Interview mit Regina Ziegler und Marc Müller-Kaldenberg

Sie sind die Produzenten von Weissensee

Weissensee: Florian Lukas als Martin Kupfer
Die dritte Staffel Weissensee - das sind sechs neue Folgen mit Deutsch-Deutscher Geschichte: Im Fokus steht der Herbst 1989. | Bild: ARD / Julia Terjung

"Weissensee" wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, was macht diese Serie so erfolgreich?

Marc Müller-Kaldenberg: Die Serie behandelt ein zentrales Stück deutscher Geschichte, das viele Zuschauer noch selbst miterlebt haben. Und die Personen dieser Geschichte haben allesamt eine Fallhöhe die man nicht so leicht mit der puren Fiktion schaffen kann.

Sehen Sie auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung ein Nachholbedürfnis hinsichtlich der Geschichte der DDR?

Regina Ziegler: Was sind schon 25 Jahre! Überlegen Sie: Wie weit waren wir 1970 mit unserer Nazi-Vergangenheit? Außerdem bietet unsere Erzählperspektive über unsere "Stasi-Familie" Kupfer einen noch nicht erzählten Zugang zur Geschichte. Im Übrigen verändert sich der Blick auf diese Zeit auch mit dem wachsenden Abstand. Man entdeckt Neues. Man bewertet neu.

In den ersten beiden Staffeln von "Weissensee" ging es noch ausschließlich um das Leben in der DDR. Die sechs neuen Folgen dagegen beschreiben die Zeit der Grenzöffnung und danach. Ein Thema, das vor allem dokumentarisch bereits vielfach aufbereitet wurde – wie setzten Sie die Akzente in dieser dramatischen Zeit?

Marc Müller-Kaldenberg: Die sechs neuen Folgen spielen im Zeitraum 9. November 1989 bis 15. Januar 1990. Wir haben ganz bewusst die Schicksale unserer Protagonisten in den Vordergrund gestellt, nicht die historischen Ereignisse. Natürlich reagieren sie auf den Fall der Mauer sehr unterschiedlich, z. B. engagieren sich Vera Kupfer (Anna Loos) und Dunja Hausmann (Katrin Sass) bei den Bürgerrechtlern, während Falk Kupfer (Jörg Hartmann) seine unsauberen Stasi-Geschäfte vertuschen will. Martin Kupfer (Florian Lukas) lernt die Journalistin Katja Wiese (Lisa Wagner) kennen und sucht weiterhin nach seiner Tochter. Hans Kupfer (Uwe Kockisch) und Marlene (Ruth Reinecke) versuchen Halt zu finden in den revolutionären Zeiten. Mehr soll nicht verraten werden.

Auch in der 3. Staffel von "Weissensee" führt Friedemann Fromm Regie. Er schrieb neben Annette Hess auch die Drehbücher. Was zeichnet Annette Hess und Friedemann Fromm als Spezialisten für zeitgenössische Geschichte aus?

Regina Ziegler: Sie schauen genau hin. Sie recherchieren. Sie interessieren sich für die Figuren und ihr Schicksal. Das sind allerdings Tugenden, die Autorinnen und Regisseure immer haben sollten, egal, ob es sich um Geschichten von heute oder um das Schicksal eines Kreuzfahrers handelt. Annette Hess und Friedemann Fromm beherrschen einfach ihr Handwerk und trauen sich, existenzielles Drama und humoristische Momente bei "Weissensee" zusammen zu bringen. Im Übrigen: Vergessen Sie nicht die Schauspieler. Jede Rolle ist in meinen Augen optimal besetzt.

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