Interview: Carol Schuler als Profilerin Tessa Ott

Die Neue hat mit Vorurteilen zu kämpfen: Peter Herzog (Roland Koch), Abteilungsleiter der Kriminalpolizei, Kommissarin Tessa Ott (Carol Schuler)
Die junge Profilerin Tessa Ott stammt aus einer alteingesessenen Züricher Familie und scheint jeden zu kennen.  | Bild: ARD Degeto/SRF / Sava Hlavacek

Wer ist Tessa Ott?

Tessa Ott ist Fallanalytikerin und die Neue bei der Kantonspolizei Zürich. Sie stammt aus einer wohlhabenden und einflussreichen Familie vom Zürichberg. Sie hat sich aber schon sehr früh von dieser Welt, in der das Geld und die Macht regieren, gelöst. Denn sie hat einen unbändigen Freiheitsdrang, einen rebellischen Charakter und außerdem einen großen Gerechtigkeitssinn. Sie stellt ihr Leben und die Dekadenz, in der sie aufwächst, infrage. Sie hat Psychologie und Soziologie studiert und entdeckt bei einem Praktikum ihre Begabung fürs Profiling. So landet sie über Umwege bei der Polizei, weil sie glaubt, dass sie dort wirklich etwas verändern kann. Aber ständig hadert sie mit der Entscheidung, Polizistin zu sein, da sich das schwer mit ihrer Hausbesetzer-Vergangenheit vereinbaren lässt. Außerdem hat sie den Verdacht, dass ihre Familie etwas mit ihrer Anstellung als Mordermittlerin zu tun haben könnte.

Wie würden Sie das Verhältnis von Tessa Ott zur neuen Kollegin Isabelle Grandjean beschreiben?

Tessa ist voller Bewunderung für die ältere und erfahrenere Kollegin, aber ihr störrischer Charakter lässt es nicht zu, sich ihr unterzuordnen. Sie hält Isabelle für eine professionelle und gute Ermittlerin, findet aber, dass ihr die emotionale Komponente sowie das "um die Ecke denken" fehlen. Tessa biegt die Regeln gerne einmal ein bisschen und dafür fehlt Isabelle das Verständnis. Tessa ist der Bauch, Isabelle ist der Kopf. Das birgt Konfliktpotenzial, macht die beiden aber auch zu einem perfekten Team.

Was macht diesen neuen Schweizer "Tatort" besonders?

Der "Tatort" spielt zum ersten Mal in Zürich mit einem für die Schweiz erstmalig rein weiblichen Ermittlerinnen-Duo. Und ich freue mich sehr, mit Anna Pieri Zuercher eine so großartige Kollegin an meiner Seite zu haben. Bei uns hat von Anfang an die Chemie auf allen Ebenen gepasst. Schauspielerisch wie auch privat. Und ich glaube, das spürt man auch auf dem Bildschirm.

Worauf dürfen sich die Zuschauer freuen?

In unserem ersten Fall begeben wir uns auf eine Zeitreise ins Zürich der 1980er Jahre. Es wird anarchisch, komplex und spannend. Und es wird die Frage aufgeworfen, wie die Vergangenheit unsere Gegenwart beeinflusst und ob wir uns jemals wirklich von der eigenen Vergangenheit lösen können.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Ich bereite mich immer erstmal körperlich auf Rollen vor: Wie bewegt sich die Figur, wie geht sie, wie steht sie, wie tanzt sie. Wir bekamen Schießtraining und durften die echten Ermittlerinnen und Ermittler der Fachgruppe "Leib und Leben" kennenlernen.

Welche Krimis schauen Sie privat?

Die beste Krimiserie im deutschen Fernsehen ist für mich "Der Tatortreiniger". Ansonsten mag ich "Twin Peaks" von David Lynch und natürlich die Filme von Alfred Hitchcock, dem Meister des Krimi-Genres.

Sie sind zwar weit nach den 1980er-Unruhen zur Welt gekommen. Aber was bedeutet Ihnen diese Zeit? Haben Sie einen Bezug dazu?

Ja, die 80er-Unruhen waren vor meiner Zeit, aber ich habe mich in der Vorbereitung auf den "Tatort" viel mit Zeitzeugenberichten beschäftigt und mir Foto- und Filmmaterial angesehen. Ich sehe viele Parallelen zur Gegenwart. Wir leben gerade wieder in bewegten Zeiten, und ich finde es nach wie vor richtig und wichtig, dass die Menschen auf die Straße gehen, um zum Beispiel für Frauenrechte, gegen Rassismus, für das Klima oder wie damals für mehr kulturelle und autonome Freiräume zu kämpfen. In unserer zunehmend konsumorientierten, kapitalistischen Gesellschaft ist es wichtig, Raum zu erhalten für freie Kunst, selbstverwaltete Wohnprojekte und nichtkommerzielle Experimente. Das braucht der Mensch zum Atmen.

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