Interview mit Stefan Gubser

Über den Umgang mit internationalen Verflechtungen sind sich Reto Flückiger (Stefan Gubser, re.), Liz Ritschard (Delia Mayer, Mitte.) und Eugen Mattmann (Jean-Pierre Cornu, li.) uneinig.
Über den Umgang mit internationalen Verflechtungen sind sich Reto Flückiger, Liz Ritschard und Eugen Mattmann uneinig. | Bild: ARD Degeto/SRF / Daniel Winkler

Der Film heißt "Kriegssplitter" – inwiefern findet sich der Titel im Film wieder?

"Kriegssplitter" taucht ein in die Welt von zwielichtigem Journalismus, sich gegenseitig beschuldigenden Kriegsparteien und politischen Interessenvertretern. Wir als Ermittler können darin bloß die verschiedenen "Splitter" des auf Schweizer Boden fortgeführten Konflikts zusammensetzen und in Beziehung bringen – ohne jedoch restlos klären zu können, was wirklich geschah und wahr ist.

Ihre Figur hat seit längerem eine Beziehung zu einer verheirateten Frau, die wir in "Kriegssplitter" das erste Mal sehen. Dabei fliegt ihre Affäre auf. Wie geht Ihre Figur damit um?

Flückiger ist hin- und hergerissen: Einerseits sehnt er sich nach einer Beziehung, nachdem er nun längere Zeit allein war. Anderseits sieht Flückiger sich mit der Frage konfrontiert, ob er sein individuelles Wohl über das einer (familiären) Gemeinschaft stellen darf – ein Konflikt, der ihm als Polizist zuweilen nicht fremd ist.

Inwiefern haben Sie Verständnis für die junge Frau, die in der Schweiz illegal ihrer Vergangenheit auf den Grund geht?

Das persönliche Drama der beiden Geschwister steht im Zentrum der Geschichte, dazu die quälende Frage, ob ihre Mutter die Familie aus ideologischer Verblendung im Stich gelassen hat oder dazu gezwungen wurde. Insofern kann ich dem Vorgehen der jungen Frau ein gewisses Verständnis entgegenbringen. Auch wenn zu hoffen bleibt, dass ihr in Realität andere, legale Wege zu Verfügung stehen würden, ist das Gefühl der Machtlosigkeit nachvollziehbar. Ich finde, Yelena Tronina stellt dies in ihrer Rolle der Nura toll dar.

Haben Sie persönlich bereits einmal Erfahrungen in einem Kriegsgebiet gemacht?

In einem Kriegsgebiet nicht direkt. Allerdings war ich während des Drehs zum Film "Bon Voyage", der aktuell auf der Shortlist für den Kurzfilm-Oscar ist, für längere Zeit auf Flüchtlingsrouten unterwegs und habe mich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Die Geschichten, die man dabei aus erster Hand hört, sind erschütternd und schockierend, manchmal berührend. Und oft geht es eben auch um das Gefühl der Machtlosigkeit, Spielball größerer Interessen zu sein und zwischen Konfliktparteien aufgerieben zu werden.

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