Zwei Fragen an Regisseur Norbert ter Hall

Zwangsräumung in Berlin: An einem kalten Novembermorgen muss Otto Wagner (Peter René Lüdicke) mit seiner Familie die Wohnung verlassen. Nach der Übernahme des Mietshauses durch die Ceylan Immobilien wird es Stück für Stück entmietet. Alte Verabredungen gelten nicht mehr und so sorgt die Umzugsfirma von Axel Schmiedtchen (Ingo Hülsmann) für eine schnelle, besenreine Übergabe. - Arbeitsfoto: Regisseur Norbert ter Hall (li) bei der Probe mit Mark Waschke.
Zwangsräumung in Berlin: An einem kalten Novembermorgen muss Otto Wagner mit seiner Familie die Wohnung verlassen. Nach der Übernahme des Mietshauses durch die Ceylan Immobilien wird es Stück für Stück entmietet. Alte Verabredungen gelten nicht mehr und so sorgt die Umzugsfirma von Axel Schmiedtchen für eine schnelle, besenreine Übergabe. - Arbeitsfoto: Regisseur Norbert ter Hall bei der Probe mit Mark Waschke. | Bild: rbb / Gordon Muehle

Zwei Fragen an Regisseur Norbert ter Hall

Sie leben in den Niederlanden, Amsterdam ist Ihre Heimat, seit einigen Monaten leben und arbeiten Sie auch in Berlin – wie erleben Sie die Stadt?

Ich lebe schon über 12 Jahre zeitweise in Berlin. Seit ich die Stadt zum ersten Mal besucht habe, bin ich von ihr verzaubert. Ich habe angefangen, die Sprache zu lernen und davon geträumt, eines Tages in meiner Arbeit über die Stadt zu erzählen. Mit dem "Tatort" ist dieser Traum wahr geworden. Der Film zeigt, wie sehr das Leben der Bewohner miteinander verflochten ist. Das ist in Amsterdam, der Stadt, die in vielen meiner Arbeiten eine wichtige Rolle spielt, natürlich nicht anders. Der größte Unterschied zwischen den beiden Städten besteht für mich darin, dass Amsterdam oft fertig zu sein scheint und ich in Berlin das Gefühl habe, dass noch Vieles unvollendet ist, sich die Stadt noch in verschiedene Richtungen entwickeln kann. Diese Unsicherheit macht Berlin so spannend und schafft eine Atmosphäre voller Erwartungen.

Die Inszenierung Ihres Tatorts hat dokumentarische Züge. Welche Kunstgriffe wenden Sie an?

Weil die Geschichte dieser Episode so sehr im Hier und Jetzt der Berliner Lebenssituation spielt, habe ich versucht, das tägliche Leben in der Stadt so weit wie möglich in die Geschichte zu integrieren und die Grenze zwischen Fiktion und Realität zu verwischen. Viele der Obdachlosen in unserer Geschichte leben tatsächlich auf der Straße. Die Handlung spielt auf Straßen, Plätzen, unter Brücken und im öffentlichen Verkehr Berlins mitten unter den Passanten. Wir haben den Film im letzten Herbst gedreht. Es ist der 51. Tatortjahrgang und da jede Folge (meiner Meinung nach) auch einen Teil der Geschichte Deutschlands erzählt, wollte ich die Gegenwart mit ihren Corona-Maßnahmen, den Mundnasenmasken und Plexiglasschirmen, im Bild eine Rolle spielen lassen. So wird diese Episode auch zu einem Andenken an eine Zeit, die sich hoffentlich bald wieder ändern wird.

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