Gespräch mit Fahri Yardim

Fahri Yardim im Gespräch zu seinem ersten Tatort-Einsatz in "Willkommen in Hamburg".

»Wir buddeln nich’ in Blankenese.«

Fahri Yardim als Yalcin Gümer
Fahri Yardim als Yalcin Gümer | Bild: ARD / Marion von der Mehden

Herr Yardim, Sie geben in "Willkommen in Hamburg" Ihr Debüt als "Tatort"-Ermittler – haben Sie bei Ihrem Rollenangebot gleich zugegriffen?

Es und Über-Ich waren sich selten so einig.

"Ein Kommissar ist immer nur so gut wie sein Partner" – würden Sie diesem ungeschriebenen Gesetz, das ja gerade für den "Tatort" Tradition hat, zustimmen?

Ich kann dem Anlasshunger der Frage kein Futter liefern, die Tradition gilt so sicher für Til und mich wie der Vorspann!

Bei der allerersten Aktion Ihres neuen Partners geraten Sie aber sofort in Lebensgefahr und ins Krankenhaus – was geht da Ihrer Figur Yalcin durch den Kopf?

Erstmal geht Yalcin vor allem was durchs Bein – und zwar ein sauberer Schuss. Folgerichtig geht ihm durch den Kopf, Aua.

Trotz des für Sie unglücklichen Beginns müssen Yalcin und Nick nicht erst ihre Claims abstecken und sich lange beschnuppern. Steckt da die Routine der erfahrenen Polizisten dahinter oder die gleiche "Schnitzart" zweier Profis?

Tschiller wühlt ja erst einmal kräftig die alte Gemütlichkeit auf, der fackelt halt nicht lange. Und Yalcin kommt damit klar, weil er seit seiner Geburt mit der Hamburger Luft einen umgänglichen Fatalismus inhaliert hat.

Welchen Charakter besitzt Yalcin, was ist sein kriminalistisches Talent?

Den Heftigkeiten seines beruflichen Alltags begegnet er mit Matrosengesang, La Paloma ohe, einmal muss das vorbei sein. In sentimentalen Momenten schaut er auf die Elbe und sieht, nach der Ebbe kommt die Flut.

Wie sieht Yalcin den neuen Kollegen?

Ein erfrischender Rüpel, der den resignativen Gestus des Reviers mit Krawall durchspült. Yalcin fühlt Tschillers Herz für Gerechtigkeit, das zählt. Und Tschillers Schweigen bietet Platz für die eigenen Geschichten. Da haben sich zwei gefunden.

Der "Tatort" hat schon sehr viele unterschiedliche Ermittlerpaare an den Start gebracht. Was bringt das Duo Nick/Yalcin als unverwechselbare Note ein?

Beruflich werden sie die Frage ausfechten müssen, was Gerechtigkeit ist. Charakterlich versuchen da ungezügelte Energie und Hamburger Gemütlichkeit gemeinsam die Kuh vom Eis zu zerren. Tschiller riskiert sich selbst und schliddert vor, Yalcin geht erstmal ne Leiter holen und riskiert, dass die Kuh einbricht.

Wird Ihr neu zugezogener Partner Nick von Ihrem Heimvorteil als "Hamburger Jung" profitieren?

Neben Ortskenntnissen kann der Herr Tschiller sich drei Heringsscheiben bei Yalcins innerem Frieden abschneiden.

In "Willkommen in Hamburg" geht es um organisierte Kriminalität, die an die berüchtigten Verbrecherclans aus Berlin oder Bremen erinnert. Wie passt diese Schattengesellschaft zum eigentlich weltoffenen Charakter Hamburgs?

Auch diese flachgebaute Stadt kennt Schattenseiten. Und ein radikales System schafft radikale Verlierer. Til hat’s angekündigt, wir buddeln nich’ in Blankenese im Garten nach dem Pudel der Millionärsgattin. Wir schlagen uns lieber mit den dicken Fischen herum, ob sie nun Mütze oder Hut tragen.

Ihre Rolle eines Polizisten mit türkischen Wurzeln hat im deutschen Krimi ja bereits viele Vorläufer. Wie behauptet man sich da auf diesem weit bestellten Figurenfeld?

Wenn Wurzeln ein Feld bestellen würden, was könnten denn die urdeutschen Kollegen antworten? Das Feld wäre ein unbestellbarer Acker?! Mir geht es um den Vordergrund einer Figur und ihre Tiefen, am wenigstens um ihren Migrationshintergrund. Yalcin Gümer ist das Gesicht eines neuen Hamburgs, ohne dabei irgendjemandem seine Identität streitig zu machen. Außerdem hat er von Hans Albers mehr Platten als Tschiller.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Til Schweiger empfunden, mit dem Sie ja schon bei verschiedenen Filmen zusammengewirkt haben?

Ein professioneller, großzügiger, humorvoller Kollege. Es war ein schöner Dreh!

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des neuen Hamburger "Tatort"?

Gute Geschichten, die Tragisches mit Komischem vermengen, das Leben spiegelnd, die Gesellschaft befragend und am Ende immer eine Prise Hamburch, La Paloma ohe.

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