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Russland/Kaliningrad: Strandurlaub und Grenzzäune

Russland/Kaliningrad: Strandurlaub und Grenzzäune | Bild: NDR

Der russische Küstenstreifen im Kaliningrader Gebiet ist eingeklemmt zwischen NATO-Staaten. Hier liegt der Badeort Selenogradsk. In Zeiten, in denen Russen so gut wie nicht in den Westen fliegen können, verbringen einige ihren Urlaub hier an der Ostsee. Die politisch unsichere Zeit – sie bleibt auch den Urlaubern nicht verborgen: "Es hat sich etwas verändert. Es wurde schwieriger, aber wir sind uns sicherer geworden. Dennoch wir hätten gerne, dass es lieber früher als später aufhört", sagt Jewgenij. Tatjana ergänzt: "Man verteidigt uns. Jedes Mal sehe ich, wie die Flugzeuge fliegen und die Kriegsschiffe fahren. Wir sind eine der am besten beschützten Regionen."

Russland verstärkt militärische Präsenz in Kaliningrad

Drei MIG-Kampfflugzeuge in Kaliningrad
MIt MIG-Kampfflugzeuge verstärkt Russland die Militärpräsenz. | Bild: NDR

Ein Gefühl, das das russische Militär jetzt noch einmal verstärken will. Am Donnerstag meldete Russland, dass drei MIG-Kampfflugzeuge in Kaliningrad gelandet seien. Sie hätten Hyperschallraketen an Bord, seien von nun an rund um die Uhr hier in Bereitschaft. Anfang August veröffentlichte das Verteidigungsministerium Bilder von Übungen mit Iskander-Raketen. Sie können mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden. Es dürfte mehr Show sein – denn militärisch ist Kaliningrad nicht bedroht.

Wirtschaftlich ist das nicht so eindeutig. Das spüren sie etwa in der Brauerei Ponarth. Früher haben sie Malz fürs Bierbrauen aus Deutschland bezogen – wegen der Sanktionen kommt es jetzt aus Russland. Nr die deutschen Säcke nutzen sie weiter. Die seien stabiler, sagen sie. Und die Qualität des russischen Malzes? "Ehrlich gesagt: Nicht so toll", sagt Alexej. "Beim Geschmack kaum ein Unterschied. Aber die Dichte des Malzextrakts ist geringer."
Die Sanktionen führen dazu, dass die Brauerei sich auch auf die Suche nach Hopfen aus Russland begeben hat. Das habe bisher in dem riesigen Land kaum jemand produziert, erzählt Brauereidirektor Alexander Piwowarow. Über Umwege aus dem Westen zu importieren ist sehr teuer. Doch existenzbedrohend sind die Probleme nicht seit der militärischen Spezialoperation in der Ukraine. "Die Preise steigen natürlich, wir haben Inflation. Aber das wir irgendwelche grundlegenden Veränderungen haben, das sehe ich nicht", sagt Piwowarow. "Ich hätte natürlich gerne, dass es sich auf friedlichem Weg lösen lässt. Es macht uns allen Angst und ist unangenehm."

Unangenehm wäre mögliches Visa-Verbot für den Schengen-Raum

Unangenehm wäre für die Menschen in Kaliningrad auch ein mögliches Visa-Verbot für den Schengen-Raum. Polen und Litauen sind um die Ecke, früher ist man zum Einkaufen schnell über die Grenze gefahren. Jetzt wollen einige EU-Staaten russischen Bürgern keine touristischen Schengen-Visa mehr ausstellen. Kaliningrads Regionalverwaltung vergleicht das sogar mit Völkermord: "So eine Entscheidung, das wäre Genozid", sagt Dmitrij Lyskow von der Regionalverwaltung Kaliningrad. "De facto ist es die Unterdrückung eines Volkes von vielen Millionen Menschen in einem riesigen Staat, nur weil sie Russen sind und einen roten Reisepass mit dem russischen Wappen drauf haben."

Der Ton zwischen Russland und dem Westen ist rau geworden – das spürt man auch hier in der Exklave Kaliningrad. Das ehemalige deutsche Königsberg wird von manchen noch immer als Kriegstrophäe gesehen. Als eine Region, die Russland immer verteidigen werde. "Wenn man uns hier abschneidet, dann müssen wir die Armee schicken. Nur auf diese Weise können wir das lösen", sagt ein Mann. "Wir hören natürlich solche Gespräche, wir schauen auch Fernsehen. Aber auf mich als Bürgerin wirkt sich das nicht aus", sagte eine Frau.

Und so genießen viele Kaliningrader und die Touristen lieber den warmen Sommer am Strand. Viele sind überzeugt, dass ihre Armee schon das richtige tut. Und hoffen gleichzeitig, dass die Kämpfe in der Ukraine bald aufhören.  

Autorin: Ina Ruck, ARD-Studio Moskau

Stand: 21.08.2022 19:43 Uhr

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