Gespräch mit Petra Schmidt-Schaller

"Die Situation ist ein einziger Horrortrip; keiner weiß, ob er da lebend rauskommt."

Petra Schmidt-Schaller
Petra Schmidt-Schaller in ihrer Rolle als Katharina Lorenz. | Bild: NDR / Christine Schroeder

Katharina Lorenz wird in "Frohe Ostern, Falke" Zeugin und Opfer eines Verbrechens. Wie gefiel Ihnen die Geschichte?

Was ich an dieser Geschichte spannend fand, war, dass hier auf die Flüchtlingsthematik, die bei der Bundespolizei ja häufig eine Rolle spielt, noch mal eine ganz andere Perspektive eröffnet wird. Dass nicht nur wir als Bundespolizei immer mit den Flüchtlingen und deren verzweifelter Lage beschäftigt sind, sondern dass man es hier mit Leuten zu tun hat, die eine Meinung zu dem Thema haben und auf ihre Art versuchen, sich für Flüchtlinge einzusetzen.

Katharina Lorenz scheint sich auf der Spenden-Gala nicht recht wohlzufühlen. Hat sie sich nicht klar gemacht, wohin ihr Begleiter sie eingeladen hat?

Katharina Lorenz ist mit einem Freund auf diese Gala gekommen, ohne sich vorher allzu viele Gedanken darüber gemacht zu haben. Das ist überhaupt nicht ihr Terrain. Ihre Front ist ja eigentlich eine andere; sie tanzt nicht ständig auf Galas rum. Erst als sie dann dort ist, wird ihr klar, dass das eine ziemlich makabre Veranstaltung ist, wie absurd das eigentlich ist. Dieses Fest selbst verschlingt unglaublich viel Geld, insgesamt vielleicht sogar die gleiche Summe, die am Ende gespendet wird. Deshalb findet die Lorenz, dass man auf diese ganze teure Gala besser verzichten und dafür lieber mehr Geld schicken sollte.

Entsprechend amüsiert wirkt sie zunächst, als die Bad Easter Bunnies auftreten. Als die Situation dann kippt, ist die Lorenz die Einzige, die nicht in eine passive Opferrolle verfällt. Was gibt ihr den Mut dazu?

Ich glaube, das ist ziemlich typisch für sie; sie macht gern solche Alleingänge. Und sie gehört zu den Menschen, die auf jeden Fall etwas tun wollen, solange sie noch irgendeine Möglichkeit dazu sehen. Sie hat einen naiven Kampfgeist, so könnte man es vielleicht nennen. Eigentlich ist dieses Verhalten natürlich ziemlich unklug, weil sie sich dadurch in allergrößte Gefahr bringt. Aber sie ist ebenso; sie gehört zu denen, die sich nicht so schnell in eine Situation fügen. Schon dass sie das Handy behält, bringt sie in Lebensgefahr. Die Lorenz merkt schnell, dass rundherum niemand ist, der ihr helfen könnte. Deshalb sucht sie selbst nach Möglichkeiten, aus dieser Situation herauszukommen.

Ihr Begleiter ist allerdings entsetzt über ihr Verhalten ...

Was ich als Petra Schmidt-Schaller sehr verständlich finde. Wenn ich mir vorstelle, in so einer Situation zu sein und mein Freund oder meine Freundin würde sich so exponieren, dann würde ich auch versuchen, sie davon abzuhalten, einfach aus Angst um sie. Experten würden zu so einem Verhalten auch ganz gewiss nicht raten. Aber die Lorenz denkt hier nicht an ihre Sicherheit, sie tickt einfach anders. Vielleicht ist es auch dieses Absurde, dass man in so einer Situation sagt: "Ich hab doch Ahnung, ich mach jetzt was" und sich komplett von sich absplittet.

Katharina Lorenz trägt ein langes Kleid und hohe Schuhe, verhält sich aber keineswegs damenhaft zurückhaltend. Gefiel Ihnen dieser Gegensatz? Welchen Einfluss hatte die Kleidung auf Ihr Spiel?

Ich habe über diese Diskrepanz zwischen ihrer Kleidung und ihrem Benehmen, ehrlich gesagt, keine Sekunde nachgedacht. Aber ich kann mir vorstellen, dass das von außen betrachtet auffällig ist, dass ihr Verhalten noch ungewöhnlicher und mutiger wirkt, weil sie in dem dünnen Kleid so schutzlos aussieht. Wenn man in dieser Situation drinsteckt, auch jetzt für mich als Schauspielerin, spielt das aber gar nicht so eine große Rolle. Die Schuhe waren hinderlich, die zieht sie ja irgendwann auch aus, aber ansonsten hat die Kleidung keinen großen Einfluss auf ihr Verhalten.

Katharina Lorenz hat zwar Kontakt nach draußen, ist aber da drinnen ganz auf sich allein gestellt. Hat sie eine Strategie?

Nein, ich glaube nicht. Sie folgt eher ihrem Instinkt und sie ist eine gute Beobachterin. Daher weiß sie, dass Steffen eher ein weicher Typ ist, keiner, der seine Waffe auch wirklich einsetzen würde. Dass sie mit ihrem Begleiter in die Gruppe gerät, die von Steffen bewacht wird, ist eher ein glücklicher Umstand als Strategie, würde ich sagen. In dem Moment, wo sie sieht, dass sie eine Chance hat, nutzt sie sie allerdings auch.

Die Situation hat etwas Klaustrophobisches. Die Geiseln müssen zusammengepfercht und in Todesangst ausharren. Wie war es, diese Szenen auf engem Raum zu erarbeiten?

Wir hatten sehr viel Spaß und richtig tolle Komparsen, die super mitgemacht haben an diesen langen Drehtagen. Die räumliche Enge hat eher noch dazu beigetragen, dass wir mit der Zeit richtig zusammengewachsen sind. Ich persönlich hatte noch mit einer ganz anderen Herausforderung zu kämpfen, denn in der Halle, in der wir gedreht haben, roch es stark nach Hundefutter, weil das vorher dort gelagert gewesen war. Für mich als Vegetarierin war es nicht leicht, es zehn Tage lang mit diesem Geruch auszuhalten.

Thorsten Falke ist für die Lorenz hier nur via Handy präsent. Wie wichtig es ist trotzdem für sie, dass er da ist?

Dadurch, dass Falke mit ihr SMS austauscht, gibt er der Lorenz Kraft. Ich glaube, dass das für sie in diesen Stunden auch lebenswichtig ist. Die Situation ist ein einziger Horrortrip; keiner weiß, ob er da lebend rauskommt. In dieser Situation Zuspruch zu bekommen, und wenn es nur einzelne kurze Sätze sind, das macht schon viel aus. Da merkt man, dass die beiden sich auch brauchen. Für mich war es sehr ungewohnt, ohne Wotan zu spielen.

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