Fragen an Michael Comtesse (Drehbuch) und Sebastian Marka (Regie)
Welchen Herausforderungen muss sich das Ermittelndenteam im Einzelnen stellen?
Michael Comtesse: Die Ermittlenden stehen vor der Herausforderung, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Sie müssen etwas, das man nur fühlt, aber nicht beweisen kann, greifbar machen und die Täterin oder den Täter aus der Anonymität locken, um ihn auf frischer Tat zu überführen. Denn sobald der Täter seine Nanobots erstmal in den Körper des Opfers injiziert hat, gibt es kein Zurück mehr und auch keinen Nachweis. Eine heikle Aufgabe also, die Gorniak in Lebensgefahr bringt.
Was war für Sie das Spannende an dem Drehbuch und wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?
Sebastian Marka: Nicht gesehen zu werden bedeutet für manche Menschen, nicht zu existieren. Sie greifen daher oft zu radikalen Mitteln, z. B. Stalking, um dies zu ändern. Michael Comtesse hat diesen inneren Schmerz durch einen realen, äußeren Schmerz, spannend symbolisiert. Das Buch und der Film entstanden in der zweiten Coronawelle. Michael und ich mussten oft virtuell kommunizieren. Heute Normalität, vor einem Jahr noch sehr ungewohnt. Aber umso mehr hat uns das im Thema bestärkt
Was ist das Besondere an diesem Dresdner Fall?
Michael Comtesse: Die unsichtbare Waffe, Nanobots, ein Mordwerkzeug, wie wir es noch nie gesehen haben – und das wir mit bloßem Auge niemals sehen werden können. Was heißt das im Einzelnen? Es geht um eine Bedrohung, die wir nicht sehen können, und das im doppelten Sinne. Da ist zum einen das Stalking durch eine anonyme Person, die durch Psychoterror ihre Opfer in den Wahnsinn treibt – zum anderen gibt es aber auch die Bedrohung durch eine unsichtbare Waffe, deren Einsatz die Opfer nach und nach kaputt macht. Der Einsatz von Nanopartikeln als Waffe ist etwas Neuartiges und Furchterregendes. Die Wirkung der Kleinstpartikel ist nach einer gewissen Zeit tödlich, ihr Nachweis im Körper des Opfers nahezu unmöglich. Menschen sterben und kein Gerichtsmediziner der Welt kann sagen, woran. Ein Traum von einer Waffe für kontaktscheue Psychopathen!
Der Einsatz der unsichtbaren Waffe löst Schmerzen aus. Die Opfer spüren den Schmerz sehr intensiv, aber dieser Schmerz bleibt unsichtbar. Man kann ihn nicht messen, man kann ihn nicht beweisen. Das Problem kennt jeder, der mit Rückenschmerzen, Tinnitus oder ähnlichem zu kämpfen hat. Der Schmerz macht das Leben unerträglich, aber von außen sieht man gesund aus. Geht man zum Arzt, kann es passieren, dass man als wehleidig oder als Hypochonder eingestuft wird. Und während der Schmerz das Opfer immer weiter in den Wahnsinn treibt, kann von außen keine Bestätigung und keine Erlösung kommen. Eine unerträgliche Situation!
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