Gespräch mit Josef Heynert (Volker Thiesler)

»Ihm kommt gar nicht in den Sinn, dass es was Verfängliches haben könnte, wie er mit Vivian umgeht.«

Anton Pöschel, Kommissar Bukow, Volker Thiesler und Katrin König
Anton Pöschel, Kommissar Bukow, Volker Thiesler und Katrin König sind ratlos, wer die junge Mutter umgebracht haben könnte. | Bild: NDR / Christine Schröder

Sie haben hier zum achten Mal als Ermittler Volker Thiesler vor der Kamera gestanden. Bislang ist er der Ruhepol im Team, freundlich und loyal. Wird Sascha Bukow sich auch weiterhin auf ihn verlassen können?

Ja, an der Freundschaft und an dem, wie die beiden zueinander stehen, hat sich nichts geändert. Volker Thiesler vertraut Sascha Bukow, er weiß, dass er es richtig macht, dass sie beide auf der gleichen Seite stehen und die gleiche Haltung zu ihrem Beruf haben. Thiesler und Bukow sind Buddys; es gibt eine Verbindung zwischen ihnen, die ohne Sprache funktioniert, und das wird auch so bleiben.

Bukow schickt Thiesler gerne vor, um seine Ehefrau zu vertrösten. Jetzt kippt die Situation, Volker Thiesler und Vivian kommen sich näher. Wie steht Thiesler zur Frau des Kollegen?

Dass sich zwischen ihm und Vivian eine Freundschaft entwickelt, passiert einfach, er hat keinerlei Hintergedanken dabei. Vielleicht ist das bei ihm so eine männliche Grundkomponente, dass er nicht über alles, was er tut, so wahnsinnig gründlich nachdenkt. Als Bukow ihm von Kinokarten erzählt, die verfallen würden, wenn er nicht mit Vivian ins Kino geht, macht er das eben. Thiesler kommt gar nicht in den Sinn, dass es was Verfängliches haben könnte, wie er mit Vivian umgeht, und es dauert eine ganze Weile, bis er sich eingesteht, dass er mehr als Freundschaft für sie empfindet. Das passiert hier am Ende, wenn die beiden zusammen ausgehen. Er hat eigentlich nie an so was gedacht. Vivian war für ihn tabu, weil sie die Frau seines Freundes und Vorgesetzten ist und Mutter zweier Kinder.

Die Situation hat etwas Tragikomisches. Thiesler, der Gutmensch, schlittert ohne viel eigenes Zutun in eine heikle Lage …

Ja, sich in Vivian zu verlieben, bringt ihn in ein Dilemma. Das ist eine Situation, in der er nur verlieren kann. Der Konflikt ist eigentlich unlösbar. Entweder verletzt er den Freund, weil er Heimlichkeiten anfängt. Oder er handelt gegen seine eigenen Gefühle, was schlecht möglich ist, wenn man sich verliebt hat. Dann will man dem ja nachgehen. Auch wenn die ganze Sache eigentlich unmöglich oder vielleicht sogar utopisch ist, klammert man sich ja immer an die Hoffnung, dass es doch irgendwie geht.

Hätte er durch irgendwas verhindern können, dass es soweit kommt?

Eigentlich war Vivian ja als Ehefrau von Bukow unerreichbar für ihn, und er ist jetzt, wie gesagt, selbst überrascht von seinen Gefühlen. Aber er ist vielleicht insofern nicht ganz unschuldig an der Situation, als er nicht auf die Bremse tritt. Er sagt ja nicht, hör mal zu Sascha, das ist jetzt vielleicht nicht so gut, wenn ich mich um deine Kinder kümmere und mit deiner Frau ins Kino gehe, ich glaub, ich hab mich verschossen. Wenn man das nicht ausspricht, sondern für sich behält, ist das dann noch unschuldig? Oder schon schuldig? Das ist so eine Grauzone.

Bei den Ermittlungen gerät Anwalt Kerhan ins Zwielicht. Thiesler befragt ihn in seinem Büro. Dabei prallen offensichtlich Welten aufeinander. Beschreiben Sie uns Thieslers Perspektive auf den Verdächtigen.

Typen wie dieser Anwalt gehören für Thiesler zu den Menschen, die ihm völlig fremd sind und die er nicht verstehen kann. Das ist für ihn die Anti-Person schlechthin. Der Anwalt ist eine leere Blaupause. Er schiebt sich alles so hin, wie es passt. Er kennt keine moralischen Bedenken oder Skrupel, er ist absolut kalt. Thiesler schwankt zwischen Abscheu und Fassungslosigkeit, als er ihn befragt. Er wundert sich, wie Menschen so sein können, wie sie funktionieren. Was ist noch wichtig im Leben, wenn man so drauf ist? Anwalt Kerhan hat für ihn keine eigene Struktur, sondern nur was Amöbenhaftes, das sich an seine Umgebung anpasst. Als Person ist er aalglatt und glitscht dem Gegenüber immer durch die Finger.

Thiesler ist mehrfach dabei zu sehen, wie er streikende Geräte im Büro wiederherstellt. Was erzählt das über ihn?

Das gehört in die Kategorie, dass Volker Thiesler Dinge einfach macht, ohne sich groß in Gedankenspielen zu verlieren. Er ist ein unkomplizierter Typ. Wenn der Kopierer kaputtgeht, ist Sascha Bukow derjenige, der schnell die Geduld verliert und mal kräftig gegen das Gerät tritt. Anton Pöschel ist derjenige, der Stress macht und irgendwo anruft und sich beschwert, was für eine marode Technik ihm zur Verfügung gestellt wird. Und Volker Thiesler guckt sich die Sache an und repariert sie, wenn er kann.

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