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Philippinen: Ungleicher Kampf im südchinesischen Meer

Philippinen: Ungleicher Kampf im südchinesischen Meer | Bild: ARD Tokio

Miguel Betana und Floro Delegencia, beide Ende 50, gehören zu den Veteranen unter den Fischern im Hafenort Masinloc an der westphilippinischen Küste. Seit Jahrzehnten verdienen sie ihren Lebensunterhalt auf See. Genug Erfahrung, um zu wissen, was bei diesem Tripp wieder auf sie und die anderen Männer zukommt. Ärger mit den Chinesen. "Die sind strenger geworden. Wahrscheinlich haben die Chinesen gemerkt, dass wir bereit sind zu kämpfen um das, was uns gehört. Natürlich stimmt das! Diese Gewässer liegen doch viel näher an unserer Heimat als an ihrer", sagt Miguel Betana. Und Floro Delegencia sagt: "Bei uns steigt die Nervosität, vor allem bei den Neuen in der Crew. Sie sagen immer: Hoffentlich blockieren uns die Chinesen diesmal nicht, damit wir in Ruhe unsere Arbeit erledigen können."

Chinesen besetzen viele Riffe und Sandbänke

Philippinische Fischer
Chinesische Schiffe verjagen die philippinischen Fischer. | Bild: ARD Tokio

Floros Heimat ist die Insel San Salvador, Startpunkt für die Fahrt ins südchinesische Meer. Nicht weit von den Stränden entfernt, draußen auf See, besetzen die Chinesen inzwischen viele Riffe und Sandbänke, auch wenn sie dicht vor der Küste der Philippinen liegen. Seit Menschengedenken fahren die philippinischen Fischer von hier hinaus zum Scaroborough Shoal, einem Riff in etwa 230 Kilometern Entfernung. Das beste Fanggebiet weit und breit. Die Männer laden Beiboote auf. Damit schwärmen sie am Riff aus, um mit Speeren nach dem Fisch zu tauchen. "Hier in Masinloc gibt es inzwischen viele rechtliche Auflagen für uns Fischer. Wenn wir Scarborough verlieren, dann hungern wir", sagt Floro Delegencia.Das Küstenmeer ist so gut wie leergefischt, sagen sie. Deshalb fahren sie zum Riff. Einen Tag und eine Nacht dauert die Fahrt dorthin – wenn sie durchkommen.

Erst im September sperrten die Chinesen den Weg zum Scarborough Shoal mit einer schwimmenden Barriere. Die Philippinen ließen sich das nicht gefallen. Ein Spezialkommando entfernte auf Befehl des Präsidenten das Hindernis. Chinas Machtanspruch wurde vorerst gekappt. Peking protestierte.

Die Fischer wissen, dass sich das Problem nicht in Luft auflöst.Schon bevor sie Scarborough Shoal erreichen, tauchen ungebetene Begleiter von der Chinesischen Küstenwache auf. Früher steuerten die Philippiner direkt hinein in die Lagune. Das lassen die Chinesen jetzt nicht mehr zu. Die Fischer werden ausgesperrt. "Als wären sie die Könige hier. Das schmerzt uns Fischer. Als wir noch hineinfahren konnten, waren wir sicherer. Damals übernachteten wir sogar dort drinnen. Das Riff schützt einen vor den Wellen. Das macht einen Unterschied", erklärt Floro Delegencia.

Viele Zwischenfälle im Südchinesischen Meer

Ein Boot wird mit einer Wasserfontäne eines anderen Schiffes bedrängt
Kein Einzelfall: Die Chinesen nehmen ein Boot der Fischereibehörde der Philippinen ins Visier. | Bild: ARD Tokio

Kaum mehr als Sand und Felsen ist dieser hoch umstrittene Ort. Die Philippiner genießen hier Fischereirecht. Das hat 2016 der Ständige Schiedshof in Den Haag bestätigt. Für den weitreichenden Anspruch der Volksrepublik im südchinesischen Meer gibt es keine anerkannte Rechtsgrundlage. Die Chinesen akzeptieren die Entscheidung nicht. Sie verjagen die philippinischen Fischer, wenn sie ins Innere der Felsformation fahren. "Dann kommen sie ganz nah, geben Zeichen, dass wir abhauen sollen. Wir versuchen dann Ärger zu vermeiden, drehen erst mal ab. Aber wenn sie sich entfernen, kommen wir wieder zurück", sagt Floro Delegencia.

Doch die Chinesen lassen sich nicht mehr austricksen. Sie haben Verstärkung mitgebracht, ein ziviles chinesisches Fischerboot. Es wird den Philippinern nicht mehr von der Seite weichen. Die können nur noch außerhalb des Riffs fischen. Ohne Schutz vor Wind und Wellen halten sie das nicht lange durch. Diesmal geht es schon am nächsten Morgen wieder zurück in den Hafen. Nur wenige Tage später nehmen die Chinesen ein Boot der Fischereibehörde der Philippinen am Scarborough Shoal ins Visier. Einer von vielen Zwischenfällen im Südchinesischen Meer. "China ist fest entschlossen, seine Eroberung von 90 Prozent des südchinesischen Meeres voranzutreiben. Es schüttet künstliche Inseln auf und baut Militärstützpunkte. Von dort wollen sie die Kontrolle über diesen großen Teil des Südchinesischen Meeres ausüben", sagt Politikwissenschaftler Renato de Castro.

Im Hafen von Masinloc sortieren die Fischer, was ihnen die Chinesen am Riff zugestehen. "Wenn Du zum Scarborough Shoal kommst, weißt Du, es ist eine Goldmine. Weil es so viel Fisch dort gibt. Du wirst gar nicht müde vom Schwimmen. Anders hier, wo es nicht mehr viel Fisch zu fangen gibt. Dort in Scarborough, lässt Du einfach eine Leine ins Wasser und gleich beißt ein Fisch an. So kann man vom Fischen noch leben", sagt Floro Delegencia.
Den Schatz vor ihrer Haustür kontrollieren jetzt die Chinesen.

Autor: Ulrich Mendgen und Yasmin Coles, ARD-Studio Tokio

Stand: 17.12.2023 21:10 Uhr

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