Matthias Koeberlin als Hartwig Seeler
In "Hartwig Seeler – Gefährliche Erinnerung" hatte Privatdetektiv Seeler den Auftrag, eine spurlos verschwundene Frau zu finden, in "Hartwig Seeler – Ein neues Leben" soll er Spuren verwischen, damit eine Frau verschwinden kann. Was reizte Sie an dieser Geschichte?
Genau diese Konstellation machte den neuen Film so interessant für mich. Ein Spezialist im „Finden“ ist im Umkehrschluss auch ein Spezialist im "Verschwinden lassen", weil er alle dafür notwendigen Schritte kennt – für mich eine sehr reizvolle Grundidee dieser Geschichte.
Seeler wird häufig dafür engagiert, vermisste Personen aufzuspüren. Woher kommt seine Affinität zu 'verlorenen Seelen'?
Ich denke, dass Seeler auf seine Weise genauso auch eine verlorene Seele ist. Er hat große Sympathie für Menschen, die wie er Antworten finden möchten und sich nach einem Verständnis für das große Ganze sehnen. Der ungeklärte Tod seiner Frau und die Frage nach dem Warum machen ihn rastlos und lassen ihn an seiner Menschenkenntnis zweifeln.
Sie spielen Hartwig Seeler nun zum zweiten Mal. Er ist in sich gekehrt, kommt eher leise daher, ist grüblerisch und ein wenig melancholisch. Ein Rollentypus, der Ihnen sehr liegt?
Ich mag Figuren, die eine äußerliche Ruhe und eine innere Aufgewühltheit besitzen – so wie Seeler. Eine Präferenz ist es aber nicht. Figuren, die gegenteilig agieren, haben für mich einen ebenso großen Reiz.
Haben Sie Ihrer Figur im zweiten Film neue Facetten gegeben?
Der Grundcharakter Seelers ist natürlich gleich geblieben, aber durch die Anforderungen seines neuen Falls kommen natürlich auch kleinere neue Facetten hinzu. Es wäre schade, wenn er schon alles preisgegeben hätte. Es war mir wichtig, Seeler eine hier und da etwas zugänglichere und weichere Seite zu geben, da er sich zum ersten Mal nach dem Tod seiner Frau mit dem Gedanken einer neuen Partnerschaft beschäftigt – mit Tascha. Er verlässt seine Isolation und macht sich damit angreifbarer und verletzlicher.
Ist Hartwig Seelers Schuldgefühl, Tascha damals bei der folgenschweren Geiselnahme nicht ausreichend beschützt zu haben, der Antrieb für ihn, ihr bei ihrem Vorhaben zu helfen?
Ich denke, dass er schon immer eine große Sympathie für Tascha empfunden hat. Vielleicht hat sie ihn auch schon vorher angezogen. Durch die Schuldgefühle ihr gegenüber bekommt die Beziehung eine neue Qualität, zusammen mit seiner Sehnsucht nach Nähe, Liebe und Geborgenheit.
Die Scham darüber, Opfer einer Vergewaltigung gewesen zu sein, ist das Thema, das Tascha umtreibt, verbunden mit dem Gefühl, sich nicht gewehrt und versagt zu haben. Können Sie nachvollziehen, dass Frauen schweigen statt an die Öffentlichkeit zu gehen, nachdem sie sexuell belästigt oder missbraucht wurden?
Das ist eine sehr schwierige Frage, die nur schwer zu beantworten ist. Die Scham spielt sicher eine entscheidende Rolle, vielleicht aber auch wie bei Tascha, die Angst, bei einer möglichen Verhandlung das Erlittene noch einmal durchleben zu müssen. Auge in Auge mit dem Peiniger zu sein und das quasi vor Publikum – diese Vorstellung könnte für viele Frauen unerträglich sein.
Am Ende des Films merkt Seeler an, dass man generell mit seinem Urteil über Menschen vorsichtiger sein und insgesamt miteinander nachsichtiger umgehen sollte. Was denken Sie: Ist diese Haltung in der heutigen Gesellschaft ein Stück weit verloren gegangen?
Ich denke nicht, dass es an Nachsicht und Rücksicht mangelt. Dafür gibt es jeden Tag genügend Beispiele. Ein latenter Egoismus in unserer Gesellschaft ist aber leider auch nicht von der Hand zu weisen. Umso wichtiger ist es für jeden Einzelnen, diese positiven Tugenden immer wieder aufs Neue zu leben. Alles andere ist keine Option und wird uns auf lange Sicht als Gesellschaft scheitern lassen.
Die Dreharbeiten fanden zum größten Teil auf Gozo statt. Die Insel ist bekannt für ihre Tauchplätze. Hatten Sie während Ihres Aufenthalts Gelegenheit zum Tauchen?
Gozo ist eine wundervolle Insel mit absolut liebenswerten Menschen: herzlich und offen. Ich hatte eine wunderbare Zeit dort. Da ich im ersten Film der Reihe viel Zeit im Meer verbringen musste – inklusive tauchen –, habe ich mir für dieses Mal eine Auszeit gegönnt. Manchmal reicht es auch einfach, aufs Meer zu schauen. (lacht)
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