Christina Athenstädt spielt Romy Heiland
In der bereits vierten Staffel dieser besonderen Anwaltsserie müsste die Darstellung der Blindheit für Sie doch mittlerweile Routine sein, oder?
Zu spielen, während man den Blick nach innen richtet, ist ein bisschen wie Sport treiben. Momentan sind meine Augen wieder gut im Training. Zu Beginn einer Staffel ist es immer sehr anstrengend, da sind die Augen abends schon sehr müde.
Welche Aspekte zum Thema Blindheit gibt es in der Serie noch zu entdecken?
Ich würde mir wünschen, dass die ZuschauerInnen mit mir zusammen eine Ahnung davon bekommen, wie es sich so lebt und arbeitet, wenn man wenig oder nichts sieht. Daher mag ich Szenen, in denen Romy neue Räume erkunden muss oder unbekannte Wege zurücklegt. Da empfinde ich Romy, stellvertretend für alle Menschen mit Einschränkungen, als echte Heldin. Ich mag auch alles, was Romys alltägliches Leben zu Hause zeigt. Wie Romy kocht und isst. Ich würde gerne einmal zeigen, wie sie sich schminkt.
Romy Heiland ist eine ehrgeizige Anwältin, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit nur wenig Zeit für Privates hat. Ist das der Preis ihres Erfolgs?
Romy Heiland ist sehr ehrgeizig. Ich denke, das kommt daher, dass sie so hart für ihren Traum, Rechtsanwältin zu werden, kämpfen musste. Man stelle sich dieses Jurastudium vor. Für eine blinde Jurastudentin ist es sicher mindestens doppelt so aufwendig wie für sehende Studenten – gespickt mit vielen kleinen und großen Hindernissen. Wer das schaffen will, braucht Ehrgeiz.
In der neuen Staffel sieht sich Romy mit weitreichenden Veränderungen in ihrem Umfeld konfrontiert, obwohl gerade sie von festen Routinen und Strukturen abhängig ist. Wie kommt sie damit zurecht?
Ohne Hilfe ist Romys Arbeitsleben nicht möglich. Deshalb hat sie auch Unterstützung von Tilly Vogel und Ringo Holländer. Im Privaten hat sie sich ihr Leben vermeintlich so gut organisiert, dass sie ohne Hilfe zurechtkommt. Aber wer kommt schon wirklich allein zurecht? Auch wenn er sehen kann?
Der USP dieser Serie besteht in der blinden, berufstätigen Anwältin mit ihrer Assistentin. Es scheint noch immer eine Ausnahme in deutschen Fernsehserien zu sein, Figuren mit einer Behinderung in den Fokus zu stellen. Wie erklären Sie sich das?
Die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft gehört in Film und Fernsehen. Alles andere ist langweilig. Und gerade als Hauptfigur einer Serie ist ein Mensch mit Behinderung ein Geschenk für die erzählte Geschichte. Ich denke, es wird in Zukunft mehr Hauptfiguren mit Behinderung geben, die hoffentlich auch von Schauspielern gespielt werden, die tatsächlich diese Einschränkung haben. Auch viele Rollen, die gar nicht explizit so geschrieben sind, können mit SchauspielerInnen mit Behinderungen besetzt werden.