Interview mit "Sturm"-Casterin Silke Klug-Bader

"Das Wichtigste ist, dass die Darsteller mit Spaß und Engagement an den Dreh herangehen."

Wie lange im Voraus bekommst du von der Produktion die Rollenbeschreibungen für die Hauptrollen einer neuen Staffel?

Meistens einige Monate im Voraus – je nachdem, wie aufwändig der Casting-Prozess für eine Rolle ist. Nachdem unser Chefautor Dr. Peter Süß mit seinen Autoren zweimal im Jahr im Rahmen sogenannter Future-Tage die Storylines weiter entwickelt hat, informiert er mich bald danach über die angedachten Veränderungen im Cast. 

Sturm der Liebe Casterin Silke Klug-Bader
Silke Klug-Bader und die Casting-Assistentin Anna-Isabelle Schmidt im Büro der Besetzungsabteilung der Bavaria Film GmbH. | Bild: ARD / Christof Arnold

 

Wie genau läuft dann der Casting-Prozess für das neue Staffelhauptpaar ab?

Ganz unterschiedlich. In manchen Jahren stand der Protagonist oder die Protagonistin für die nächste Staffel schon sehr früh fest und die Aufgabe bestand darin, einen geeigneten Spielpartner zu finden. Wenn das Traumpaar komplett neu besetzt werden muss, ist das Casting-Prozedere natürlich noch umfangreicher. Es gab auch Jahre, in denen wir bis kurz vor Drehbeginn gecastet haben, um die ideale Besetzung zu finden.

Kommen die Schauspiel-Agenturen auf euch zu oder sprichst du sie gezielt an, wenn du eine neue Rolle zu besetzen hast?

Das ist ganz unterschiedlich. Wir sind immer wieder auf der Suche nach neuen Talenten für unsere umfangreiche bavariainterne Datenbank, die wir auf verschiedenen Wegen finden. Im Falle eines neu zu besetzenden Staffelhauptpaars schicke ich meistens einen Casting-Aufruf an Schauspielagenturen in ganz Deutschland mit der Bitte, Vorschläge für eine Rolle einzureichen. Anschließend laden wir in einem ersten Schritt zu einem sogenannten E-Casting ein: Die Schauspieler studieren selbstständig eine kleine Szene, die wir ihnen zuschicken, ein und lassen sich dabei filmen. Für eine Staffelhauptrolle bekommen wir häufig weiter über 100 Bewerbungen – zwischen 20 und 40 Darsteller laden wir anschließend zum Casting aufs Bavariagelände ein.

In der 12. Staffel übernehmen Max Alberti und Jeannine Michèle Wacker die beiden Hauptrollen als Adrian Lechner und Clara Morgenstern. Wer von den beiden wurde zuerst besetzt?  

Jeannine war ein wahrer Glücksfall, ein Juwel! Sie ist mir im vergangenen Jahr auf dem Demoband eines Schauspielers, der sich bei uns beworben hatte, aufgefallen. Damals war sie aber noch in einer Musicalproduktion unter Vertrag. Ich habe sie mir dann natürlich für die 12. Staffel vorgemerkt und sie zum Casting eingeladen, wo sie sich gegen die anderen Kandidatinnen durchgesetzt hat. Anschließend haben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Darsteller für die Rolle des Adrian Lechner gemacht.  

Warum hat Max Alberti das Rennen als Traummann für die kommende Staffel für sich entschieden?

Weil Jeannine Wacker und er gleich eine unglaubliche Chemie miteinander hatten, die sich auch im Spiel entsprechend ausgewirkt hat. Max hat sich nicht nur vor der Kamera, sondern auch "privat" von einer sehr angenehmen, aufmerksamen Seite gezeigt. Jeannine und er haben zudem bewiesen, dass sie sich gemäß unseren speziellen Anforderungen auch unvorbereitet sehr schnell auf eine neue Situation einstellen können. Das testen wir während eines sogenannten "Cold Readings", bei dem die Schauspieler gebeten werden, sich in kürzester Zeit auf eine ihnen unbekannte Szene vorzubereiten.  

Sturm der Liebe Casterin Silke Klug-Bader Im Gespräch mit Stefan Jonas, dem Regisseur der Drehwoche im "Sturm der Liebe"-Studio auf dem Gelände der Bavaria Film GmbH
Im Gespräch mit Stefan Jonas, dem Regisseur der Drehwoche im "Sturm der Liebe"-Studio auf dem Gelände der Bavaria Film GmbH. | Bild: ARD / Christof Arnold

Welche Fähigkeiten muss ein Schauspieler mitbringen, um in einer Telenovela-Produktion bestehen zu können?

Er oder sie muss auf jeden Fall sehr belastbar sein – zudem teamfähig und schnell im Denken und im Umsetzen von Ideen, die der Regisseur am Set hat. Das setzt auch ein solides schauspielerisches Handwerk sowie Spiel- und Dreherfahrung voraus.

Auf welche Schauspiel-Entdeckungen für "Sturm der Liebe" in den vergangenen 11 Jahren bist du besonders stolz?

Ein Highlight für mich war das Intendantenvorsprechen des Mozarteums Salzburg in München 2013, bei dem ich auf Liza Tzschirner aufmerksam geworden bin. Sie wurde wenig später als Staffelhauptrolle "Pauline Jentzsch" bei uns verpflichtet. Eigentlich war ich damals nach einem langen Vorsprechtag im Theater schon auf dem Weg nach Hause, als ich mich dazu entschlossen habe, mir doch noch die letzte Studentenrunde anzusehen. Liza kam auf die Bühne und hat mein Herz im "Sturm" erobert – so wie sie später schnell das Herz der Zuschauer gewonnen hat – ganz ähnlich wie zuvor schon Ivanka Brekalo als "Emma Strobl", die ein faszinierendes Casting absolviert hat. Und nicht zu vergessen – unsere erste Hauptdarstellerin Henriette Richter-Röhl als "Laura Mahler" – die wir 2005 entgegen aller damaligen Ansagen, dass Serienprotagonistinnen zwingend blond sein müssen, aufgrund ihrer wunderbaren Ausstrahlung dunkel besetzt haben. Der Erfolg gab uns Recht.

Ist es das, was du an deinem Beruf besonders liebst – die Förderung junger Talente?

Das ist tatsächlich ein Teil meiner Arbeit, den ich sehr schätze. Genauso freue ich mich aber, wenn ich namhafte Darsteller mit jahrelanger Dreherfahrung für unser Format gewinnen kann. Viele von ihnen hätten noch vor Jahren ihre Mitwirkung in einer täglichen Serie abgelehnt. Inzwischen schätzen sie die Qualität unserer Produktion und lassen sich zunehmend von den anspruchsvollen Rollenprofilen überzeugen. Das Wichtigste ist, dass die Darsteller mit Spaß und Engagement an den Dreh herangehen. Das spiegelt sich dann auf dem Bildschirm wider und erfreut unser Publikum.

Das Interview führte Lena Kettner für DasErste.de.

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