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Japan: Erdbeben-Schulung für Hochhausbewohner

Japan: Erdbeben-Schulung für Hochhausbewohner | Bild: picture alliance / Hans Ringhofer / picturedesk.com

Es könnte jeden Moment so weit sein: Die Wahrscheinlichkeit für ein starkes Beben mit Epizentrum in der Region Tokio liegt in den nächsten 30 Jahren bei 70 Prozent. Kleinere Beben gehören zum Alltag. Als wollte die Erde die Menschen warnen. Um die Bewohner zu schützen, investiert Tokio laufend in den Katastrophenschutz.

Mori-Tower: Stoßfänger soll Erschütterungen abfedern

54 Stockwerke hat der Mori-Tower im Stadtteil Roppongi Hills. Unter einem Dachgarten verbirgt sich die Lebensversicherung für die Nutzer des Wolkenkratzers. Ein ausgeklügeltes System für den Erdbebenschutz. "Wir schauen in das Innere unseres Erdbeben-Dämpfers. Das Gewicht einer Plattform wird dazu genutzt, die Schwingungen zu absorbieren", erklärt  Kai Toyama. Der riesige Stoßfänger soll alle Erschütterungen abfedern. Unbemerkt bleiben sie nicht. "Bei Erdbeben schwankt das Gebäude langsam hin und her. Viele Leute haben da vielleicht eine falsche Vorstellung. Die Bewegung ist ganz sachte. Gruselig kann einem das trotzdem vorkommen. Manche fühlen sich unwohl dabei."

Schon einmal traf ein großes Erdbeben die Hauptstadt,  das Große Kanto-Beben von 1923. Mit einem Zeichentrickfilm will die Katastrophenschutzbehörde die Erinnerung wachhalten. Die Wohnhäuser waren damals noch vorwiegend aus Holz gebaut. Gewaltige Erdstöße mit einer Stärke von 7,9 ließen sie einstürzen. Als die Erschütterungen nachließen, ging der Horror erst richtig los. Ein Feuersturm fegte durch die Stadt und trieb Hunderttausende in die Flucht. Panik brach aus. Viele wurden von den Flammen eingeschlossen.

Notfallübungen wichtig

Mehrere Personen üben an Dummys die Herzdruckmassage.
Üben für den Ernstfall. | Bild: NDR

Genau 100 Jahre danach gedenkt Japan der Opfer. Notfallübungen im ganzen Land. Am Mori-Tower in Roppongi Hills proben die Büro-Angestellten das Verhalten im Notfall. Bis im Ernstfall die professionellen Helfer durchkommen, kann viel Zeit vergehen. Es kommt dann auf jeden Einzelnen an. So müssen Verletzte aus dem Büroturm heruntergebracht werden, wenn die Aufzüge stehen. Eine zeitraubende Angelegenheit. Das alles könne man gar nicht oft genug üben, findet Professor Itsuki Nakabayashi von der Tokyo Metropolitan University. Er berät die Bürgermeisterin beim Erdbebenschutz. "Zwar sinkt in den Prognosen die Zahl der Häuser, die zerstört werden würden. Alle zehn Jahre schätzt man 100.000 weniger. Insofern steigt eigentlich die Sicherheit. Aber es kommen hier viele Leute zusammen. Selbst wenn kein Feuer ausbricht, wird es Verletzte geben. Und auch viele Leute, die nicht so bald nach Hause gehen können."

Fachleute rechnen mit 6.000 Toten in Tokio. Nicht abschätzbar sind die Folgen von fehlender Versorgung oder Chaos. Je moderner eine Stadt, desto besser der Schutz. Das war die Lektion, die Japan aus dem Großen Kanto-Erdbeben zog. Doch Tokio bleibt eine Metropole auf unsicherem Grund, die eigentlich viel zu groß geworden ist. Ändern lässt sich das nicht mehr.

Autor: Uli Mendgen, ARD-Studio Tokio

Stand: 03.09.2023 20:19 Uhr

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