SENDETERMIN Sa., 01.06.19 | 14:30 Uhr | Das Erste

Pampa Blues

Maslow (Joachim Król) und Ben (Sven Gielnik)
Es ist nicht wirklich viel los in Endlingen, auch nicht in Maslows Garage. Maslow selbst und Ben haben viel Zeit, zu träumen. Wobei Ben eher von den Weiten Afrikas träumt und Maslow Pläne spinnt, Endlingen endlich wieder zu Aufschwung zu verhelfen. | Bild: SWR/Bavaria Fernsehproduktion / Daniela Incoronato

Spielfilm Deutschland 2015

Noch ländlicher als Endlingen, wo der 16-jährige Ben mit seinem Großvater lebt, geht es kaum. Endlingen ist ein echtes Kaff und jeder, den es dorthin verschlagen hat, kann erkennen, dass der Ort keine große Zukunft hat. Ben jedenfalls will so bald wie möglich weg, am liebsten wie sein verstorbener Vater nach Afrika. Wenn es denn je dazu kommt. Denn zurzeit ist Ben für das Wohlergehen seines Großvaters verantwortlich. Karl ist dement, spricht wenig, vergisst viel und Ben muss dafür sorgen, dass er sicher durch den Tag kommt. Zumindest solange die Mutter mit ihrer Band auf Tournee ist – und das ist sie praktisch immer. Der Stillstand in Endlingen und der Stillstand in Bens Leben greifen ineinander.

Einer allerdings stemmt sich vehement gegen den Endlinger Niedergang. Dem ehemaligen Golftprofi Maslow ist die Belebung des württembergischen Örtchens eine Herzensangelegenheit. Er betreibt die Autowerkstatt, die Kneipe, subventioniert dort die Bauern Horst, Kurt und Willi und entwickelt parallel jede Menge Ideen für den Aufschwung. Zugegebenermaßen haben die bisher noch nicht durchschlagend funktioniert. Aber Maslow gibt nicht auf. Mit unerschütterlichem Optimismus setzt er gerade wieder einen neuen Plan in die Tat um, für den er auch Bens Unterstützung braucht. Endlingen soll das neue Roswell werden, dafür soll ein Ufo sorgen, das Maslow ausgewählten Endlingern am Himmel erscheinen lässt. Zu schlau dürfen die nicht sein, sonst kommen sie vielleicht drauf, dass es sich nur um ein Modell handelt, das nachts von einem Ballon durch den Himmel über Endlingen gezogen wird. Bei Kurt und Willi hat es schon mal funktioniert. Sobald die Presse von der Endlinger Erscheinung hört, so der Plan, wird das Kaff zum Sensationsthema und bald zur Touristenattraktion.

Eigentlich hält Ben Maslows Plan für bescheuert. Aber als Lena auftaucht, weil ihr liegengebliebenes Auto repariert werden muss, lässt er sich doch reinziehen. Maslow ist überzeugt, dass Lena eine heimlich recherchierende Journalistin ist, und plant schon den Auftritt des Ufos. Ben soll sich mit ihr anfreunden und dafür sorgen, dass Lena die Sensation auch sieht. Dass Ben nicht an die Journalistentheorie glaubt, hindert ihn nicht daran, sich in hübsche, selbstsichere und zugewandte junge Frau zu verlieben. Er lässt sie in seine Welt blicken, in sein Leben mit Karl im sonnendurchfluteten Endlinger Sommer und mit den Dorfdramen um Friseurin Anna, ihren Mann Georgi und den stillen Jojo. Dass Lena mit ihm flirtet, bringt Bewegung in Bens Leben, verunsichert ihn aber auch. Und während ausgerechnet Jojo Endlingen quasi aus Versehen in die Medien bringt, sieht es für Ben so aus, als könne er Lena nur gewinnen, wenn er Karl loswird.

Der Schweizer Autor Rolf Lappert schrieb das Drehbuch zu "Pampa Blues" auf der Basis seines 2012 erschienen, mehrfach ausgezeichneten Romans gleichen Titels, einer Coming-of-age-Geschichte nicht nur für Jugendliche. In der Regie von Kai Wessel wurde daraus ein atmosphärischer Film über den Konflikt zwischen Verantwortung und Freiheitsdrang, der von trockenem Humor, einem gelassen schwingenden Rhythmus und liebevoller Geduld für die Macken der Figuren geprägt ist.

Besetzung und Stab

Rolle Darsteller
Ben Sven Gielnik
Maslow Joachim Król
Lena Paula Beer
Karl Klaus A. Müller-Oi
Jojo Adam Markiewicz
Kurt Bernd Tauber
Willi Olaf A. Krätke
Bauer Horst Christof Wackernagel
Anna Bulatov Malina Ebert
Frau Wernicke Franziska Traub
Georgi Bulatov Dimitri Bilov
Beamter Christian Koerner
Mann am Empfang Georg Alfred Wittner
Empfangsdame Seniorenheim Judith Zykan
Musik: Ralf Wienrich
Titus Wolfe
Kamera: Hagen Bogdanski
Buch: Rolf Lappert
Regie: Kai Wessel
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