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Philippinen: Reisterrassen – Weltkulturerbe in Gefahr

Philippinen: Weltkulturerbe in Gefahr | Bild: NDR

Auf den Philippinen nennt man sie "Das achte Weltwunder", auch: "Treppe zum Himmel" – die Reisterrassen des Ifugao-Volkes im Bergland der Hauptinsel Luzon. Sie wurden vor 2000 Jahren angelegt. Und heute noch so bewirtschaftet wie damals: Ohne Maschinen, ohne Kunstdünger. Aber: Es gibt Anzeichen des Verfalls. Maria Galion hat als Jugendliche hier Reis gepflanzt. Jetzt ist sie 78 und sie macht sich Sorgen. Sie zeigt uns verfallene Terrassen: Von den Eigentümern nicht mehr genutzt und gepflegt. "Sie ziehen weg, Erben sind nicht da", sagt sie. 40 bis 50 Prozent der Reisfelder ihres Heimatortes seien schon verlassen, sagt die Ifugao-Frau. Auch bedroht illegales Abholzen der Wälder oberhalb der Reisfelder deren Existenz. Der Tropenwald liefert das Wasser für den Nassreis.

Bleibt das Wasser aus, kann der Reis nicht mehr gedeihen

Maria Galion
Maria Galion sorgt sich um die Zukunft der Reisterrassen. | Bild: NDR

Die Bewässerung der Terrassen gehört zu den größten Leistungen ihrer Erbauer. Bleiben die Wasser aus, kann Reis nicht mehr gedeihen. Maria, die pensionierte Lehrerin, kennt die Arbeit hier. "Wir schicken unsere Kinder zur Schule. Sie studieren und gehen zur Arbeit ins Ausland", erklärt sie die Abwanderung der jungen Leute und die schwindende Zahl der Reisbauern hier. "Manchmal frage ich mich", sagt sie, "wird's in 50 Jahren noch unsere Reisfelder geben?"

Tourismusgeschäft hat Reisanbau verdrängt

Größte Stadt der Provinz Ifugao ist Banaue. Hier konzentriert sich der Tourismus mit Hotels und Backpacker-Herbergen. Von hier aus gibt es Touren zu den schönsten Reisterrassen der Region. Hier bieten Führer ihre Dienste an, das lukrative Tourismusgeschäft hat den Reisanbau verdrängt. Je mehr Bauern in den Tourismus abwandern, desto mehr verfallen die Felder? "Ja", sagt Maria Galion, "das ist in Banaue passiert. Ich hoffe, dass wir in meinem Dorf, in Kiangan, trotz des Tourismus unsere Reisterrassen erhalten. Ich hoffe und bete", sagt sie.

Erhalt der Terassen hängt ab vom Erhalt traditioneller Lebensformen

Fotografierende Touristen.
Für Touristen sind die Reisterrassen ein beliebtes Ziel. | Bild: NDR

Das Dorf Batad liegt zwischen besonders spektakulären Terrassen. Die gelten als UNESCO-Welterbe. Der Erhalt dieser Kulturlandschaft hängt ab vom Erhalt traditioneller Lebensformen. Im Dorf Batad findet man praktisch nur alte Leute und kleine Kinder. Deren Eltern arbeiten längst in den Städten. Die Ifugao sind eins der indigenen Völker auf den Philippinen. Aus dem Flachland verdrängt, siedelten sie in den Bergen. Über 2000 Jahre erhielten sie ihre Terrassen und ihre eigene Kultur, praktisch abgeschottet von der Außenwelt. Doch Modernisierung und Entwicklung haben die Isolation aufgebrochen.

Rosita Dumar besitzt ein paar Parzellen der Reisterrassen von Batad, ihrem Heimatdorf. Sie arbeitet noch ganz traditionell, Nachbarn helfen dabei. Sie kann weder Lesen noch Schreiben, in ihrer Jugend gab es keine Schule für die Dorfkinder. Von klein auf war die Arbeit auf den Reisfeldern ihr Lebensinhalt. "Am schlimmsten ist die Zeit des Pflanzens. Immer gebückt stehen", sagt sie. "Und dann fressen Vögel und Ratten unsere Ernte." Ihre jungen Neffen arbeiten bereits als Touristenführer. Das wäre sie auch gern, hat sie uns gesagt. Aber sie kann kein Englisch.

Nur eine Ernte pro Jahr

Der organisch angebaute Reis der Terrassen ist von hoher Qualität. Aber die hier gepflanzen Sorten bringen nur eine Ernte pro Jahr. Manche Bauern sind ins Flachland umgezogen. Dort gibt es zwei Ernten jährlich. Auch Maria Galion weiß, dass wirtschaftliche und soziale Realitäten die Zukunft der Reisterrassen bedrohen. Die eher geringen Hilfsgelder des philippinischen Staates helfen da nur wenig. "Unsere Landschaft ist viel zu wichtig für uns", sagt sie. "Die Verantwortung dafür darf man nicht nur den Eigentümern aufbürden. Der Erhalt und die Pflege sollte die Sorge der ganzen Welt sein."

Nach offizieller Lesart der UNESCO gelten die Reisterrassen als nicht gefährdet, weil es staatliche Förderung für sie gibt. Aber Maria Galions Sorge ist wohl realistischer. Und berechtigt.

Autor: Robert Hetkämper

Stand: 14.07.2019 00:50 Uhr

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