„Zwei Obsessionen gewinnbringend vereint“
Jan Krauter über ihre Rolle als Michael Grzimek
Ich denke, Michael und Bernhard Grzimek verband vor allem eines: die Obsession. Beide waren Getriebene in ihrem Bestreben, der Nachwelt eine facettenreiche Tierwelt zu erhalten. Wobei sich in diesem gemeinsamen Vorhaben zwei Obsessionen gewinnbringend vereinten.
Fiktiver Blick hinter die Kulissen
Der Tierschutzgedanke, den der Vater dem Sohn gewissermaßen vererbte, und Michaels Leidenschaft für Fotografie, Film und Fernsehen, die ihrer Sache das nötige Sprachrohr für die Außenwelt lieferte. Liest man Grzimeks Bücher, so hört man aus den Zeilen, die die Beziehung zu seinem Sohn beschreiben, so etwas wie eine stille Übereinkunft heraus. Grzimek betont immer wieder, dass die beiden "nie viele Worte brauchten".
Beide waren auf ihre Art Draufgänger und gefielen sich auch in diesen Rollen. Und so hat die Welt sie zu sehen bekommen – in Büchern, im Fernsehen und auf der Leinwand. Der Film "Grzimek" befasst sich allerdings mit mehr als dem puren Wiederaufleben des Mythos. Man bekommt gewissermaßen einen fiktiven Blick hinter die Kulissen. Und wenn man diesen Blick riskiert, wird einem sehr schnell klar, dass sich – wie überall – bei genauerem Hinsehen ganz neue Fragen aufwerfen.
Wer war Michael Grzimek?
Mir haben sich dabei folgende Fragen gestellt: Wie sehr teilte Michael tatsächlich die Obsession seines Vaters? Oder inwiefern musste er seine Interessen an die seines Vaters angleichen, um in seiner Nähe sein zu können, die wahrscheinlich bei einer Persönlichkeit wie Bernhard Grzimeks eher eine Seltenheit gewesen wäre?
Und wie viele Worte hätte es vielleicht doch gebraucht zwischen Vater und Sohn? War Michael ein "Märtyrer" oder ein Opfer der Sache seines Vaters? Wer ist der Mensch hinter dem Mythos? All dem haben wir uns versucht zu nähern.