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Schnappschuss: Warum müssen Rinder für britische Gesetzestexte ihre Haut lassen?

Warum Rinder für britische Gesetzestexte ihre Haut lassen | Bild: NDR

Der Palast von Westminister birgt so manches Geheimnis. Hier tagt das  britische Parlament seit Jahrhunderten, hier residierten Könige. Aber warum müssen Rindviecher ihr Leben lassen, um einer britischen Tradition Rechnung zu tragen?

60.000 Dokumente aus über 400 Jahren

Das  können wir nur bei den ehrenwerten Lords in Erfahrung bringen, im Oberhaus – durch dunkle Gänge, steile Stiegen bis hinauf in diese Archivkammer. 60.000 Dokumente aus über 400 Jahren – gerollt, gestapelt, gelistet mit Nummern versehen. Berühren ist nicht erlaubt, aber riechen. Es riecht nach Rindviechern, denn die gaben ihre Haut: Jedes Gesetz, dass das Parlament passierte wurde auf Vellum geschrieben.

Es gibt keinen besseren als den Abgeordneten Rees Mogg, um die Sache mit den geruchsintensiven Rindviech-Rollen zu verstehen. Rees Mogg hat Papier und Speicherchip den Kampf angesagt – in der Herzkammer der britischen Demokratie. Denn nur Pergament ist permanent: "Jedes Gesetz, von Heinrich dem Siebten angefangen, ist hier gelagert.  Hier an diesem Platz liegen die Gesetze, die unser Land zu dem machten, was es ist. Die  Details unserer Verfassung, die es ja niedergeschrieben nicht gibt."

Kein Vieh stirbt fürs britische Gesetz

Klar, die Briten lieben ihre Tradition, aber muss das gleich auf die Kuhhaut gehen? Es gibt nur eine Adresse im Königreich – und schon mal gleich eine Erkenntnis. Kein Vieh stirbt fürs britische Gesetz. Was immer sie bei  William Cowley verarbeiten, stammt aus dem Schlachthaus. Abfall also. Die Felle wandern in ein Spezialbad, dessen Ingredienzien nicht verraten werden. "Diese Mischung macht die Oberfläche glatter für die Schrift.  Aber das alles ist ganz natürlich, mehr rück ich nicht raus", sagt Mitarbeiter Paul Wright. Nach sechs Wochen im Bad löst sich das Fell. Jetzt kommt der Feinschliff - es wird schließlich für die Ewigkeit gehobelt. "Dies hier ist das Gedächtnis der Zivilisation . Seitdem der Mensch aus der Höhle kroch, schreibt er auf Vellum", erklärt Paul Wright.

Leidenschaftlich arbeitet Paul Wright an Zukunft und Vergangenheit . Damit nichts verloren geht in unserer Wegwerfzeit. Dem Rindvieh sei Dank!

Autorin: Hanni Hüsch, ARD-Studio London

Stand: 11.07.2019 12:24 Uhr

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