»Als ich in die Recherche einstieg, war ich erstaunt, dass es in Deutschland so viele Menschen ohne Papiere gibt, denn in der Politik ist es kein großes Thema, dass geschätzt bis zu 600.000 Menschen in dieser prekären Situation leben. Im Vorfeld haben wir mit verschiedenen Anwälten über Migration, Aufenthaltsrecht und Asyl gesprochen. Auch in den Gesprächen mit Betroffenen und mit unserem Kontakt bei der Bundespolizei kam immer wieder zum Ausdruck: Das Schlimmste ist diese Ausweglosigkeit, in der sich die Menschen befinden. Wer auffliegt, droht, des Landes verwiesen zu werden. Das ist eine enorme psychische Belastung und schafft Raum für ausbeuterische Arbeitsverhältnisse. Davon wollte ich in unserem Drehbuch unbedingt erzählen.
Die Herausforderung bestand darin, aus diesem politischen Stoff einen spannenden Kriminalfall zu machen. Wie bekommen die Kommissare Zugang zu dieser Welt der „Unsichtbaren“? Wie bringt man die beiden Seiten dazu, miteinander zu kooperieren? Schließlich führt die Bundespolizei Abschiebungen durch. Aber auch dort sitzen Kommissare, die wie Falke und Grosz das Herz am rechten Fleck haben. Dass wir den Ermittlern in unserem Film etwas Menschliches verleihen konnten, war mir ein Anliegen.
Natürlich hätte man leicht einen Paragrafenreiterfilm daraus machen können, der den Zuschauern das deutsche Bleiberecht erklärt. Aber das war ebenso wenig unsere Vorstellung wie einen Suspense-Thriller im kriminellen Schleusermilieu zu drehen. Bei unserem „Tatort“ war die Ansage: Das Drama steht im Vordergrund. Wir wollten uns auf das Schicksal und das Leid dieser Menschen konzentrieren. Darüber wird im deutschen Fernsehen selten genug erzählt.«
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