So., 26.11.23 | 18:30 Uhr
Das Erste
Spanien: Die Wolkenfänger von Gran Canaria
Die Folgen des Feuers sind auf Teneriffa noch immer zu spüren. Eine Fläche so groß wie 18.000 Fußballplätze verbrannte in diesem Jahr auf der Insel. Verheerende Flammen. Doch mit dem Nebel, der jetzt die verkohlten Reste des Waldes umhüllt, kommt Hoffnung auf die Insel. Denn Nebel bringt Wasser, das sich fangen lässt.
Wiederaufforstung mit Wolkenwasser
Auf Teneriffas Nachbarinsel Gran Canaria gibt es dazu ein Experiment. Wiederaufforstung mit Wolkenwasser. Der Passatwind treibt Wolken in schöner Regelmäßigkeit auf die Berghänge der Insel. In etwa 1.000 Metern Höhe stellen sich Netze vorbeiziehenden Wolken in den Weg und fangen im Jahr Zehntausende Liter Wassertropfen. Morgens ist das noch gut zu sehen, kurz nachdem sich die Wolken verzogen haben und die Sonne auf Gran Canaria übernimmt.
Wind und Wolken bringen Hoffnung auf die trockene Insel. Die Speicher mit Wasser aus den Netzen sind voll. 3.000 junge Bäume ziehen sie damit groß, zeigt der Biologe Francisco González. Und später bekommen einige Bäumchen auch noch ihre eigenen kleinen Wolkenfänger. Sonden im Boden zeigen, ob das Experiment gelingt. "Wir vergleichen Feuchtigkeit im Boden. Und da gibt es unterschiedliche Werte! Hier wird Wasser gefangen. Durch diese Käfige mit Netzen. Im Inneren davon messen wir eine höhere Feuchtigkeit als außerhalb der Netze", erklärt Biologe Francisco Gonzáles. Nun wächst wieder Wald, wo vor wenigen Jahren noch alles verbrannt war.
Wind und Wassertröpfchen müssen fließen können
Wolkenfänger, eine alternative Methode Wasser zu gewinnen. Auf einer Insel, deren Stauseen nichts mehr hergeben. Wo sich Netze lohnen, um Wolken zu fangen. Das erforscht die Klimatologin Victoria Marzol seit 30 Jahren: "Da schau dieser Baum! Ein ganz klares Zeichen. Diese Flechten zeigen genau, aus welcher Richtung Feuchtigkeit kommt. Wichtig für uns ist außerdem: Die Höhe über dem Meeresspiegel. Unterhalb von 600 Metern kriegst Du kein Wolkenwasser, nur in höheren Lagen. Und es geht um die Form des Geländes. Wind und Wassertröpfchen müssen fließen können, in Bewegung sein. Nichts darf sie blockieren. Sonst kannst Du keine Tröpfchen fangen."
Victoria Marzol experimentiert derzeit mit unterschiedlichen Typen von Netzen. Welches fängt am meisten Wolkenwasser? "Es ist dreidimensional. Mit vielen Fasern. Die Tröpfchen bleiben an diesen Fäden hängen und fallen dann langsam herunter", erklärt Victoria Marzol. Netze von diesem Typ – mitentwickelt von der Technischen Universität München – werden derzeit in Marokko genutzt. Victoria Marzol hat diesen Ort mit ausgesucht. Hier geht es nicht um Wiederaufforstung. Der Plan ist: Menschen am Rande der Sahara durch Wolkenfänger mit Trinkwasser zu versorgen.
Autor: Sebastian Kisters, ARD-Studio Madrid
Stand: 26.11.2023 19:51 Uhr
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