Interview mit Thekla Carola Wied
Interview mit Thekla Carola Wied
Johanna scheint gezwungen, sich allein einzurichten und mit sporadischen Besuchen ihrer Töchter zufrieden zu geben. Liegt darin auch eine Chance?
Die Sache ist zwiespältig. Einsam leben macht krank, aber Selbstständigkeit bis ins höhere Alter ist auch ein wichtiges Gut. Es ist ja auch normal, dass erwachsene Kinder aus dem Haus gehen.
Johanna und Katharina müssen kurzzeitig wieder unter einem Dach leben – für beide keine einfache Situation. Wie stehen Sie zu generationenübergreifendem Zusammenleben?
Solange diese Lebensform die Regel war, war sie Segen und Fluch zugleich. Es gab einerseits viel gegenseitige Unterstützung, z.B. beim Aufziehen der Kinder, aber wir wissen auch von großem Leid in diesen Gesellschaften etwa durch Unterdrückung der jungen Frauen in der Familie. Heute lässt sich diese Familienkonstellation nur im Einzelfall aufrechterhalten. Wenn es harmonisch zugeht, kann es eine Erleichterung für alle sein.
Das Thema Familie ist ein fester Bestandteil in Ihrer Schauspiel-Karriere. Wie hat sich Familie – bis in aktuelle Drehbücher hinein – gewandelt?
Das ist eine kultursoziologische Frage, die man nicht auf die Schnelle beantworten kann. Das Spektrum möglicher Familienmuster hat sich vervielfacht und das zeigt sich natürlich auch in den Drehbüchern. Eine dieser Entwicklungen zur Patchwork-Familie habe ich in „Ich heirate eine Familie“ schon vor fast 40 Jahren dargestellt.
Viele fürchten sich mit zunehmendem Alter vor Entwurzelung. Was bedeutet Heimat für Sie?
Vertraut und geborgen sein an einem Ort, in einem Land, in einer Sprache und mit Menschen, die man liebt. Heimat muss auch nicht unbedingt nur im Singular vorkommen.
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