Bye-bye, Josie: Abschiedsinterview mit Lena Conzendorf

Josie (Lena Conzendorf) wird klar, dass sie sich mit Leon (Carl Bruchhäuser) nicht sicher ist.
Lena Conzendorf als Josie Klee | Bild: ARD/WDR / Christof Arnold

"Treu, ehrlich, warm, selbstständig, kämpferisch, selbstironisch, liebevoll" – mit diesen Worten beschreibt Lena Conzendorf die Rolle der Josie Klee, die sie über ein Jahr lang am "Fürstenhof" verkörperte. Wir haben mit Lena Conzendorf anlässlich ihres Ausstiegs gesprochen.

Erinnerst du dich noch an den Moment, als du die Zusage für die Rolle der Josie Klee bekommen hast?

Oh ja, da war ich alleine in einer Wohnung von einer Freundin in Berlin, weil ich mich gerade im Synchronsprechen weitergebildet habe. Ich habe aufgelegt und bin mit offenem Mund, großen Augen und ziemlich starr durch die Wohnung gelaufen. Das ging, glaube ich, einige Minuten – war bestimmt ein lustiger Anblick. Ich hab mich gefragt, wie sich nun alles verändern würde, was ich nun machen und organisieren muss. Ich hab mich unfassbar gefreut und musste es echt erstmal fassen und realisieren.

Wie hast du deinen ersten Drehtag erlebt?

Natürlich war alles sehr aufregend, aber ich wurde durch die Menschen am Set direkt so warm und herzlich aufgefangen. Alle waren wunderbar hilfsbereit und ich hab' mich direkt wohl gefühlt. Da eh alles neu für mich war, hatte ich mir schon vorher die Einstellung erarbeitet "Ich lass mich nicht stressen“ und tatsächlich habe ich das ganz gut umgesetzt. Ich wusste einfach: Wenn ich mich gerade am Anfang andauernd mit Fragen und Gedanken wie "Machst du das richtig?", "Kannst du dir das merken?", "Das musst du unbedingt wissen" beschäftige, dann habe ich weniger Fokus auf das Spielen. Und den ganzen Prozess am Set lerne ich eh mit der Zeit. So bin ich am ersten Drehtag ins Studio gekommen und habe zu allen gesagt: "Sagt mir, was ich machen muss und wohin ich gehen muss und ich mach's".

Wie hast du dich auf deine Rolle vorbereitet?

Ich habe mir das Umfeld und jede Verbindung zu anderen Figuren und ihre innere Welt erarbeitet.

Sie ist wegen André Konopka, ihrem großen Vorbild, zum Fürstenhof gekommen.

Was bedeutet das für sie? Welche Rolle nehmen ihre Leidenschaften "Kochen" und "Schoki" ein?

Welches berufliche Ziel will sie erreichen? Welche Mittel nutzt sie, um grundsätzlich an ihre Ziele zu kommen?

Ihre Beziehung zur "Vaterrolle" habe ich mir angeschaut und in Bezug auf ihre Kindheit, ihrer Oma und Mutter, Glaubenssätze erschaffen, worauf Josies ganze Welt, Sichtweise, Erfahrungen und Wahrnehmungen fundieren.

Welche Träume hat sie? Welche Ängste? Über welches Wertesystem verfügt sie und wie unerlässlich sind bestimmte Werte?

Was bedeutet es, ohne Vater aufzuwachsen? Was macht es, wenn die Mutter keine richtige Mutter sein kann und sie die ganze Zeit bei ihrer Oma geparkt wird? Wie hat sie "Familie“ und Liebe" kennengelernt? Wie "Freundschaft"?

 Und was unternimmt sie, um diese Glaubenssätze teilweise umzuschreiben? Wie reflektiert ist sie?

Eine Figur ist immer vielschichtig. Damit diese aber auch in einem Format wie einer Telenovela nicht zu plakativ und stereotypisch dargestellt werden, habe ich mir auch die Rolle einer "Traumfrau" in "Sturm der Liebe" angeschaut. Diese haben die Aufgabe, das Gute, das Reine, das Pure und das Romantische zu verkörpern. Dazu ist die Rolle ja mit dem Voice-Over auch ziemlich gläsern, der Zuschauer kennt sogar die Gedanken. Geheimnisse, die im Vergleich zu anderen Rollen für den Zuschauer auch spannend, aufregend und fesselnd sein können, sind für eine "Traumfrau" so gut wie unmöglich. Mir war es daher wichtig, dass Josie in ihrer Funktion als "Traumfrau" nicht langweilig wirkt und deshalb habe ich immer viel Wert auf Humor gelegt.

Gab es eine Szene deiner Kolleginnen oder Kollegen, die du selbst gerne gespielt hättest?

Ich hätte gerne auch sowas wie Bungee Jumping wie Maja und Florian gemacht oder mit den Kühen am Hochzeitstag gedreht. Etwas, was ich vorher noch nie gemacht habe.

Was war das Verrückteste, das dir am Set passiert ist?

Lachflashs. Man muss sich vorstellen, dass wir nicht viel Zeit haben zu drehen, alles ist wirklich sehr eng getaktet. Wenn da zwischendurch Lachflashs reinflattern, dann ist das natürlich erstmal unfassbar witzig. Wenn man dann aber nicht mehr aufhören kann, kann das auch mal hinderlich sein. Ich erinnere mich an eine Szene mit der Familie Klee-Vogt in der WG am Tisch. Wir konnten diese Szene nicht drehen, weil wir drei so herzlich und lange gelacht haben. Immer und immer wieder. Ich musste mich sogar nochmal nachschminken, weil ich vor lauter Lachen geweint habe und die Schminke nicht mehr saß. Nach der Szene haben wir gehangen, das heißt wir waren in Verzug. Eine weitere Szene, an die ich mich erinnern kann, war im Außendreh im Wald und wahrscheinlich hat sich in dem Moment viel Anspannung in Form eines Lachflashs entladen. Zehn Minuten lang. Ich war die Einzige, die am Set lachen musste. Alle haben gefragt, was denn los sei und was passiert ist. Ich selbst wusste es nicht mal, ich habe einfach nur gelacht.

Gibt es einen Job am Set, den du gerne mal für einen Tag ausprobieren würdest?

Ich bin beim Casting für Josie durchs Studio gelaufen und habe mir die ganzen unterschiedlichen Motive angeschaut: Hotelzimmer, Sonnbichlers Wohnung, WG-Zimmer usw. Der Gedanke, der aufkam, war: "Wenn das hier nichts wird, könnte ich mich doch auch mal beim Szenenbild umschauen". Ich liebe Einrichten, Räume planen, Farbkonzepte ausdenken und Dekorieren. Ich glaube, das würde mir wirklich viel Spaß machen.

Was vermisst du am "Sturm" am meisten?

Ich vermisse die tollen Menschen am Set. Vor und hinter der Kamera. Ihr seid wirklich wertvoll! Danke! Aber ich weiß auch, dass unsere Branche dann doch immer wieder wie eine große Familie ist: Also, wir werden uns wiedersehen und darauf freue ich mich jetzt schon!

Wo möchtest du karrieretechnisch noch hin? Wo siehst du dich in ein paar Jahren?

Mein Beruf zeichnet sich durch die Vielfalt aus und diese Vielfalt möchte ich auch voll ausleben. Ich möchte Kinofilme und Serien drehen. Ich möchte kleinere Bühnenprojekte starten und in Shows spielen. Ich möchte Synchron und Hörspiele sprechen. Ich möchte singen und tanzen. Ich möchte Komik bis Action bedienen. Ich freu mich auf alles, was da kommt.

Unabhängig davon habe ich mit einer Freundin ein Knasttheater aufgebaut, mit dem wir in Gefängnisse gehen und mit den Straffälligen für das Publikum von außen ein Stück auf die "Bühne hinter den Mauern" inszenieren.

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