Charly Hübner im Interview

Charly Hübner ist Sascha Bukow
Charly Hübner ist Sascha Bukow | Bild: NDR / Christine Schroeder

»Diese Geschichte habe ich so noch nicht erzählt bekommen.«

Weiß Michael Nordens Mutter (Cornelia Heyse), wo ihr Sohn ist? Mit Katrin König (Anneke Kim Sarnau, links) und Sascha Bukow (Charly Hübner, mitte)
Weiß Michael Nordens Mutter, wo ihr Sohn ist? Mit Katrin König und Sascha Bukow  | Bild: NDR / Christine Schroeder

Markus Buschs Story handelt von brüchigen Biografien und der Suche nach abwesenden Vätern. Was ist für Sie das Spannende daran?

Busch erzählt von jemandem, der seine Wurzeln kappt, also dieser neuen europäischen Idee folgt, die seit dem Fall der Mauer propagiert wird. Michael Norden sagt sich: „Meine Herkunft ist nicht gerade die tollste; ich bin kein Hamburger Reedersohn und habe auch keinen Papa im Vorstand von Volkswagen, mein Vater ist ein Penner. Aber ich bin schlau und nehme jetzt meine Talente und mache was daraus.“ Mit Geschäftemacherei und Spekulation, also Dingen, mit denen man heute schnell reich werden kann, gelingt es ihm tatsächlich, Karriere zu machen. Aber es braucht nur sehr wenig, bis so eine Karriere im Spätkapitalismus auch wieder den Bach runtergeht. Schon eine einzige Fehlspekulation bringt wie ein Husten das ganze Kartenhaus von Norden wieder zum Einsturz, und das zieht dann erstaunlicherweise eine ganze Serie von Gewalt nach sich; es entwickelt sich so ein Strudel, in den auch die Ermittler reingeraten. Diese Geschichte habe ich so noch nicht erzählt bekommen und daher finde ich es erzählenswert.

Und passend für eine Stadt wie Rostock?

Ja! Für mich ist das ein typischer Rostocker Fall und die Geschichte sehr typisch für diese Stadt – zumal mit den Möglichkeiten, die Michael Norden hat, von da abzuhauen. Tilman Strauß ist auch eine super Besetzung für die Rolle dieses Aufsteigers, weil er die Lässigkeit und Nonchalance, die so jemand haben muss, dieses Talent, perfekt verkörpern kann und trotzdem in der Ausstrahlung auch einen kleinen Knacks hat.

Sascha Bukow war lange schlecht auf Katrin König zu sprechen. Nach dem Kuss am Ende des letzten Films wirkt er wie ausgewechselt. Macht er sich Hoffnung auf mehr?

Bukow ist durch diesen Kuss wie aufgeklart und sagt sich, dass das vielleicht doch die Frau ist, um die er noch mal kämpfen muss mit Ende vierzig. Er ist verliebt, aber das erkennt sie natürlich noch gar nicht, weil sie diese Panik hat wegen Guido Wachs. Der ganze Fall um Michael Norden ist etwas, was von außen auf Bukow einströmt; erst als Guido Wachs sich aus dem Gefängnis meldet und Druck auf Katrin König macht, kommt in Bukow eine richtige Energie. Das ist sein Moment in dem Film, und es ist ganz klar, dass er sie jetzt beschützen wird. Das ist wie bei einem alten Ritter, der auflebt, wenn er sich um seine Prinzessin kümmern darf, weil er das als seine wichtigste Aufgabe betrachtet.

Bukow mischt sich massiv ein, als er von Wachs‘ Brief an die Profilerin erfährt, und will verhindern, dass sie die Sache auf ihre Art zu klären versucht ...

Sein Verhalten ist sicher grenzwertig, aber es geht in dem Moment auch um eine ernsthafte Angelegenheit. Es ist gut, dass Bukow von dem Brief weiß, weil er ja tatsächlich in der Sache mit drinhängt und weil wichtig ist, dass einer die Zügel in die Hand nimmt. Das ist im Interesse von beiden. Bukow hat einen viel klareren Blick auf diese Angelegenheit, weil er sich im Umgang mit Schuld oder Fehlverantwortung viel besser auskennt als Frau König. Für Katrin König ist das Neuland.

Aber lässt es sich so leicht handeln? Am Schluss deutet sich an, dass sich das Problem noch zuspitzen wird.

Das Besondere an „Söhne Rostocks“ ist, dass der Film nicht so einer klassischen Dramaturgie folgt, sondern zugleich eine fallende und eine steigende Dynamik hat. Es gibt zwei verschiedene Stränge; einen, der von einem jungen Mann erzählt, der in so einem sozialen Gefüge einfach abstürzt, und zwar in rasantem Tempo. Und den anderen, der ein sich zuspitzendes Problem, eine wachsende Bedrohung beschreibt. Die Horizontale in diesem Film ist ein wichtiger Baustein zu dem, was im nächsten Fall passieren wird.

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