Die Darsteller im Interview
Heino Ferch als Johann Friedrich von Allmen, Samuel Finzi als Carlos, Devrim Lingnau als Jasmin Sterner zu markanten Aussagen im Film...
Kann Luxus jemals sinnfrei sein?
Heino Ferch: Auf gar keinen Fall! Natürlich ist Luxus nicht sinnfrei. Und schon gar nicht für Allmen, wie wir wissen. Aber Luxus definiert sich für jeden anders. Das kann Zeit für sich, Zeit mit der Familie, Zeit für die Kinder bedeuten. Luxus ist je nachdem, was man als Luxus bezeichnet, also immer wichtig.
Samuel Finzi: Wenn er sinnvoll wäre, wäre er kein Luxus.
Geld ist doch im Grunde nichts Anderes als hübsch bedrucktes Papier!?
Heino Ferch: Geld ist natürlich mehr als bunt bedrucktes Papier. Geld ist eine Verabredung, in der Welt miteinander Handel zu treiben. Aber die Sicht von Allmen auf die Dinge der Welt ist eine wunderbar andere. Sein "Anything Goes!" macht, dass er sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt.
Samuel Finzi: Ja, aber es ist doch besser mehr von dem hübsch bedruckten Papier zu haben als weniger.
Vielleicht, weil wir uns hier im Reich der Literatur befinden: Zwei Menschen begegnen sich, etwas liegt in der Luft, ist es dann in Romanen nicht meist so, dass der Mann irgendein waghalsiges Husarenstück vollführt, um der Frau zu imponieren?
Samuel Finzi: Will eine Frau niemals einem Mann imponieren?
Devrim Lingnau: Jasmin Sterner macht diesen Kommentar sicherlich, um auf einen Unterschied hinzuweisen: den Unterschied zwischen Literatur, also dem Reich der Phantasie, in der die Männer "waghalsig" sind und den Frauen imponieren wollen, und der Realität, in der es aus Sicht von Jasmin vielleicht eben nicht so ist. Vielleicht ist es für sie sogar gerade anders herum: Jasmin möchte als junge Frau selber "waghalsig" sein.
Wissen Sie, was der späte Charles de Gaulle gesagt hat? Das Alter ist völlig unerheblich, es sei denn … Sie sind ein Käse!
Heino Ferch: So sieht Friedrich von Allmen die Dinge des Lebens! Und er sagt das natürlich auch mit Humor. Das Alter ist grundsätzlich natürlich überhaupt nicht unerheblich, ich glaube, jeder hat in den verschiedenen Phasen im Leben mit dem Alter Lust und Leid. Ich denke, man ist immer so alt, wie man sich fühlt. Das trifft die Wahrheit am Ende doch.
Samuel Finzi: Ich ziehe es vor, ich wäre ein Château Pétrus, weil, der wird mit dem Alter nicht nur besser, sondern auch teurer.
Vos es nunquam minus solus quam cum solus es. Sagt der Lateiner. Du bist nie weniger allein, als wenn Du allein bist…
Heino Ferch: Das spiegelt die Leichtigkeit der Sicht auf die Dinge von Allmen wider, weder Geld noch Alter – noch das Alleinsein – zu dramatisieren. Anything Goes! Natürlich schützt sich Allmen auch, wenn wir ehrlich sind…
Samuel Finzi: Das sagt uns doch, dass es so viele schöne und unschöne Arten gibt, alleine zu sein.
Devrim Lingnau: Alleinsein können und gerne alleine sein – das ist für mich nicht fremd. Das Alleinsein kann sich natürlich sehr unterschiedlich anfühlen – aber manchmal ist es wirklich sehr schön und hat eine eigene Qualität. Man ist näher bei sich selbst, kann seine eigenen Gedanken beobachten und quasi mit sich selber in den Dialog gehen. Das kann sehr kreativ sein!
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie ein Vermögen nie mit Freiheit verwechseln werden!
Heino Ferch: Freiheit findet im Kopf statt und hat nur bedingt mit Vermögen und Reichtum zu tun. Zugegeben, man ist freier, wenn man viele Möglichkeiten hat, aber die eigentliche Freiheit hat im philosophischen Sinne mit Ideen, Geist, Plänen und der Sicht aufs Leben zu tun – mit viel oder weniger Geld. Das ist es, was Allmen der jungen Dame mitgeben möchte: Bleiben Sie frei im Denken!
Devrim Lingnau: Das Wort "Vermögen" ist an sich schon interessant. Es bezeichnet in unserer Alltagssprache Geld oder Eigentum, aber im eigentlichen Wortsinn bedeutet es ja "eine Fähigkeit haben", "etwas tun können". Und wenn ich zu etwas fähig bin, etwas zu tun vermag, dann kann das schon auch eine Freiheit sein. Auf jeden Fall kommt es darauf an, wie ich die Freiheit, die ich habe – ob durch Geld oder auch Fähigkeit – sinnvoll nutze.
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