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Afghanistan: Der Abzug

Afghanistan: Der Abzug | Bild: imago images/Xinhua

Schwarzer Rauch hängt über Kabul – am Nachmittag hat das US-Militär eine Rakete auf mutmaßliche Selbstmordattentäter abgeschossen. Damit sollte ein weiterer Anschlag am Flughafen verhindert werden. Die Vereinigten Staaten sprechen davon, dass ihnen keine zivilen Opfer bekannt seien. Laut Medienberichten sollen mehrere Menschen ums Leben gekommen.

Afghanistan: Die meisten hoffen auf eine Wiederkehr des Kalifats, hängen weiter der IS-Ideologie an
Afghanistan: Die meisten hoffen auf eine Wiederkehr des Kalifats, hängen weiter der IS-Ideologie an | Bild: WDR

Trotz der enorm hohen Gefahrenlage und den Warnungen vor weiteren Anschlägen versuchen die Menschen auch heute wieder einen Weg in den Flughafen hineinzufinden – irgendwie auf eine der letzten Evakuierungsmaschinen zu gelangen. "Wir versuchen alles, weil unsere Leben auf dem Spiel stehen. Die Amerikaner müssen uns retten oder uns zimindest in Sicherheit bringen", bittet eine Frau und ein Mann sagt: "Die Amerikaner nehmen uns nicht ernst. Im Grunde genommen verschwenden wir hier am Flughafen nur unsere Zeit."

Die Lage ist prekär

Nur noch wenigen gelingt es überhaupt, bis zu den Flughafen-Toren zu kommen. Die Taliban haben das Gelände weiträumig gesperrt, zahlreiche Security-Checkpoints errichtet. Eine Familie berichtet davon, dass sie seit mehreren Tagen verzweifelt probiert, an den Kontrollstellen vorbeizukommen: "Die Taliban stehen vor dem Flughafen und weisen alle ab. Auch meinen Mann, der jahrelang für die Amerikaner gearbeitet hat. Wir zeigen ihnen unsere gültigen Dokumente, versuchen das Land zu verlassen aber sie erlauben es nicht."

Afghanistan: Im Al-Hol-Camp sitzen Zehntausende Frauen und Kinder ein, die einst unter IS-Herrschaft lebten
Afghanistan: Im Al-Hol-Camp sitzen Zehntausende Frauen und Kinder ein, die einst unter IS-Herrschaft lebten | Bild: WDR

So geht es in Kabul Tausenden. Viele warten vor einem Luxushotel im Stadtzentrum darauf, dass ihnen doch noch geholfen wird. Einige versuchen, mit den offiziellen Ausreise-Dokumenten auf sich aufmerksam zu machen: "Hier sagt man uns: Geht zum Flughafen. Am Flughafen heißt es: Geht zum Hotel. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Bald läuft mein Reisepass aus. Wir brauchen dringend Hilfe!"

Die Einwohner:innen Kabuls berichten zudem von großen Problemen im Alltag. Banken sind überlaufen, die Menschen dürfen maximal 200 Dollar pro Woche abheben. Darüber hinaus seien die Preise für Lebensmittel in den letzten Tagen immens gestiegen. "Alles ist unglaublich teuer. Gestern habe ich Tomaten gekauft, da haben sie noch 50 Cent gekostet. Heute knapp das doppelte. Jeden Tag gehen die Preise hoch", erzählt Zelgai.

Der Alltag in Kabul bleibt unsicher – und äußerst gefährlich.

Autor:innen: Oliver Mayer/Sibylle Licht

Stand: 02.09.2021 18:23 Uhr

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