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Großbritannien: Stimmung gegen Muslima in Londnon

London: Stimmung gegen Muslima | Bild: WDR

Als potentielle Selbstmordattentäterin diffamiert. Verbal angegriffen. Öffentlich. Mehrmals ist Ruhi Rahman das bereits passiert in den letzten Wochen. Sie ist Engländerin. Auf der Insel geboren. New Castle, die Stadt im Norden Englands ist ihre Heimat. Sie erzählt von einem Erlebnis in der S-Bahn: "Da kam ein Mann auf uns zu. Er schaute mich und meine Schwester an und sagte: Steigt aus! Er sagte, das ist mein Land. Ich bin Engländer. Wir sind sitzen geblieben. Und dann hat er auf uns gezeigt und zu den Mitfahrern gesagt, wollen Sie, dass diese Mädchen diesen Zug in die Luft jagen?"

Zielscheibe von verbalen und körperlichen Angriffen

Sie sind jung. Weiblich. Und sie zeigen selbstbewusst Ihre Religion. Bislang wurde das Kopftuch meistens toleriert, gerade im multikulturellen London. Doch nun wird Ihr Äußeres zur Zielscheibe von verbalen und auch körperlichen Angriffen. Immer häufiger. Immer brutaler. Die Organisation Tell Mama hilft diesen Frauen. Sie berät per Telefon und Mail. Und immer wieder landen im Posteingang auch Videos von Zeugen solcher Übergriffe.

Anfeindungen auf der Straße
Anfeindungen im öffentlichen Leben - das trifft insbesondere Muslime in London. | Bild: Das Erste

Iman Aboutta von der Organisation Tell Mama ist besorgt: “Im November 2014 wurden uns noch 20 bis 30 Übergriffe pro Woche gemeldet. Seit November 2015 –in den Wochen nach den Attentaten in Paris waren es wöchentlich bis zu 115. Das ist eine Steigerung von 300 Prozent. Und die tatsächliche Zahl dürfte noch höher sein." Viele Frauen trauen sich nicht die Angriffe zu melden. Sie schämen sich und haben Angst. Auch Joynoor will lieber anonym bleiben. Der Banker aus London fuhr U-Bahn gemeinsam mit seiner Freundin. Sie trug ein Kopftuch und wurde angepöbelt. Joynoor versuchte ruhig zu bleiben. Der Banker erinnert sich: "Ich habe da gesessen. Hab nach unten geschaut. Und dann ist der Mann aufgestanden und hat mir einfach ins Gesicht geschlagen. Total unerwartet. Ich habe keine Ahnung warum. Der wollte sich mit mir schlagen."

Boulevardpresse macht Stimmung

Fremdenfeindlichkeit in Großbritannien
Auf der eigentlich weltoffenen Insel macht sich neuerdings eine gefährliche Fremdenfeindlichkeit breit. | Bild: Das Erste

Rassismus gab es immer in Großbritannien. Doch momentan richtet er sich vor allem auch gegen die fast 3 Millionen Muslime. Sie werden mit Terroristen gleichgesetzt. Unterstützt von manch britischer Boulevardpresse. Die macht mit negativen Schlagzeilen Stimmung. So spitzt die Sun eine Studie zu und legt den fälschlichen Verdacht nahe, es gebe nicht wenige britische Muslime die Sympathien für Terroristen hegen.

Auch der britische Premier Cameron zieht immer wieder Verbindungen zwischen Extremismus und der muslimischen Gemeinschaft. Schürt die britische Regierung so selbst diesen Hass auf Muslime mit? Der zuständige Minister Lord Ahmad wehrt sich gegen solche Vorwürfe: "Ich sehe das nicht so. Ja, es gibt Herausforderungen. Aber wir, die Politik arbeiten eng zusammen mit der muslimischen Gemeinschaft. Und wir haben eine klare Botschaft an diese Täter. Wir stehen vereint gegen den Hass und werden ihn bekämpfen."

Maßnahmen gegen Islamophobie

In zahlreichen Veranstaltungen wird nach Maßnahmen gegen Islamophobie gesucht. Unter Polizeischutz. Auch Ruhi will zur Diskussion beitragen, indem sie ihre Geschichte erzählt. Und sie will zu Zivilcourage ermuntern. Denn ihr Überfall nahm eine positive Wendung. Mitfahrer überwältigten den Mann: Er, nicht sie musste den Zug verlassen.

Autor: Julie Kurz, ARD London

Stand: 11.07.2019 04:37 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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