Gespräch mit Hinnerk Schönemann

Erster Tag für Praktikantin Lea (Carolin Garnier, 2.v.l., m. Jana Klinge, l., Marleen Lohse, 2.v.r., Hinnerk Schönemann)
Erster Tag für Praktikantin Lea  | Bild: NDR / Sandra Hoever

Gespräch mit Hinnerk Schönemann, Darsteller von Hauke Jacobs. „Nord bei Nordwest – Auf der Flucht“ ist zudem sein Regie-Debüt.

Herr Schönemann, wie kam es zu Ihrem Debüt als Regisseur?

Ich hatte Claudia Schröder, der Produzentin der „Nord bei Nordwest“-Reihe, schon 2017 erzählt, dass ich große Lust hätte, einmal bei einem Film Regie zu führen. Sie konnte sich das gut vorstellen. Dann gingen wir auf die Suche nach einem Stoff, den ich mir von dem Autor Holger Karsten Schmidt wünschte, weil er mir sehr vertraut ist und wir schon in etlichen Filmen zusammengearbeitet haben. Es war ein glück - licher Zufall und zugleich ein Bonbon, dass er das Buch zu meinem Regiedebüt schreiben konnte und ich die Regie bei der letzten Folge von Claudia Schröder als Produzent überneh - men durfte, mit der ich schon über so viele Jahre zusammenarbeite – ein Knüller! Die Liebe zur Regie ist durch meinen Onkel Hannes und meine Tante Sybille Schönemann tief in unserer Familie verankert. Jetzt bekam auch ich endlich die Möglichkeit, durch diese Tür zu gehen, und ich habe mich wahnsinnig gefreut.

Welche Erfahrungen haben Sie als Regisseur gesammelt?

Das, was ich mir vorgestellt hatte, ist aufgegan - gen. Ich habe von Anfang an mit allen Gewer - ken eng zusammengearbeitet, was man als Schauspieler ja nicht kennt. Es fühlte sich wie ein Boot an, in dem man gemeinsam saß und schnell gefahren ist. Das Team war mir gegenüber sehr offen und schenkte mir absolutes Vertrauen – das war toll. Neu war für mich vor allem die Arbeit im Schnitt. Mir war nicht klar, wie stark man eine Geschichte im Schnitt verändern und gestalten kann, vor allem, wenn Musik und Geräusche dazu kommen. Dieses Puzzle zu legen, war spannend und machte viel Spaß. Und es war ein besonderer Kick für die Cutterin Tina Freitag und mich, die für den Film vom Sender vorgegebene Zielvorgabe von 88 Minuten und 30 Sekunden zu erreichen.

Inwiefern empfanden Sie Ihre Regiearbeit als große Bereicherung für Ihr Spiel vor der Kamera?

Und war es sehr anstrengend, Regie zu führen und alles im Blick haben zu müssen, sich zugleich aber auch auf die Rolle des Hauke Jacobs zu konzentrieren? Aus technischer Sicht gesehen war es absolut bereichernd zu erfahren, wie ein Regisseur das Spiel vor der Kamera wahrnimmt. Praktisch war es anders: Normalerweise treibe ich die Figuren, die ich spiele, in bestimmte Richtungen, probiere aus, biete an, bemühe mich, den Regisseur zu überraschen. In diesem Fall habe ich Hauke bewusst zurückgenommen, anstatt wie sonst auch mal draufzuhauen. Und an den ersten beiden Tagen meiner Regiearbeit bin ich nach jeder Einstellung zum Bildschirm gelaufen und habe mir das Ergebnis angeschaut. Damit habe ich dann aufgehört, weil ich merkte, dass es dem Spiel mit den Kolleginnen und Kollegen nicht guttat; das Verbindende zwischen den Spielszenen war irgendwie zerrissen.

Ist eine weitere Regiearbeit geplant?

Anfang Februar werde ich eine weitere Folge dieser Reihe inszenieren. Und ich verrate nur so viel: Es wird ein Wiedersehen mit einer sehr bekannten "Nord bei Nordwest"- Person sein, die man von früher kennt. Das wird gut! Ich hoffe, einmal die Chance zu bekommen, Regie bei einem Film führen zu können, in dem ich nicht spiele. Aber vielleicht muss ich erst zwei, drei Filme inszeniert haben, um als Quereinsteiger das Vertrauen von Machern zu bekommen, mit denen ich noch nicht zusammengearbeitet habe. Für mich kann ich nur sagen: Ich habe mit dem Schritt, nicht nur vor der Kamera zu agieren, sondern auch Regie führen zu dürfen, meine Erfüllung gefunden.

Wie haben sich die Premieren angefühlt, sowohl in Schwerin als auch in Ratzeburg, wo mehr als 700 Leute vor Ort waren?

Dass der Film in Schwerin, auf dem Filmkunstfest MV, laufen würde, freute mich enorm. Ich fühlte mich so geehrt, dass mein Regiedebüt eine Premiere bekam. Und in Ratzeburg ging es weiter – dort mit sogar mehr als 700 Zuschauern, Open Air am See, die offenbar meinen Film mochten! Diese Erlebnisse werde ich niemals vergessen, die stecken ab jetzt in meiner DNA.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach die drei neuen Folgen "Auf der Flucht", "Canasta" und "Natalja" aus?

Die drei Geschichten sind extrem unterschiedlich und damit agieren auch die bekannten Charaktere dieses Ensembles jeweils anders. "Canasta" gefällt mir, weil es so unglaublich bunt und skurril ist. Für meine Figur Hauke machte es in "Natalja" natürlich großen Spaß, dass er wieder einmal sehr persönlich involviert ist, weil er erneut von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Und plötzlich steht dann auch noch dieser junge Mann Ben vor ihm, der ihm so ähnlich ist. Er soll sein Sohn sein, fragt sich Hauke!? Über meinen Film "Auf der Flucht" kann ich nur sagen, dass das Trio Hannah, Jule, Hauke durch respektlose Gangster an seine Grenzen stößt und die drei wegen der Unberechenbarkeit der Eindringlinge um ihr Leben fürchten. Letztlich werden aber alle Filme dieser Reihe durch das Ensemble bestimmt. Jeder "Nord bei Nordwest"-Film ist wie ein Gericht, das immer anders gewürzt wird. Und das betuliche Schwanitz ist immer wieder alles andere als lieblich. Viele Zuschauer sehen das so und warten gespannt, wer wen wann endlich kriegt. Das zu spielen und zu bedienen, macht unverändert großen Spaß!

Eine private Frage: Seit Jahren fahren Sie OldtimerRallyes. Was begeistert Sie daran?

Ich fahre seit 15 Jahren Oldtimer-Rallyes mit verschiedenen Autos. Vielleicht kommt diese Leidenschaft daher, dass ich gern Rennfahrer geworden wäre. Das hätte auch nahegelegen, da es in meiner Familie eine LKW-Werkstatt und eine Autowerkstatt gibt. Dafür hätte ich aber früh gefördert werden müssen, wofür es damals jedoch keinen Raum gab. Ich mag und verstehe Autos. Oldtimer-Rallyes sind weit weg vom Rennsport, es geht darin schließlich nicht um Geschwindigkeit. Oldtimer-Rallyes vermitteln mir aber zumindest einen Hauch von Motorsport.

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