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USA: Soja-Krise in Iowa

USA: Soja-Krise in Iowa | Bild: NDR

Bill Shipley und sein Sohn Trever greifen beherzt zu. Die kleinen Schweine sind jetzt alt genug, um ohne Muttersau zurechtzukommen, bevor sie verkauft werden. Die Shipleys züchten Tiere für Shows auf Landwirtschaftsmessen. Ein Nischen-Geschäft, aber zurzeit sind sie ganz froh, dass sie nicht für den Export nach China produzieren – wegen der Zölle auf Schweinefleisch.

"Ich würde mir eine andere Taktik wünschen"

Bill Shipley
Bauer sein ist für Bill Shipley kein Beruf, sondern sein Leben. | Bild: NDR

Im März fuhren Bill und andere Bauern nach Washington, um ihr Leid zu klagen und Donald Trump einen Gruß zu übermitteln: "Ich hab ihn auf meinen Hof eingeladen, aber er kam nicht. Er versucht, uns faire Bedingungen zu verschaffen. Wir erheben keine Zölle auf ihre Produkte, sie keine auf unsere." Bill hat wie die Mehrheit der Landwirte hier im Mittleren Westen Donald Trump gewählt. Jetzt droht ihr Präsident China fast täglich mit neuen Zöllen. "Ich würde mir eine andere Taktik wünschen, aber vielleicht ist das die einzige, die man bei den Chinesen anwenden kann", sagt Bill Shipley.

Die Shipleys verdienen ihr Geld vor allem mit Soja- und Maisanbau. Die Bauern in Iowa haben mit ihren Monokulturen ganz auf den Export gesetzt und das ist jetzt ihr Verhängnis. Bill ist nebenbei Präsident des Sojabohnen-Verbands und zurzeit viel unterwegs – bis nach China und Europa. Doch auch seine wirtschaftliche Situation macht ihm zu schaffen: "Es ist stressig für uns. Wir liegen jetzt unter den Produktionskosten." Wenn der Preis für Soja so schlecht bleibt, muss Bill mit einem Verlust von mehr als 50.000 Dollar rechnen.

Bauern lehnen Sofort-Hilfen ab

Schild mit der englischen Aufschrift: Sojabohnen sind groß in Iowa
Die Sorge ist groß, dass China sich langfristig nach anderen Lieferanten umsehen könnte. | Bild: NDR

Wie ihm geht es vielen Sojabauern in seinem Verband. Bei diesem Treffen ist die Sorge groß, dass China sich langfristig nach anderen Lieferanten umsehen könnte. Und doch kritisiert kaum einer den Präsidenten. Es ist eher ein Hoffen und Warten. Bill Shipley erzählt, dass er gerade bei seinen Kunden in China war, als Trump die Zölle auf chinesische Waren verkündete: "Einer fragte mich, was wir machen, wenn die Preise weiter fallen. Wenn es so weitergeht, hab ich gesagt, hören wir mit den Sojabohnen auf. Er guckte mich an und meinte: 'Das könnt Ihr doch nicht machen'. Klar, können wir das. Wir müssen es, wenn sich nichts ändert. Wir können ja nicht Jahr für Jahr Verluste machen."

Um die Bauern nicht zu verprellen, hat Donald Trump Sofort-Hilfe versprochen – zwölf Milliarden Dollar. Aber das überzeugt hier die Bauern wie Chriss Gesser nicht: "Wäre es eine Naturkatastrophe gewesen, dann würden wir gerne Hilfe annehmen. Aber hier geht es um Handel und Konflikte zwischen den Regierungen. Deshalb wollen wir keine Hilfe. Wir wollen lieber ein Handelsabkommen."

Gemeinsam mit Sohn Trever bewirtschaftet Bill Shipley knapp 500 Hektar Land. Einen Teil seiner Ernte hat er bereits vor der Aussaat verkauft. Der Preis war noch relativ gut, aus jetziger Sicht. Inzwischen wünscht Bill sich, er hätte alles verkauft: "Du pflanzt einen Samen, kleiner als das Ende deines Fingers und erwartest, dass es wächst und eine Ernte einbringt, die Du mit Gewinn verkaufen kannst. Das ist für mich Glücksspiel." Noch sind die Bohnen winzig. Die Shipleys rechnen damit, Ende September zu ernten. Bis dahin sei noch Zeit, um in Washington eine Lösung im Handelsstreit mit China zu finden.

Bauern in Iowa sind geduldig – bis zu einem gewissen Punkt

Mike Naig
Wahlkampf: Landwirtschaftsminister Mike Naig klagt, Iowa werde unfair behandelt. | Bild: NDR

Den Republikanern in Iowas Hauptstadt Des Moines allerdings läuft die Zeit langsam davon. Im November stehen auch hier Wahlen an. Manche fürchten, dass nicht alle so geduldig sind wie die Shipleys und den Republikanern eine Wahlschlappe droht. Landwirtschaftsminister Mike Naig klagt daher, Iowa werde unfair behandelt und trage die Hauptlast der Vergeltung: "Wir hören nicht auf, die Regierung zu drängen. Wir müssen Taten sehen. Zeigt uns etwas Fortschritt. Die Bauern in Iowa werden geduldig sein, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Irgendwann kann es so wirklich nicht mehr weitergehen."

Der Wahlkampf um die Stimmen der Bauern hat längst begonnen. Im Kapitol von Iowa hat Bill Shipley an diesem Tag einen Termin bei der Gouverneurin. Sie hat den Monat August zum Sojabohnen-Monat erklärt. Ein Fototermin, ein bisschen Mutmach-Symbolik. Bill Shipley weiß, dass das nicht die Wende beim Preisverfall von Soja bringt. Und der Landwirt gesteht:"Ich hasse Politik. Beide Parteien sollten sich wieder mehr an der Mitte orientieren statt sich nach rechts oder links auszurichten. Sie sollten gemäßigt sein und zusammenarbeiten."

Zurück auf dem Land. Auf seinem Hof. Bauer sein ist für Bill Shipley kein Beruf, sondern sein Leben. Und er ist stolz darauf. Würden er und seine Frau Trump wiederwählen? Ganz sicher sind sie nicht. Wahrscheinlich, sagt er, es komme auf die Alternative an. 

Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD Studio Washington

Stand: 27.08.2019 13:53 Uhr

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