Bojana Golenac im Interview

"Melli nimmt die Realität oft ziemlich verschoben wahr."

Melli (Bojana Golenac) bricht in die Von-Lützow-Villa ein, um eine wertvolle Flasche Wein zu stehlen.
Melli bricht in die Von-Lützow-Villa ein, um eine wertvolle Flasche Wein zu stehlen. | Bild: ARD / Christof Arnold

Auf den ersten Blick wirkt Melli Morgenstern verplant und chaotisch: Dass sie seit Jahren unter einer manischen Depression leidet, weiß zunächst im "Fürstenhof" nur ihre Tochter Clara. Wir haben mit der Schauspielerin Bojana Golenac über die Liebe zu ihrer Rolle und die Herausforderung, eine Figur mit einer schweren psychischen Erkrankung zu spielen, gesprochen.

Stand bereits vor deinem ersten Drehtag für "Sturm der Liebe" fest, dass "Melli Morgenstern" unter einer bipolare Störung leidet?   

Nein, diese Idee kam erst nach meinen ersten Drehwochen für "Sturm der Liebe" auf. Da es sich in Mellis Fall um eine reale Krankheit handelt, musste ich in Zusammenarbeit mit den Regisseuren und der Dramaturgie-Abteilung einen Weg finden, Mellis Krankheit so vielschichtig und authentisch wie möglich darzustellen.

Wie hast du dich vorab über das Thema manische Depression informiert?

Ich hatte in der Vergangenheit Kontakt mit Menschen, die psychisch erkrankt waren. Die Erfahrungen, die ich damals gemacht habe, und die schwierigen, aber auch sehr interessanten Gespräche mit den Betroffenen waren im Hinblick auf den Dreh bei "Sturm der Liebe" sehr hilfreich. Darüber hinaus interessiere ich mich mein Leben lang schon sehr für Psychologie.

Wie macht sich die Krankheit bei Melli bemerkbar?

In ihrer manischen Phase könnte Melli Bäume ausreißen und ist voller Tatendrang! Wenn sie dann aber in einer Depression steckt und ihre Medikamente nehmen muss, fühlt sie sich wie in Watte gepackt. Ich stelle mir diesen Schwebezustand zwischen absolutem Hochgefühl und tiefer Traurigkeit sehr kompliziert für die Betroffenen vor.  

Melli in Zwangsjacke, dahinter steht Desirée
Clara träumt, dass Desirée Melli in die geschlossene Psychiatrie steckt. | Bild: ARD / Christof Arnold

Begreift Melli, wie ernst es um sie steht?

Im Moment eher nicht – sie hat ihrer Tochter sogar klargemacht, dass sie ihre Tabletten nicht mehr nehmen möchte! Ich glaube, Melli nimmt die Realität oft ziemlich verschoben wahr. Sie glaubt sich gerne selbst und redet sich viele Dinge schön. Doch sie durchlebt auch immer wieder Phasen, in denen sie völlig klar und bei sich ist. Ihr temperamentvolles Wesen hat zum Beispiel nichts mit Mellis manischer Depression zu tun, sondern ist Teil ihres Charakters.

Noch wissen Mellis Vater Alfons und seine Frau Hildegard nicht, dass Melli schwer krank ist.

Ich kann absolut nachvollziehen, dass Melli so lange mit dem Geständnis wartet! Schließlich hat sie ihren Vater Alfons erst vor ein paar Monaten kennengelernt. Hildegard und Alfons können einem schon manchmal leidtun, weil sie ständig mit Mellis wechselhaften Launen konfrontiert werden und nicht wissen, wie sie diese einordnen sollen! Da fallen auch schon mal laute Worte, die man von Sonnbichlers sonst eher nicht gewohnt ist.  

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