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Ukraine: Aktuell

Ukraine: Aktuell | Bild: ARD

Ein wenig Musik als Abwechslung für die Menschen in Dnipro. Der Krieg ist nicht weit entfernt, Raketen schlagen immer wieder auch hier ein. Yevgen ist Eventmanager. Vor dem Krieg hat er laute Parties organisiert – in diesen Zeiten sind eher leisere Töne gefragt. "Ich denke, dass Musik eine sehr wichtige Rolle im Krieg spielen kann. Sie gibt den Menschen Kraft und Inspiration. Musik kann bewirken, dass man auf andere Gedanken kommt, sich mit anderen Dingen beschäftigt", sagt Yevgen.

Ukraine: Vom Krieg, sagt die Ukrainerin Jana, wolle sie sich nicht einschüchtern lassen, wolle nicht hassen, denn die stärkste Waffe sei doch die Liebe.
Ukraine: Vom Krieg, sagt die Ukrainerin Jana, wolle sie sich nicht einschüchtern lassen, wolle nicht hassen, denn die stärkste Waffe sei doch die Liebe. | Bild: WDR

Eine der etwa 100 Leute, die an diesem Abend gekommen sind, ist Jana. Die 30-Jährige erzählt mir davon, dass der Krieg sie müde macht. Dass sie die vielen traurigen Bilder im Fernsehen nicht mehr ertragen kann: "Ich wollte einfach einmal wieder etwas anderes sehen als Krieg. Meine Gedanken und Gefühle drehen sich die ganze Zeit nur darum. Aber ich will auch andere Dinge sehen. Ich will Leben sehen." Es geht an diesem Abend um Ablenkung – und auch darum Spenden für Geflüchtete aus Kriegsgebieten zu sammeln. Auch Jana hilft ihnen. Nicht nur mit Geld, sondern auch in ihrer Funktion als angehende Psychotherapeutin. "Ich habe Geschichten gehört, auf die ich nicht vorbereitet war. Das war schwer. Manchmal tut es aber auch gut. Ich sehe die Dinge durch die Augen der Menschen. Ich sehe sie lachen. Und sie können endlich mal durchatmen", erzählt sie.

Eine Stadt hält zusammen

Durch ganz Dnipro rollt zurzeit eine riesige Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft. Auch hier in einer lokalen Brauerei, die von Bogdan geführt wird. In der Restaurantküche kochen sie seit Kriegsbeginn für Menschen in Not und für Soldaten an der Front. "Es ist so viel leichter, wenn man Teil eines großen Ganzen ist. Wir alle arbeiten für ein gemeinsames Ziel. Wir helfen unseren Mitmenschen, den Geflüchteten und denjenigen, die für eine freie Ukraine kämpfen", sagt Tochka Bogdan, der Leiter der Bierbrauerei.

Ukraine: Durch das ukrainische Dnipro rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft. In einer lokalen Brauerei kochen sie täglich 1600 Mahlzeiten für Geflüchtete aus dem eigenen Land.
Ukraine: Durch das ukrainische Dnipro rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft. In einer lokalen Brauerei kochen sie täglich 1600 Mahlzeiten für Geflüchtete aus dem eigenen Land. | Bild: WDR

Bis zu 1.600 Essen bereiten sie in der Brauerei täglich zu. Natasha hat hier schon vor dem Krieg gearbeitet. Seit Kriegsbeginn habe sich die Atmosphäre in der Küche aber noch einmal deutlich geändert: "Die Stimmung hier ist wie in einer großen Familie. Alle sind nett zueinander, jeder hilft sich. Wir schreiben uns ständig. Vor allem wenn es eine Explosion gab. Wir passen aufeinander auf." Man wolle die Menschen so lange unterstützen, wie es nötig sei, sagt Bogdan. Auch seinen eigenen Mitarbeitern hat er es lange Zeit freigestellt, ob sie überhaupt zur Arbeit erscheinen wollen. Doch kaum jemand ist zuhause geblieben, alle wollten mit anpacken. "Ich bin so stolz auf mein Team. Und unglaublich stolz ein Teil dieses Teams sein zu dürfen. Dieses Team gibt mir Kraft…Es ist schwer…Ich bin stark…(lacht und weint)...so tolle Menschen", erzählt er.

Menschen, die sich in Dnipro nach Alltag sehnen. Einem Leben ohne den Krieg. Ein Leben, wie sie es bis vor kurzem noch führten. "Natürlich kann Musik alleine nicht die Welt verändern. Aber die Musik hilft uns zusammenzuhalten. Wir können Spenden sammeln. Wir zeigen der ganzen Welt, was uns, unsere Kultur und unsere Musik ausmacht", sagt Yevgen.

Der Krieg ist in jeder Situation präsent, aber die Menschen in Dnipro wollen sich nicht davon einschüchtern lassen. Sie wollen weitermachen. So gut, wie sie es nur können. "Verschiedene Menschen sagen mir, dass ich im Moment leben soll. Dass ich den Moment fühlen soll. Und das stimmt. Es ist die richtige Zeit und der richtige Ort, mich hier und jetzt lebendig zu fühlen. Auch wenn das manchmal schwierig ist. Aber: ich will nicht hassen", erzählt Jana.

Denn Liebe – das sagt Jana am Ende noch – sei schon immer die stärkste aller Waffen gewesen.

Autor: Oliver Mayer

Stand: 25.04.2022 17:45 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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