Fr., 19.01.24 | 05:30 Uhr
Das Erste
Service: Lebensmittel-Label
mit Frank Waskow, Verbraucherzentrale NRW
Lebensmittellabel, auch Siegel genannt, sollen beim Kauf Orientierung bieten und versprechen, dass die damit ausgezeichneten Produkte bestimmte Eigenschaften oder Qualitätsmerkmale aufweisen. Neben gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnungen und freiwilligen Angaben findet sich eine Vielzahl von Siegeln, Herkunftszeichen und Symbolen auf Lebensmittelverpackungen. Dabei unterscheiden sie sich in Ausrichtung, Qualität, Transparenz und Aussagekraft deutlich voneinander.
Welche Voraussetzungen für die Vergabe solcher Label und Prüfzeichen erfüllt sein müssen, ist sehr unterschiedlich. Teilweise gehen die Kriterien nicht über die gesetzlich vorgeschriebenen Regeln hinaus. Sie rufen aber bei zahlreichen Konsumenten Qualitätserwartungen hervor und werden daher gerne zu Werbezwecken eingesetzt. Andere Siegel ermöglichen es, sich bewusst für eine bestimmte Art der Lebensmittelerzeugung, wie zum Beispiel biologisch produzierte oder vegane Produkte, zu entscheiden.
Eine Auswahl der häufigsten Lebensmittel-Siegel
EU-Bio und nationales Bio-Zeichen
Bio-Siegel garantieren, dass das Lebensmittel nach der EU-Verordnung der ökologischen Landwirtschaft hergestellt wurde. Das bedeutet, dass keine synthetischen Pestizide, Herbizide oder chemischen Dünger verwendet wurden, und es gibt bestimmte Standards für die Tierhaltung. Seit 2010 müssen alle verpackten Bioprodukte, die innerhalb der EU hergestellt werden, das EU-Biosiegel tragen. [EU-Bio] Bereits 2001 wurde in Deutschland das freiwillige, staatliche Biosiegel eingeführt. Das sechseckige Zeichen kann zusätzlich zum EU-Bio-Logo verwendet werden.
Deutsches Regionalfenster
Einige Siegel kennzeichnen Lebensmittelprodukte als regional oder lokal produziert. Der Begriff "Region" ist allerdings nicht gesetzlich definiert. In der Werbung sind die Begriffe oft wenig nachvollziehbar. Es gibt eine Vielzahl von Prüfzeichen, die sich nicht auf eine bestimmte geografische Region beziehen. Sie sind sehr unterschiedlich und eine regionale Herkunft lässt sich an diesen Zeichen nicht verlässlich ablesen. Das Deutsche Regionalfenster gibt Auskunft über die Herkunftsregion, den Ort der Verarbeitung, den Anteil der verwendeten regionalen Zutaten sowie die Kontrollstelle und ist daher eine gute Orientierungshilfe.
Darüberhinaus gibt es das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung", das die Herkunft, also die Erzeugung und Verarbeitung, eines Lebensmittels aus dem bezeichneten Gebiet garantiert.
Haltungsformkennzeichnung
Auf vielen Fleischpackungen im Handel ist eine "Haltungsform" der Tiere zwischen 1 und 4 angegeben. Stufe 1 steht für die Stallhaltung nach gesetzlichem Mindeststandard. Mit der Haltungsform 2, 3 und 4 werden die Haltungsbedingungen der Tiere dann immer weiter verbessert.
Bisher war diese Angabe freiwillig. Künftig wird eine staatliche Tierhaltungskennzeichnung für Fleisch aus Deutschland verpflichtend eingeführt. Ab 2024 gilt das zunächst nur für Schweinefleisch.
Haltungsformkennzeichnungen sind ein guter Ansatz für mehr Transparenz im Fleischangebot. Aber sie garantieren nicht, dass es den Tieren wirklich gut gegangen ist. Dafür sind neben der Haltungsform auch Anforderungen an das Tierwohl und die Tiergesundheit notwendig.
Fair-Trade-Siegel
Produkte mit dem Fair-Trade-Siegel wurden unter Bedingungen hergestellt, die gerechte Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen für die Kleinbauern sicherstellen und Kinderarbeit ausschließen. Diese Siegel sind besonders auf Produkten wie Kaffee, Tee, Schokolade und tropischen Früchten zu finden. Im Fairen Handel gibt es zahlreiche Akteure und jede Menge Siegel.
MSC-Siegel
MSC-Siegel
Das Marine Stewardship Council - MSC-Siegel wird für nachhaltige Fischereiprodukte vergeben. Es zeigt an, dass die Fischerei nach bestimmten ökologischen und sozialen Kriterien betrieben wird, um die Bestände zu erhalten und negative Auswirkungen auf die Meeresumwelt zu minimieren. Die Kriterien müssen „nur“ zu 80 % erfüllt sein, um das Label zu erhalten.
V-Label (vegan/vegetarisch)
Das V-Label soll Vegetariern und Veganern europaweit die Lebensmittelauswahl erleichtern. Ob es sich um ein vegetarisches oder veganes Produkt handelt, wird direkt unter dem Siegel aufgeführt. Es erleichtert Verbrauchern das Erkennen von Produkten, die frei von tierischen Bestandteilen sind. Vegetarische Produkte dürfen Erzeugnisse von lebenden Tieren, wie Milch, Eier und Honig enthalten. Bei veganen Produkten mit dem V-Label wird auf sämtliche Zutaten, Zusatzstoffe, Trägerstoffe, Aromen und Enzyme tierischen Ursprungs verzichtet.
Weitere Informationen
• Verbraucherzentrale: Lebensmittel: Zahlen, Zeichen, Codes und Siegel
https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/lebensmittel-zahlen-zeichen-codes-und-siegel-8382
• Verbraucherzentrale: Staatliche Tierhaltungskennzeichnung kommt
https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/staatliche-tierhaltungskennzeichnung-kommt-25484
• Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Freiwillige Angaben und Label
https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittel-kennzeichnung/freiwillige-angaben-und-label/freiwillige-angaben-und-label_node.html
• ARD: Unser Fleisch, unsere Milch – Was taugen Lebensmittel-Siegel?
https://programm.ard.de/TV/Programm/Sender/?sendung=282314120832852
• Verbraucherzentrale, Guter Fisch – Empfehlungen zur Fischauswahl
https://www.verbraucherzentrale.nrw/guter-fisch
• Verbraucherzentrale, So erkennen Sie vegetarische und vegane Lebensmittel
https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/so-erkennen-sie-vegetarische-und-vegane-lebensmittel-68457
• SWR: Neue Siegel für Lebensmittel 2024
https://www.swrfernsehen.de/marktcheck/neue-label-fuer-lebensmittel-und-was-sie-bringen-100.html
Stand: 23.01.2024 16:09 Uhr