigen will.
Kein Gesetz in Bangladesch verbietet das Klick-Business. Das schnelle Geld lockt. Immer mehr Firmen werden gegründet.
Auch diese jungen Informatikstudenten, alle Anfang 20, haben das Klick-Geschäft als Einkommensquelle entdeckt, um ihr Studium zu finanzieren. Wir treffen sie in einer Privatwohnung. Früher arbeiteten sie mit einem automatisierten Computer-Programm.
Am Beispiel der Weltspiegel-Facebook-Seite zeigen sie uns, wie es funktioniert. Ein paar Eingaben in den Computer. Schon steigen die Zahlen. Doch dieser Klickbetrug ist inzwischen einfach aufzudecken. Facebook löschte die Zahlen am nächsten Tag.
Die Studenten arbeiten jetzt mit realen Facebook-Konten von Freunden.
Hoffnung auf ein besseres Leben. Das ist auch der größte Antrieb von Masud Rana. Noch lebt er zuhause mit Eltern und Geschwistern in einem kleinen Apartment. Acht Personen auf 50 Quadratmetern.
Doch noch fährt der 29-Jährige Motorrad. Wohl nicht mehr lange bei der Nachfrage nach Klicks im Internet.
Autor: Jürgen Osterhage / ARD Neu Delhi
Stand: 15.04.2014 11:05 Uhr
Kommentare