Statement Regisseur Max Färberböck
"Die Idee zu 'Ich töte niemand' entstand an einem Abend im Frühherbst 2016. Der Zufall wollte es, dass ich beim Durchsehen verschiedener Tagesnachrichten in kürzester Zeit Ausschnitte aus vier Reden und Wahlversprechungen verschiedener Politiker und Staatschefs sah. Sämtliche Reden waren hoch manipulativ und erzeugten trotz oder gerade wegen ihrer primitiven Wortwahl großen Beifall. Es war beinahe so, als ob sich die Majorität der Zuhörer wider besseren Wissens für den Missbrauch von Worten und politischen bzw. ethischen Werten begeisterte.
Am nächsten Morgen wurde ich für einen Tag fernsehsüchtig und hörte nur noch zu, wie viele Worte und Begriffe ihres eigentlich positiven Inhalts beraubt und willkürlich eingesetzt wurden. Als meine Co-Autorin und ich dann noch in einer Reportage eine offensichtlich intelligente, bürgerliche Frau in einer unnachgiebigen Härte über persönliche Haltung und menschliche Werte sprechen hörten, zeichnete sich langsam eine Familientragödie, also der Motor der vorliegenden Geschichte ab:
Ein junger Mann wird Zeuge eines Gewaltverbrechens und erstattet Anzeige. Das ist der Anfang einer Reihe von äußerst brutalen Ereignissen, die in der Hauptsache durch den Missbrauch moralischer Haltungen gerechtfertigt werden und zwei Familien in den Abgrund reißen.
Der Film zeigt, wie Personen aus unterschiedlichsten Kreisen das Recht oder die Notwendigkeit verspüren, moralische Werte so zu extrapolieren, dass sie ihr menschenverbindendes Element verlieren. Das daraus resultierende Unglück wird in Kauf genommen. In solchen Konstellationen kann es passieren, dass ein falsches Verständnis von Ehre, Familienbindung etc. ähnlich fatal wirken kann wie die dumpfe Missachtung menschlicher Grundwerte.
Auf welcher Seite man auch steht, wenn Werte und die sich damit verbindende Haltung pervertiert oder missbraucht werden, kann das sehr schnell ins Unglück führen – Gewalt aus 'gutem' Grund."
Kommentare