Statement von Regisseur Christian Petzold zum "Polizeiruf 110: Kreise"

»Gegen Ende der Dreharbeiten gab es eine nächtliche Szene im Wagen des Kommissars. Die Kommissarin und er haben die Plätze getauscht.  Sie sitzt zum ersten Mal in der Geschichte auf dem Fahrersitz und sie beginnt zu imaginieren: Wie der Mord hätte abgelaufen sein können. Die Kommissarin versenkt sich in ihre Geschichte, es wirkt, als ob sie im Traum spricht, sie erzählt flüsternd, fast stockend. Der Kommissar starrt sie an.  Die tiefe Emphase der Erzählung seiner Partnerin infiziert ihn. Von weitem gesehen würde man ein Liebespaar in diesem Wagen unter dem nächtlichen Laternenlicht vermuten. Eigentlich hätten die Scheiben beschlagen müssen, aber das passiert bei den modernen Autos ja kaum mehr.

Es heißt ja, dass die Menschen Polizisten und Detektive im Kino und im Fernsehen so lieben, weil sie in alle Privaträume, auch in die verschlossensten, in die der Reichen und Armen, der Schönen und Verblühten, hineingelangen und wir uns dort mit ihnen aufhalten und umschauen können.

Die Polizisten und Detektive finden hier die Taten der Gekränkten, der Vernachlässigten, der Neider,  der Leidenschaftlichen und Erkalteten.

Ihr Schicksal aber ist, dass sie selbst niemals verbrecherisch und leidenschaftlich sein dürfen. Sie gehen herum in den Tragödien anderer.

In der oben beschriebenen Szene spüren die beiden ihr Ausgeschlossensein.

'Kreise' erzählt von diesen ausgeschlossenen, erschöpften, versehrten, einsamen, aber auch großartig erwachsenen Menschen.«

Regisseur Christian Petzold

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