Fragen an Christian Kohlund

Borchert (Christian Kohlund, li.) wird von einer Gruppe Araber angegriffen und verletzt. Der Imam Sheik Ibrahim Al-Khatib (Neil Malik Abdullah) kommt ihm zur Hilfe.
Borchert wird von einer Gruppe Araber angegriffen und verletzt. Der Imam Sheik Ibrahim Al-Khatib kommt ihm zur Hilfe. | Bild: ARD Degeto / Roland Suso Richter

Herr Kohlund, wie würden Sie den Borchert, den wir in den zwei neuen Filmen sehen, beschreiben? Wie hat er sich verändert im Laufe der inzwischen sechs Fälle?

Er führt seinen kleinen Kampf um Gerechtigkeit – weg von seinem korrumpierten Leben – hin zu seinem alten Idealismus. Er will es richtig machen; er will es gut machen. Dabei vertut er sich immer wieder, doch bleibt hartnäckig dran. Und genau das ist das Tolle an dieser Rolle: Borchert wird eben nicht von einem Tag auf den anderen zum Heiligen – das wäre der Tod für diese Figur. Er muss unkonventionell bleiben – beruflich und privat.

Was sagt Borchert über seine Kollegin Dominique nach fünf gemeinsamen Filmen?

Die zwei sind ein bisschen wie Katz und Hund, und manchmal bekommt der Hund eben von der Katze eins auf die Nase. Dabei sieht Borchert immer auch ein wenig sich selbst in jungen Jahren. Ihr Idealismus und seine Lebenserfahrung ergänzen sich wunderbar. Letztlich schätzt Borchert Dominique sehr, auf eine fast väterliche Art, und würde alles für sie tun – sogar sein Leben für sie geben.

In dem fünften Film "Borchert und die mörderische Gier" wird Borchert von seiner Freundin Marlene verlassen. Was macht er falsch mit den Frauen?

Borchert ist ein einsamer Wolf und auch kein Kostverächter. Im Moment ist er noch nicht in der Lage, eine feste Beziehung zu führen und Verantwortung dafür zu überübernehmen. Er spürt, dass er der Sache nicht gerecht werden kann und will Marlene nicht hintergehen; sie nicht verletzen. Nicht wie bei seiner Frau damals, als er sie betrogen hat und abgehauen ist.

Gleichzeitig kommen sich Dominique und Furrer privat immer näher. Wie geht es Borchert damit?

Auch wenn Dominique und Furrer sich noch etwas auf Distanz halten, beobachtet Borchert ihre Liebelei ganz genau; mit einem leicht kritischen Blick. Sehr offensichtlich kommt hier seine väterliche Seite heraus. Sollte sich Furrer in irgendeiner Weise danebenbenehmen, würde er mörderischen Stress mit Borchert bekommen.

Borchert begibt sich bei den Ermittlungen in islamistische Kreise und ist mit einem Mal der Fremde. Sind das Themen, mit denen unsere Gesellschaft einen neuen Umgang finden muss?

Unser Borchert hat überhaupt keine Berührungsängste mit irgendeiner Kultur – er ist ein absoluter Kosmopolit und bringt jedem Menschen den Respekt entgegen, den er verdient. Das Gute an der Geschichte ist gerade, dass sie einen Twist macht und wir am Ende keine islamistische Story sehen, sondern verstehen, dass es um kriminelle Machenschaften an sich geht, und nicht um die Auseinandersetzung zwischen uns Europäern und dem Islam. Borchert steht immer auf der Seite des Rechts, ob nun für Indianer, Aborigines, Hindus oder Muslime. Von solchen Menschen bräuchten wir mehr in unserer Gesellschaft.

Im sechsten Film "Borchert und der Sündenfall" ist Furrer wegen polizei-interner Verdächtigungen auf die Hilfe von Dominique und Borchert angewiesen. Inwieweit verändert das das Verhältnis der beiden Männer zueinander?

Selbst wenn Borchert sich mit Furrer immer wieder in die Haare kriegt, ist eins klar: Wenn Furrer in Not ist, ist Borchert da. Dann hilft er ihm, wo es geht. Auch in diesem Verhältnis übernimmt Borchert eine väterliche Rolle. Er schätzt Furrer sehr und fühlt sich ab und an sicherlich an seinen verstorbenen Sohn erinnert.

In dem gleichen Teil geht es um Korruption bei der Polizei und Borchert nutzt seine Kontakte zur Unterwelt, um den Fall zu knacken. Guter oder böser Junge – wo steht Borchert jetzt?

Borchert geht nicht zwingend den offiziellen Weg, um Recht zu finden. Er hat alles gesehen in der Welt und ist ein Mann mit viel Erfahrung. Im richtigen Moment weiß er immer, wo er hingehen muss – das macht die Figur interessant. Als reicher Mann bedeuten Geld oder Karriere ihm nichts mehr; so bleibt er unabhängig. Ich würde sagen, je nach Situation ist er mal ‚good boy’ oder ‚bad boy’ – immer so, wie er es braucht.

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