Fragen an Carlo Ljubek
Die Geschichte von "Das Wunderkind" erzählt den Mikrokosmos Gefängnis und beleuchtet darin Gewalt und Gegengewalt. Was ist für Sie der Kern der Geschichte?
Dieser Tatort befasst sich mit den Gedanken: Wie nimmt die Gesellschaft einen Straftäter nach verbüßter Strafe auf, und wie geht ein Mensch mit der wiedererlangten Freiheit um? Daraus resultierend, schaut der Film auf die Fragen von Resozialisisierung als innere indivduelle und äußere gesellschaftliche Prozesse, und inwieweit ist das System von Wachen und Strafen erfolgreich, Menschen zu rehabilitieren und wieder in die Gesellschaft zu integrieren?
Ihre Figur Scholz ist einerseits Häftling mit abgründiger Vergangenheit, andererseits stolzer Vater, der seiner Freilassung und Wiedervereinigung mit seinem Sohn entgegenfiebert. Was hat Sie an diesem Drehbuch gereizt und wie haben Sie diese beiden Seiten in Ihrer Rolle vereint?
Eine Vereinigung konnte da nicht stattfinden, da eine Zerissenheit im Menschen immanent ist und diese sehr wahrscheinlich von einem System der Separation, wie sie in Gefängnissen passiert, verstärkt wird.
„Das Wunderkind“ war Ihre erste Zusammenarbeit mit dem Ermittler-Duo Batic & Leitmayr für den Tatort München. Wie war es, mit den beiden zu drehen, insbesondere mit Udo Wachtveitl, dessen Leitmayr mit Ihrer Figur Scholz aus sehr persönlichen Gründen aneinandergerät?
Ich habe großen Respekt für meine Kollegen Udo Wachtveitl (Leitmayr) und Miroslav Nemec (Batic), welche über so einen langen Zeitraum erfolgreich und auf so einem Niveau Figuren und ihre Geschichten glaubhaft erzählen. Gleichzeitig gelingt beiden am Set eine gelöste Atmosphäre, die Humor und Nähe zulässt. Was unabdingbar ist, um solche harten Themen, wie sie auch in den Tatorten erzählt werden, zu bewältigen.
Die Dreharbeiten fanden in der JVA Landshut bei laufendem Betrieb statt. Wie war diese Erfahrung?
Verstörend, beklemmend und gleichzeitig bewusstseinerinnernd, was für ein Privileg Freiheit eigentlich ist.
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