»Am Anfang stand eine Zeitungsnotiz, in der davon die Rede war, wie ein Heranwachsender aus seiner schwer kriminellen Familie genommen und in ein Heim verbracht wird, das allerdings sehr schnell im Fadenkreuz eben dieser Familie steht. Wie gelingt es einem Kind, mit den Kräften fertig zu werden, die an ihm ziehen und die es manipulieren: die Familie, ihre Gewalt und Verführung; die staatliche Obhut, ihre Regeln und ihre Vernunft. Dieser Kampf um die Seele eines Heranwachsenden hat uns interessiert. In unserer Geschichte kommt dann noch eine dritte Kraft hinzu: die (unmögliche) Liebe zu einer bewunderten Erwachsenen. In ihr liegt das eigentlich anarchische Element, das Unberechenbare, vielleicht der Ausweg.
Schon in unserem Stuttgarter Tatort »Der Mann, der lügt« haben wir den Fokus verschoben: weg von der Frage, wer der Mörder gewesen ist; hin zu der Frage, was es wirklich heißt, wenn man für den Mörder gehalten wird. Damals hatten wir einen Verdächtigen ins Zentrum gestellt und die Kommissare beinahe zu bedrohlichen Randfiguren gemacht. Soweit gehen wir in »Zerrissen« nicht. Aber auch hier geht es uns weniger um einen Whodunit als primär um die Frage, ob und wie sich ein Minderjähriger von den Kräften befreien kann, die ihn zum Schuldigen machen, die ihn »knacken«, die ihn auf ihre Seite ziehen wollen.«
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