Interview mit Regisseur Lars Jessen

Knud und Lenny
Szene aus dem Film: Krabbenfischer Knud Lühr ist überrascht, dass sein Sohn Lenny aus Hamburg zurückgekehrt ist. | Bild: ARD Degeto / Georges Pauly

Sie sind in Dithmarschen aufgewachsen. Inwieweit haben Sie Ihre Ortskenntnisse bei der Auswahl der Drehorte eingebracht?

Wir haben ausschließlich an Drehorten gedreht, die ich aus meiner Jugend kenne. Orte, an denen ich schon in der 10. Klasse mit der Video-AG meiner Schule stand. Diese Motive haben wir jetzt für diesen Film neu entdeckt, wenn wir sie nicht schon 2008 bei der Kinoproduktion "Der Schimmelreiter" im Bild hatten.

Axel Prahl und Jonas Nay sind vom selben Schlag ...

Man spürte schon beim Casting, dass die musikalische Kommunikation zwischen den beiden auf Anhieb sehr intensiv war. Das habe ich in der Form noch nicht erlebt. Axel Prahl kannte ich ja schon von einigen Produktionen, aber Jonas – eines der größten Talente des Landes, wie ich finde – war vom ersten Tag an wie ein Freund, den man schon lange zu kennen glaubt. Insofern war die Zusammenarbeit von großem Vertrauen und gemeinschaftlichem Machen geprägt.

Beide sind nicht nur Schauspieler, sondern auch mit Herzblut Musiker ...

Besonders lustig war die Vorproduktion des Abspannsongs. Ich wollte einen modernen Shanty dafür haben. Und wir hatten das Glück, Jakob Ilja von "Element of Crime" für die Filmmusik zu gewinnen – der kann das ja. Aber ohne echten Shanty-Chor geht das ja auch nicht. Deshalb kam dann noch ein Original-Chor direkt vom Kurkonzert zur Aufnahme in einer Büsumer Grundschule. Die Dithmarscher Chormitglieder haben dann mit der ihnen eigenen inneren Ruhe jedwede Exzentrik der beteiligten Künstler unkommentiert gelassen.

Die schleswig-holsteinische Nordseeküste zeigt sich auch schon mal gern von ihrer rauen Seite, was das Wetter angeht. Nicht so während der Dreharbeiten im September 2016. Während des gesamten Drehs schien die Sonne bei hochsommerlichen Temperaturen.

Der Landkreis Dithmarschen gilt ja als "das letzte Abenteuer Europas". Mir gefällt dort das Rohe, Ungeschliffene und Unaufgeräumte der ganzen Gegend. Wer hier lebt, tut das mit Absicht. Die Brüche im Leben unserer Figuren spiegeln sich gut an der Landschaft und auch an der etwas merkwürdigen, bisweilen disparat wirkenden Architektur. Auf den ersten Blick schön ist der Landstrich eher nicht, eher eigen und schräg – das schärft den Blick, denn das Schöne schön finden, kann jeder! Aber das unrealistisch gute Wetter hat dem ohnehin schon versierten Kameramann Kristian Leschner natürlich in die Hände gespielt.

Wie hat sich denn das Drehteam mit den Besonderheiten Dithmarschens arrangiert?

Natürlich habe ich versucht, dem Team und den Darstellern auch die kulinarischen Besonderheiten meiner Heimat näher zu bringen. Der Dithmarscher Mehlbüdel, eine Eierspeise, die man zusammen mit Speckschwarte und Kirschsoße, Senf, Zucker und Zimt mit Buttersoße isst, hat den Gaumen der Beteiligten dann doch sehr herausgefordert. Aber letztendlich könnte nichts die manchmal sehr seltsamen Gegensätze der Gegend besser ausdrücken als dieses Nationalgericht. Wie in unserem Film kann man dort noch echte Entdeckungen machen!

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