»In Deutschland wird viel und gerne über Geflüchtete debattiert. Aber so gut wie nie ist die Rede von den Hunderttausenden, die in Deutschland ohne jeglichen Status, also ohne Papiere leben. Sie machen in unserer Gesellschaft einen größeren Teil aus, als die meisten vermuten. Sie stützen mit ihrer Arbeit ganze Branchen wie die Bauwirtschaft oder die Gastronomie. Wir alle profitieren davon, dass diese Menschen die Jobs machen, die andere nicht machen. Auf dem Papier existieren sie nicht, und die Politik interessiert sich kaum für sie. Warum wird es ihnen so schwer gemacht, einen offiziellen Aufenthalt zu bekommen, am öffentlichen Leben teilzunehmen, medizinische Versorgung zu erhalten und legal zu arbeiten?
In meinem familiären Umfeld gibt es mehrere Personen, die hier teils über Jahre ohne Aufenthaltspapiere gelebt haben. Weil sie ein grundlegender Teil meiner Welt waren, ist mir das lange überhaupt nicht bewusst gewesen. Ihre Erzählungen waren für mich ein Schlüsselmoment. So kam der Wunsch auf, daraus einen Filmstoff zu entwickeln. Auf der Grundlage ihrer Erlebnisse und von Gesprächen mit anderen Betroffenen sind die Figuren Hope und Jon entstanden. Auch die Erfahrungen unseres Hauptdarstellers Alois Moyo sind in die Arbeit eingeflossen. Wir wollten von Anfang an, dass Rolle und Besetzung den gleichen Background haben. Deswegen haben wir uns dafür entschieden, dass die Protagonisten so wie Jon aus Simbabwe stammen. Hope und Jon fühlen sich wie Gefangene, was sie psychisch stark belastet. Ihre Ehe droht zu zerbrechen. Sie spüren, egal, wie sehr sie sich anstrengen, auch ihr Sohn hat wenig Aussicht, in einen legalen Status zu kommen.
Die Kommissare begegnen dem Ehepaar in unserer Geschichte mit Menschlichkeit, was in der Realität wahrscheinlich eher einem Wunschdenken gleicht. Wir kennen Falke und Grosz seit Jahren und wissen, welche Werte sie vertreten. Trotzdem haben sie als Bundespolizisten, deren Aufgabe es ist, „illegale“ Migration zu verhindern, nur wenig Spielraum, der Familie nachhaltig zu helfen. Mir war es wichtig, im Film auch durch Sprache klarzumachen: Die Leute sind nicht illegal, sondern sie werden von einem Aufenthaltssystem illegalisiert.
Ich war sehr froh, mit Julia Drache eine tolle Autorin an meiner Seite zu haben. Mit großer Sensibilität hat sie sich den Stoff zu eigen gemacht und das Drehbuch nach unserer ersten gemeinsamen Fassung berührend zu Ende geführt.«
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