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Weltspiegel extra: Angeklagt in der Türkei

Mesale Tolu
Der Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu droht weiterhin Gefängnis. | Bild: dpa / Linda Say

Mesale Tolu will nach Hause, nach Deutschland, nach Ulm. Mit ihrem Kind und, wenn möglich, auch mit ihrem türkischen Ehemann. Doch die Justiz hält die deutsche Staatsbürgerin in der Türkei fest. Während der Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner zurück in Deutschland ist und auch der Journalist Deniz Yücel nach heftigem Druck der Bundesregierung die Türkei verlassen durfte, sitzt Tolu in dem Land fest, dessen Schicksal seit Jahren von Präsident Recep Tayyip Erdogan bestimmt wird.  

Hoffen auf Rechtstaatlichkeit

Mesale Tolu arbeitete in der Türkei für eine linke Nachrichtenagentur als Übersetzerin und Journalistin. Die Justiz wirft der 34-Jährigen Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vor, weil sie Demonstrationen und eine Beerdigung von zwei mutmaßlichen Terroristinnen besucht hat. Acht Monate saß sie in einem türkischen Gefängnis, fünf davon mit ihrem zweijährigen Sohn Serkan. Im Dezember 2017 wurde sie freigelassen unter der Auflage, das Land nicht zu verlassen. Tolu hofft auf Rechtsstaatlichkeit und damit auf eine Aufhebung der Ausreisesperre.

Die Fälle häufen sich

Und nicht nur sie. Auch die 18-jährige Studentin Yarin Tuncer, die seit mehreren Wochen in Untersuchungshaft sitzt, weil sie gegen die Militäroffensive in Afrin demonstriert hat. Oder die Lehrerin Hüda Yildirim, die ihren Arbeitsplatz aufgrund eines Dekretes verloren hat. Oder der Buchhalter Emre Iper, der ein Musikprogramm auf sein Handy geladen hat und dem deshalb Verbindungen zu Putschisten nachgesagt wurden. Immer mehr Türkinnen und Türken haben den Glauben an eine unabhängige Justiz verloren.

Ein Film von Oliver Mayer-Rüth

Stand: 15.04.2020 03:02 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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