Gespräch mit Sibel Kekilli

Sibel Kekilli als Sarah Brandt.
Sibel Kekilli als Sarah Brandt.

Seit der Folge "Borowski und der Himmel über Kiel" scheinen Borowski und Brandt in der Ermittlungsarbeit unterschiedliche Strategien zu verfolgen. Während sich Borowski einfühlsam gibt, verhält sich Brandt – auch jungen Delinquenten gegenüber – weniger verständnisvoll und lässt kein falsches Mitleid aufkommen. Agiert Brandt stärker nach der Devise "verhaften und bestrafen"?

Sarah Brandt ist oft von ihren Fällen besessen und will sie mit allen legalen, manchmal auch illegalen Mitteln lösen. Dabei versucht sie sich nicht so sehr von ihren Gefühlen leiten zu lassen. Ihre sehr direkte Art mag beim Zuschauer vielleicht nicht immer als ganz so verständnisvoll ankommen, aber für sie zählen in erster Linie das Opfer und die Angehörigen.

Sarah Brandt sagt zu dem Mädchen Julia: "Du bist eine junge, intelligente Frau und setzt dich freiwillig dieser gewalttätigen, dämlichen Männerwelt aus." Hat Sie als junge Frau einen anderen Blick auf Julia als ihr Kollege Borowski?

Ja, das könnte sein. Sie kann einfach nicht verstehen, dass man in diesem Alter vielleicht sogar aus Langeweile oder grenzenloser Naivität sein normales Leben und die Familie aufgibt und sich radikalisiert. Und zwar für etwas, das sie gar nicht richtig kennt, geschweige denn verstanden hat. Dass man all die Freiheiten aufgibt und sich freiwillig unterdrücken lässt, nur, weil man unglücklich ist oder seinen Platz im Leben noch nicht gefunden hat.

Am Anfang des Films erleben wir Sarah Brandt als forsche Ermittlern. Am Ende zeigt die Kommissarin ihre weiche Seite, als sie Julia von ihrer Kindheit erzählt. Wünschen Sie sich als Schauspielerin, dass die Figur noch stärker aus sich herauskommt?

Ja und nein. In solchen privaten Momenten haben Schauspieler natürlich mehr zu spielen, können und dürfen mehr Emotionen zeigen. In reinen Ermittlungsszenen können wir hingegen meistens nur Fragen stellen und dem Täter oder Opfer mehr Raum geben. Ich wünsche mir einerseits mehr solche Momente, aber es darf auch nicht zu viel werden. Letztlich soll es ja immer um den Fall gehen, der gelöst werden will, und nicht um die privaten Probleme der ermittelnden Personen.

Sarah Brandt sitzt immer bis tief in die Nacht im Kommissariat. Hat die Kommissarin kein Zuhause?

Natürlich hat sie ein Zuhause. Aber die Figur Sarah Brandt ist, wie bereits erwähnt, besessen von ihren Fällen und kann nicht so einfach abschalten. Für sie ist der Beruf ihre Berufung und es fällt ihr schwer, einmal die Füße still zu halten, ehe der Fall wirklich gelöst ist.

Was macht Brandt und Borowski als "Tatort"-Paar so besonders? Anders als viele "Tatort"-Duos streiten sich die beiden Kommissare untereinander wenig.

Das sehe ich ein wenig anders. Ich finde, sie sind sogar sehr häufig anderer Meinung und lassen das den anderen auch wissen, was nicht selten in etwas lauteren Wortgefechten gipfelt. Aber letztlich funktionieren sie immer auch als Team, egal, wer am Ende in einer Sache tatsächlich Recht oder Unrecht gehabt hat.

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