Harald Krassnitzer im Interview

V. li. n. re.: Beka Datviani (Lasha Bakradze), Moritz Eisner (Harald Krassnitzer), Bibi Fellner (Adele Neuhauser) , Tinatin Datviani (Mariam Avaliani).
V. li. n. re.: Beka Datviani, Moritz Eisner, Bibi Fellner, Tinatin Datviani. | Bild: ARD Degeto/ORF / Felix Vratny

Der Kampf gegen die Clan-Kriminalität ist in Deutschland ein großes, aktuelles Thema. Was ist der Schwerpunkt dieser organisierten Verbrechen, haben sich da die Gewichte verschoben?

Der Schwerpunkt hat sich verlagert, weg von Menschenhandel, Prostitution und Drogen. Das ist sicherlich immer noch ein Teil davon, aber mehr im Zentrum steht jetzt, das Geld zu waschen und in Immobilien sowie Firmen zu stecken. In Deutschland kommt noch spektakulärer Kunstraub dazu. Das Feld ist sehr breit gefächert.

Warum ist es hier so schwierig für die Polizei, an Informationen zu kommen?

Die Phalanx eines solchen Clans, einer solchen Familie, zu brechen, ist die größte Herausforderung. Es sind dichte Organisationen und wenn mal einer erwischt wird, ist das meist ein kleiner oder mittlerer Fisch. Und der Angeklagte weiß genau, dass er nicht reden darf. Der nimmt die Strafe auf sich und fertig.

Azra, die Informantin der Polizei, spielt ein doppeltes Spiel. Welche Eigenschaften müssen V-Leute haben?

Ein ganz wichtiger Punkt ist eine hohe Loyalität. Dass V-Leute immer genau wissen, wo die Grenze ist. Sie müssen ganz sicher eine starke Persönlichkeit haben. Mich hat Mariam Hage, die die Rolle der „Azra“ spielt, sehr beeindruckt. Sie steht mit beiden Beinen im Leben, hat keine Attitüden, studiert zudem noch. Selten habe ich ein solches Energiebündel gesehen. Sie ist auf dem Sprung und wird sich durchsetzen.

Was ist ein Safe-Hause, das die Polizei wie in diesem Fall für verdeckte Mitarbeiter als Zufluchtsort eingerichtet hat?

Ein Safe-Haus ist eine Unterkunft für jemanden, den man schützen muss wie zum Beispiel verdeckte Ermittler, die untertauchen müssen. Das sind Orte, wo man sie abgeschirmt unterbringen kann und sie sich eine neue Identität aufbauen können.

Reizt es Sie, einmal einen Tatort zu schreiben bzw. Regie zu führen?

Ehrlich gesagt, ich habe zu viel Respekt vor dieser Arbeit. Das sind ganz unterschiedliche Berufsbilder. Ich kann da nicht so leichtfertig „ja“ sagen.

Werden Sie sich die Fernseh-Premiere von „Azra“ am 29. Mai anschauen?

Das kann ich leider nicht, denn da bin ich gar nicht in Deutschland beziehungsweise Österreich. Anfang Mai starte ich zu einer 900 Kilometer langen „Traumreise“ von Wien bis ins Schwarze Meer auf der Donau, die vier Wochen dauern wird. Ich muss das jetzt machen. Drei Jahre lang habe ich mir das vorgenommen, aber immer kam etwas neben Corona dazwischen. Das ist das einzige Zeitfenster, das ich dieses Jahr habe. Denn ich drehe davor und danach in Wien.

Also eine Art ganz persönliche Kreuzfahrt?

Ich bin mit meiner Zille allein unterwegs und lasse mich gemütlich mit der Strömung treiben. Es ist ein klassisches Holzboot ohne Komfort und Dach, das früher bei Fischern als Ruderboot auf der Donau sehr beliebt war. Als Sicherheitspolster, wie etwa gegen Bugwellen größerer Schiffe, habe ich aber einen 50 PS-Motor. Zudem habe ich ein Zelt dabei und noch einen Kocher wie für Kaffee. Für die Verpflegung unterwegs holt man sich Obst und mehr an Land. Und abends fährt man in einen Hafen und fragt, ob man das Zelt aufstellen darf. Oder ich übernachte mal in einer Pension ...

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