Drehbuchautorin Agnes Pluch im Interview

Tatort: Baum fällt
"Tatort: Baum fällt" am 24. November 2019, 20:15 Uhr im Ersten | Bild: ORF/Graf Film / Helga Rader

Agnes Pluch

Drehbuchautorin

Der neue "Tatort" aus Österreich spielt in einem eher abgelegenen Waldgebiet in Kärnten. Warum diese Ortswahl?

Den Wald, der für viele ein Sehnsuchtsort und ein Synonym für heile Natur schlechthin, andererseits ein boomender Wirtschaftsfaktor ist, als Hintergrund für eine Geschichte zu wählen, hat mich sehr gereizt. Ich wollte erzählen, wie sich globale Entwicklungen auf individuelle Schicksale auswirken und von jenen Menschen, denen die traumhaft schöne Region am Fuße des Großglockners vor allem eines ist: ein Tal, in das ein Weg hineinführt, aber keiner heraus.

Zudem hat der Wald als Topos der Erzählung eine lange Tradition. Vom Märchen, über Literatur bis hin zum Film ist er Ort der Erleuchtung und Verirrung. Oftmals ist es der Wald, wo sich Helden und Heldinnen beweisen und entscheidende Prüfungen bestehen müssen. Waren es früher etwa Wölfe, Räuber oder Naturgewalten, sind es heute ganz andere Herausforderungen, denen sich die Menschen hier stellen müssen.

Der Umweltschutz?

Ja, Wissenschaftler und Forscherinnen sind sich einig: Durch nichts könnte der Klimawandel so effektiv bekämpft werden, wie durch konsequente Aufforstung! Doch der Wald ist in unseren Breitengeraden vor allem eines – ein Wirtschaftsfaktor. Das gilt auch für die Großglockner-Region. Da denken viele zuerst an pittoreske Berglandschaften und unberührte Natur. Sie ist aber auch ein großes Forstgebiet. Zwar ist der Wald als Quelle für physische und psychische Gesundheit in aller Munde, aber besser noch lässt sich der Wald eben als Holzlieferant vermarkten. Mit dem Gewissen der Menschen lassen sich aber auch gute Geschäfte machen. Entscheidet man sich etwa für den vermeintlich sauberen Brennstoff Pellets, läuft man Gefahr, billig aus Osteuropa importiertes Holz zu kaufen, wo durch illegalen Kahlschlag ganze Waldgebiete unwiederbringlich zerstört werden – ein lohnendes Geschäft, von dem sich auch Holzfabrikant Tribusser Profit verspricht. Angesichts der vielfältigen Aspekte des Waldsterbens und der Klimaerwärmung bedarf es aber der dringenden und effizienten Hilfe, die jenseits des individuellen Verhaltens liegt. Es braucht große politische und gesellschaftliche Lösungen.

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