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Afghanistan: Das Land der Taliban

Afghanistan: Das Land der Taliban | Bild: BR

Unsere ersten Kilometer in Afghanistan: Wir sind auf dem Weg nach Masar-i-Scharif. Nach einer Weile kommen wir an den ersten Taliban-Checkpoint, an dem wir aussteigen sollen, nicht aber, weil man uns kontrollieren will, sondern weil die Taliban Fotos mit uns machen möchten. Ich frage sie, wie sie die Situation in Afghanistan gerade einschätzen: "Es herrscht nun endlich Frieden hier. Es gibt keine Probleme in der Stadt. Die Menschen können sich zu jeder Zeit frei bewegen."
Es fällt mir etwas schwer dies zu glauben. Denn während des Interviews baumeln den Taliban die Waffen lose um die Schultern. Immer wieder zeigen die Gewehre dabei auch auf uns. Sorgen müssten wir uns als Deutsche aber nicht machen: "Wir haben keine Probleme mit Deutschen. Sie haben ja auch Projekte hier umgesetzt, ganz genau kenne ich die aber nicht. Unser Problem war ihre militärische Präsenz. Wir wollen aber gute Verbindungen zu Deutschland."

Ankunft in Masar-i-Scharif

Wir fahren nach Masar-i-Scharif hinein. Hier hatte die Bundeswehr bis Ende Juni ihr Lager aufgeschlagen. Im Stadtzentrum befindet sich Bush Bazaar, ein Markt, der bislang dafür bekannt war, dass dort auch internationale Ware zu bekommen war. Wir treffen Waheed Arman, immer wieder hatte er der Bundeswehr Lebensmittel abgekauft. Seitdem die Bundeswehr aber aus Masar-i-Scharif abgezogen ist und wenig später die Taliban die Macht im Land übernommen haben, weiß er nicht, wie es in der Zukunft weitergehen soll.

Nur wenige Meter vom Markt entfernt liegt das Bezirkskrankenhaus. Der Bau des Komplexes wurde von Deutschland mitfinanziert. Der Leiter des Krankenhauses, Doktor Yousaf Qazizada, führt uns über das Gelände und erzählt uns von den momentanen Problemen: "Es ist gerade wirklich schwer für uns, denn momentan haben wir so gut wie nichts. Wir haben kein Budget. Das System ist kollabiert."

Das Krankenhaus braucht Unterstützung

Wir werden auf die Frauenstation geführt; hier dürfen ausschließlich Ärztinnen arbeiten. Sie erzählen uns vom großen Einfluss, den Deutschland auf das Krankenhaus gehabt habe und wie dankbar sie dafür sind. Zahra Ahmad Abadi, Ärztin Bezirkskrankenhaus Masar-i-Scharif: "Die Deutschen haben das hier alles erst ermöglicht. Sie sind dafür verantwortlich, dass wir mittlerweile viele Leistungen anbieten können. Sie haben uns Kompetenz vermittelt. Wir haben nun viel größere Kapazitäten; sie haben damit allen Afghanen geholfen."

Wir erfahren, dass der neue Gesundheitsminister der Balkh-Provinz im Haus sei, ebenfalls ein Talib. Wir werden zu ihm geführt. Ich will von ihm wissen, ob er sich auch weiterhin Unterstützung von Deutschland erhofft. Mawlawi Shaikh Saddam, Gesundheitsminister Balkh-Provinz: "Wir brauchen auch in Zukunft Hilfe aus Deutschland, vor allem bei finanziellen und logistischen Dingen. Insgesamt 40 Jahre lang herrschte Krieg in Afghanistan, die Leute benötigen Unterstützung. Wir hätten gerne, dass Deutschland da einspringt."

Deutschland hat bereits angekündigt die Taliban nicht finanziell unterstützen zu wollen. Darunter leiden wird allerdings vor allem die afghanische Bevölkerung.

Autor: Oliver Mayer, ARD Neu Delhi

Stand: 19.09.2021 19:50 Uhr

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